Im Geburtsvorbereitungskurs versicherte uns die Hebamme, dass wir ganz schnell zu versierten Experten unserer Kinder werden würden. Zwar steigen in mir nach wie vor nahezu täglich Fragezeichen auf, weil ich mal wieder meine Tochter nicht verstehen kann, aber in einer Sache bin ich echt gut geworden: Ich kann prima erkennen, ob meine Tochter müde und wie müde sie eigentlich ist. Das allein reicht unglücklicher Weise nicht aus, um die Terrorpüppi in einen schlafenden Engel zu verwandeln, aber es ist zumindest ein Anfang. Bei erfolgreicher Begleitung in den Schlaf habe ich sodann auch meine (vorläufige) Ruhe und meine Maus sammelt Kraft für die kommende Wachphase mit zumindest anfänglicher guter Laune. Bei sich stark verzögender Einschlafbegleitung oder gar Misserfolg hingegen leidet vor allem unser Krümel und wir gleich mit ihm. Besonders dramatisch wird es, wenn aus dem Kampf gegen die Müdigkeit, ein Kampf gegen Müdigkeit und Hunger wird (wir nennen es die Hunger-Müdigkeits-Spirale), dann wird aus dem Kampf eine kräftezehrende und zeitraubende Schlacht, bei der es keinen Sieger geben kann.
Die Konsequenzen eines drohenden Misserfolgs vor Augen, ergreife ich bei den ersten Müdigkeitsanzeichen möglichst unverzüglich zu den aktuell bewährten Waffen. Unglücklicherweise gibt es Situationen, da ist das nicht so einfach: etwa  in einem Restaurant, auf einer Geburtstagsfeier oder im Supermarkt – und genau in diesen Situationen treffe ich immer mal wieder auf externe Babyexperten, die Unverständnis dafür zeigen, dass ich entweder schnell losmöchte oder ich erste Einschlafmaßnahmen ergreife: Die will doch gar nicht schlafen! Die will doch was erleben! Manchmal, wenn die sich wundernden und zweifelnden Personen noch Zuschauer der stürmischen Schlaf-Schlacht werden, erkennen sie, dass die Terrorpüppi womöglich doch müde war. Aber meist erleben sie das nicht mehr mit, denn eine wichtige Waffe im Kampf gegen die Müdigkeit ist der Rückzug.