Meine Terrorpüppi ist jetzt fast 17 Monate alt, aber es kommt mir so vor, als sei die Zeit ohne sie schon ewig her. Ich bin immer noch ich. Ich bin nicht zu jemandem geworden, den ich nicht mehr wiedererkenne im Spiegel. Ich bin ich geblieben, aber irgendwie bin ich doch ganz anders jetzt – und das passt wirklich hervorragend zur Blogparade von der Villa Schaukelpferd, an der ich im Schlussspurt noch teilnehme. Jetzt mit der Terrorpüppi sehe ich mich für die Zukunft besser gewappnet als je zuvor. Trockenen Fußes (aber mit vollgekleckertem Shirt) schreite ich nun durchs Leben.

#dasbinichjetzt - gut gewappnet für die Zukunft

Nachfolgend mal eine kleine ausgewählte Darstellung meines neuen Ichs in völlig willkürlicher Reihenfolge!

Noch schneller alkoholisiert, aber immer noch katerfrei
Ich leide schon immer an einer äußerst seltenen Krankheit, nämlich der „Ich kann saufen wie ein Loch, aber am nächsten Tag habe ich trotzdem keinen Kater“ -Krankheit. Zeit meines Erwachsenenlebens wurde ich um diese Erkrankung stigmatisiert von all den Alkoholleichen um mich herum. Mein einziges Glück bestand darin, dass Alkohol in meinem Umfeld zwar als Genussgetränk, nicht aber wie Kaffee täglich sondern in Maßen genossen wird. So musste ich den Anfeindungen der Kopfschmerz- und Übekeitsgeplagten nicht zu oft standhalten.
Man prophezeite mir aber mit der Geburt meines Kindes eine Besserung meines Leidens, doch weit gefehlt. Seit meiner Terrorpüppi wieder da ist und ich nach der Stillzeit auch selbst wieder zu Alkohol greifen durfte, muss ich – aus Sicht meines Umfelds „leider“ – feststellen, dass ich nicht schneller nen Schwipps bekomme, sondern auch am nächsten Tag nach wie vor nicht leiden muss. Meine Erkrankung ist also noch schlimmer geworden, denn jetzt kostet mich mein Schwipps am Abend zuvor auch noch kaum was. Also kaum Investitionskosten und das bei quasi Null Risiko.
Ich hoffe, man mein Umfeld wird mich trotz meines verschlechterten Gesundheitszustandes weiter lieben…

Chefin reloaded 2.0
Ich glaube ich war schon immer eine geborene Führungskraft: Analysieren, Delegieren, Durchsetzungsvermögen und die Fähigkeit, im Team zu arbeiten und dieses gemeinsam mit dem Team weiterzuentwickeln – das war alles schon da. Doch jetzt, dank der Terrorpüppi, bin ich eine Chefin reloaded 2.0.
Dank der Terrorpüppi habe ich all meine Fähigkeiten rasant weiterentwickeln können und konnte obendrein ganz neue hinzugewinnen:

  • Noch nie konnte ich so gut Prioritäten setzen wie jetzt.
  • Mein Output ist trotz dramatischer Zeitverknappung angestiegen.
  • Ich bin flexibler geworden und zugleich kann ich noch besser planen und organisieren als je zuvor.
  • Mein Konfliktmanagent erfährt nun regelmäßige Updates mit neuen Strategien.
  • Mein Wissensmanagement wird neu justiert und erhält weitere Wissensfelder, die ich auch noch besser verknüpfen kann.
  • Mein Durchsetzungsvermögen ist geschärft worden – auch weil ich nun viel besser weiß, wann es sich lohnt zu kämpfen und wann Diplomatie und Fingerspitzengefühl gefragt ist.

Im Grund genommen, habe ich seit der Geburt meiner Tochter 4 Arme und mein Tag ist im Vergleich zu Kinderlosen anscheinend 30 Stunden lang. Zudem habe ich mit der Terrorpüppi eine „hervorragende“ Mitarbeiterin, die mir täglich Feedback gibt und mich wie ein Drill-Sergeant zu immer neuen Höchstleistungen antreibt.

