Vor einiger Zeit hat die Auftragsmama bei Twitter die anderen Familienblogger dazu aufgefordert, ihre Erziehungsmottos zu explizieren, mit dem Ziel, diese zusammenzutragen und in geballter Form zu veröffentlichen. Am Ende waren es 35 Blogger und Bloggerinnen, die dem Aufruf folgten. Mit der Auftragsmama selbst sind dort also 36 Erziehungsmottos versammelt und damit ist ein recht umfangreiches Kompendium entstanden. In Anschluss hieran möchte ich nun mit etwas zeitlichem Abstand gerne ein paar Gedanken formulieren.

Im Artikel der Auftragsmama war zu lesen, dass man ein Erziehungsmotto als „den roten Faden“ bezeichnen könnte, der bei der Erziehung „mitläuft„. Die meisten Eltern werden auch mit einigem Nachdenken ihrer Erziehung ein solches Motto zuordnen können, aber was sagt so ein Motto eigentlich aus?
Zuerst einmal drückt so ein Motto dasjenige Bild von Erziehung aus, das Eltern von sich selbst und vom Umgang mit ihren Kindern haben. Hierbei treffen allerdings Wunsch und Wirklichkeit zusammen. Zunächst einmal handelt niemand konsequent in allen Lebenslagen seinem Wunschbild entsprechend. Auch handeln wir nicht permanent reflektiert. Und zuletzt gibt es es einfach Situationen, in denen das Leitbild einfach nicht passen will. Dann weicht man vom eigentlich leitenden Erziehungsprinzip ab, weil man es muss. Wie die Auftragsmama auch ganz richtig angeprochen hat, bleibt so ein Motto auch eher selten konstant (nie), sondern ändert sich mit dem Großwerden der Kinder: Nicht nur die Kinder werden erwachsen. Ebenso werden aus blutjungen Neueltern sukzessive erfahrene alte Hasen. Dazu kommt, dass wir Eltern obendrein noch Individuen sind, die auch abseits der Kinder immer wieder neue Erfahrungen sammeln – Erfahrungen, die uns in bestimmten Ansichten und Einsichten bestärken, aber eben auch Erfahrungen, die unsere Welt immer mal wieder auf den Kopf stellen.

Im Kompendium tauche ich an 18. Stelle auf. Wie viele andere habe auch ich die elterliche Intuition betont. Erziehungsratgeber stellen für mich vor allem ein überschätztes Instrument dar, denn sie mögen vielleicht Anregungen bieten, aber ganz sicher keine Patentrezepte. Mutter und Vater ist man nicht, man wird es und man lernt ein Leben lang weiter (oder sollte es zumindest?). Man kann nicht alles richtig machen, aber man kann sich bemühen und an sich arbeiten, wenn man das Gefühl hat, dass das nötig ist. Das Beobachten unserer Kinder wie auch das Verhalten anderer Eltern richtet nicht selten einen Spiegel auf uns selbst. Es tut uns allen gut, wenn wir ab und an Abstand zu unserem Erziehungsalltag gewinnen und uns in Momente der Reflexion begeben. Normalerweise läuft Familie ja einfach. Erziehung funktioniert und wird erst bei offensichtlich werdenden Problemen hinterfragt. Routinen lassen unseren Alltag ohne allzu große Reibungsverluste verlaufen und das ist auch gut so. Die meiste Zeit sind wir aber auch betriebsblind und sehen nicht, welche unintendierten Konsequenzen wir da gelegentlich mitproduzieren. Sich mit den verschiedenen Erziehungsidealen und -stilen anderer Eltern konstruktiv auseinander zu setzen, kann helfen, dass man sich seiner eigenen Erziehungsweisen bewusster wird und womöglich in Teilen auch überdenkt. Intuition allein reicht manchmal nämlich nicht aus, denn Intuition muss sich entwickeln und die eigene Intuition kann uns auch täuschen. Umgekehrt sollte man wohl nicht gegen sein Bauchgefühl agieren, denn ein schlechte Gefühl hat man in der Regel auch zu Recht. Erziehung ist nicht leicht, aber theoretisieren sollte man sie auch nicht fortwährend. Die richtige Balance zu finden, scheint mir die eigentliche Herausforderung zu sein.

Erziehungsmotto als Spiegel

Letztlich wollen wir Eltern unseren Kindern gerecht werden und sollten dabei nie vergessen, wer wir eigentlich selbst sind. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir Eltern authentisch sein sollten in unserer Erziehung und trotzdem lernfähig. Authenzität heißt nämlich nicht, stur einfach zu bleiben wer man ist, sondern auch, der zu werden, der man sein möchte und womöglich auch der, der man für seine Kinder sein sollte: Gemeinsam die Welt zu erobern – Miteinander statt nebeneinander. Auf Augenhöhe? Ganz bestimmt sogar, aber trotzdem: Wir sind die Eltern und als solche dürfen wir uns auch nicht verstecken, sondern müssen auch Grenzen setzen, Rahmenbedingungen gestalten und Entscheidungen treffen.

Könnt ihr eure Erziehung in einem einzigen Motto beschreiben? Wie hat sich eure Erziehungsweise im Laufe der Jahre verändert? Was hattet ihr euch vorgenommen und ist dann doch ganz anders gekommen?

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