Ganz ehrlich? Diese Frage habe ich mir eigentlich nie ernsthaft gestellt. Wird sie mir aber regelmäßig seit Bekanntwerden meiner Schwangerschaft. Interessant finde ich, dass Männer diese Frage wesentlich seltener gestellt bekommen. Kenne jedenfalls keinen, der nach Bekanntgabe des Vaterwerdens gleich nach den ersten Glückwunschen gefragt wurde, wie er denn das jetzt in Zukunft nur hinbekommen wolle, so Job und Familie unter einen Hut. Dabei ist es für die Männer doch gar nicht einfacher, sie haben meist nur anders gelagerte Probleme bei der Vereinbarung beider Lebensbereiche. Nehmen wir doch mal die Erwartungen, die an die Mamas und Papas gestellt werden: Die Mama soll auf jeden Fall erst einmal zu Hause bleiben, sonst wird aus dem armen Kind ein emotional verkrüppeltes Wesen. Der Papa hingegen soll natürlich auch Elternzeit nehmen – denn das machen moderne Väter so – aber bitte nicht zu lange, soll ja kein Weichei sein und für die Familie muss ja auch finanziell ausgesorgt werden. Natürlich muss der Papa trotz des Vollzeitjobs ganz viel Zeit für seine Familie finden – und im Haushalt helfen und vielleicht noch interessante Hobbys haben. Mama soll natürlich auch irgendwann wieder arbeiten gehen, aber die Menge ihrer Arbeitszeit richtet sich dabei nach den Bedürfnissen ihrer Kinder – oder den Erwartungen über die Bedürfnisse ihrer Kinder. Beim Papa nicht – selbst wenn er es sich insgeheim wünscht. Während für den Papa Vollzeit angesagt ist, muss Mama in Teilzeit gehen, denn voll berufstätige Mütter sind ja Rabenmütter – und voll arbeitende Väter sind gute Versorger. Schlechte Hausfrauen sind die Mamas auch, wenn es im kuscheligen Heim alles gar nicht so kuschelig ist, wenn sich Dreckwäsche auftürmt, Staub auf den Möbeln ansammelt und nicht jeden Abend ein selbstgekochtes Abendessen auf dem Tisch steht. Ab und an kocht natürlich auch der Papa – denn kochen kann der moderne Papa ja, ist zudem auch sehr männlich. Das Kind ist krank? Wie kann es Mama da nur wagen, trotzdem arbeiten zu gehen? Was für ein toller Papa, dass er zu Hause am Bett des kindlichen Patienten wacht – aber das sollte natürlich die Ausnahme bleiben. Dann, wenn die Kinder aus dem Haus sind, soll Mama natürlich doch wieder voll arbeiten gehen. Klappt nicht? Selbst schuld. Mama hat sich keine hohe Rente erarbeiten können? Immer wieder diese Hausfrauen. Und Papa? Der hat seine Kinder nicht so oft gesehen, wie es den Kindern gut getan hätte. So ein Wochenendpapa natürlich. Ebenso selbst schuld.
Diese Erwartungen sind natürlich keine Einbahnstraße – nicht nur die Frauen bzw. Mütter erwarten das von den Männern bzw. Vätern und umgekehrt, sondern ebenso beäugen sich Mütter und Väter untereinander, ob und wie sie denn ihre Rollen so ausfüllen.
Ich habe ja schon gesagt, dass ich mir die Frage nach Vereinbarkeit von Familie und Job gar nicht so richtig stelle. Meine Eltern waren beide voll berufstätig und das hat mich nie gestört. Mag sein, dass meine Eltern in gewissen Bereichen den gesellschaftlichen Rollenklischees verhaftet geblieben sind – aber mal ehrlich, wer bricht denn da auch schon ausnahmslos aus? Also ich bestimmt auch nicht. Entscheidender ist doch, dass mir Gleichberechtigung ganz alltäglich vorgelebt worden ist und da war die Frage nach der Vereinbarkeit eben auch eine, die beide Elternteile was anging und die im Alltag ganz pragmatisch gelöst worden ist. Natürlich weiß ich, dass die Rahmenbedingungen das bei meinen Eltern zuließen, aber was nach wie vor Gültigkeit hat, ist, dass die Terrorpüppi bei Eltern aufwachsen wird, die sich beide gleichermaßen den Herausforderungen von Familien- und Berufsleben stellen werden. Vielleicht ist dann ein Teilzeitjob notwendig, vielleicht wird er auch schlichtweg gewünscht; vielleicht macht ihn auch der Papa oder wir beide. Was soll ich denn jetzt schon jeden Schritt planen, der nicht zu planen ist. Das wäre doch eine trügerische Scheinkontrolle der Rahmenbedingungen und auch unserer zukünftigen Lebensbedürfnisse und -umstände. Selbstverständlich bin ich nicht naiv, wenn es um Bewerbungen auf Stellen geht. Die gelebte Gleichberechtigung meiner Eltern (und hoffentlich auch von uns) ist leider nicht gelebte gesellschaftliche Wirklichkeit, doch letztere kann ich allein nur bedingt verändern. Was ich aber machen kann, ist tatt immer nur zu fragen, was nicht geht, bewältige ich lieber ganz pragmatisch den Alltag gemeinsam mit dem Terrorpüppi-Papa und bringen das zusammen, was zusammen gehört: Familie und Beruf.

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