Die Emotionalisierung meines Ichs
Emotionen konnte ich schon immer gut zu lassen und befand sie nie als Last. Jetzt mit der Terrorpüppi aber nimmt alles neue Ausmaße an. Jetzt kann mich potentiell nahezu alles emotional berühren, jedenfalls wenn es irgendwie um Kinder geht. Das kann unglaublich tolle Gefühle in mir hervorrufen, aber eben auch Ängste wecken, die ich gar nicht kannte. Die Welt da draußen ist wunderschön, aber auch unglaublich schaurig und traurig. Ich bin jetzt viel mehr als früher darauf bedacht, das Schöne in der Welt, in meiner Welt, zu entdecken und der Terrorpüppi zu zeigen – und zugleich versuche ich all die Gefahren, die sich hinterrücks anschleichen und nicht mehr aus meinem Kopf wollen, immer wieder beiseite zu schieben, damit sie mich niemals lähmen mögen. All meine Gefühle kannte ich vorher schon, nur sind sie jetzt noch intensiver als zuvor.
Besonders interessant finde ich dabei, dass meine geheime Superkraft des „In Gedanken Snuff-Filme Drehens – mit mir selbst in der Hauptrolle“ noch weiter verfeinert worden ist. Ich habe schon immer dazu tendiert, im Alltag ganz plötzlich und ohne Vorankündigung vor meinem inneren Auge kurze Filme ablaufen zu sehen, in denen das denkbar ungünstigste Szenario der jeweiligen Situation ablief: Stand ich auf einer Leiter, habe ich mir beispielsweise ganz plötzlich in bewegten Bildern meinen Fall von der Leiter direkt durchs offene Fenster vorgestellt. Seit die Terrorpüppi da ist, drehe ich tagtäglich gleich mehrere solcher Filme. Hollywood könnte wirklich noch von mir lernen.

Mutation zur Häkel- und Nähtante
Ich habe wirklich keine Ahnung wie es dazu kommen konnte, aber ganz plötzlich häkel und nähe ich – und das auch noch wirklich gerne. Wie so ein altes Hausmütterchen. Aber wisst ihr was? Das fühlt sich nicht nur völlig unproblematisch für mich an, sondern es steckte offenbar schon immer in mir drin. Auf einmal konnte ich mich daran erinnern, wie mich die hohe Kunst der Handarbeit als Kind schon fasziniert und meine Oma verzweifelt versuchte mir beizubringen, wie man häkelt und strickt. Völlig erfolglos damals. Ich war hoffnungslos untalentiert. Damals. Aber die Terrorpüppi hat da schlicht neue Talente in mir freigemacht. Die waren bestimmt schon da, nur habe ich sie zuvor anderweitig kanalisiert. Außerdem häkel und nähe ich natürlich coole Sachen. Keine Spitzchendecken und Topflappen.


Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Ungeduldigste im ganzen Land?
Ungeduldig war ich schon immer, aber jetzt mit der Püppi wird mir meine größte Schwäche tagtäglich vor Augen geführt. Habe ich früher mit meiner Ungeduld symbiotisch und vor allem friedlich so dahingelebt, könnte ich sie jetzt täglich an die Wand klatschen. Ich hasse sie mittlerweile regelrecht und deshalb arbeite ich auch an mir. Ich versuche mich regelmäßig zu reflektieren und mir Strategien zu überlegen, mit dieser moppelkotzeligen Ungeduld umzugehen. Sie mag ein Teil von mir sein, aber diesen Teil möchte ich wenigstens in Handschellen legen.

Friedensschluss mit meinem Körper
Mein Körper ist voller Ecken und Kanten. Nach gängigen Schönheitsdefinitionen bin ich quasi voller Macken, bräuchte ein Update und einige Reparaturen. Aber was interessiert mich das gängige Schönheitsideal? Ich habe lange gebraucht um mit mir in meinem Körper gut klar zu kommen und mit der Terrorpüppi habe ich endgültig Frieden mit ihm geschlossen. Als meine fleischliche Hülle ist er einfach ein Teil von mir. Wer mich mag, mag mich ganz oder gar nicht. Also mag ich mich lieber auch ganz, weil „gar nicht“ ist keine Option.