Die gute Nieselpriem hatte im Mai zu einer ganz wunderbaren Blogparade aufgerufen. Sie fragte nämlich nach dem Tag unserer Geburt. Ja unserer eigenen und nicht den unserer Kinder. Aber was soll ich sagen: Ich hatte es zeitlich einfach nicht gebacken bekommen. Da ich das Thema aber wirklich spannend finde, blogge ich jetzt trotzdem noch darüber.
Natürlich fällt es mir naturgemäß etwas schwer, mich an meinen eigene Geburt zu erinnern, also habe ich meine Mama dazu interviewt. Ihre Worte haben mich sehr berührt. Denn ich kann das Glück der Mutterschaft so sehr mitfühlen in ihren Worten und durch meine eigenen Erlebnisse zugleich auch nachfühlen. Dennoch tut es mir auch schrecklich leid zu hören, wie eine Geburt in der DDR so ablief.


Hallo Mama, schön dass du dir die Zeit genommen hast, mir einige Fragen zu beantworten, die ich mir selbst ja unmöglich aus eigener Erinnerung ins Gedächtnis rufen könnte.

Vielleicht beginnen wir mit der Schwangerschaft. Erzähl doch mal, wie du die Schwangerschaft mit mir empfunden hast?
Ich war 19 Jahre jung, habe einen Beruf erlernt und gerade angefangen Geld zu verdienen. Also heute würde ich natürlich sagen dass es nicht geplant war schwanger zu werden, aber eine Schwangerschaft zu erleben ist für mich mit das schönste gewesen. Natürlich mussten ich und dein Papa den Schreck erst einmal verdauen, aber als die Oma es erfahren hat war es wohl das größte auf der Welt. Ich konnte mich dann voll und ganz auf mich und das neue Leben konzentrieren. 
Es war zu dieser Zeit nichts untypisches so jung ein Baby zu bekommen, von daher bin ich auch bis zum 8. Monat arbeiten gegangen und habe sehr viel Unterstützung auf Arbeit erfahren. Eine Kollegin von mir war damals auch schwanger, es war schon gut sich austauschen zu können. 
Es gab direkt eine Schwangerenberatung, wo man hingehen musste, dort hat man aber die normalen Routineuntersuchungen gemacht und sich keine Zeit genommen für einen selbst. Da ist es heute doch schöner. Zu der Zeit, wo ich mit dir schwanger war, hat man auch noch nicht sagen können, ob Mädchen oder Junge, also mussten wir uns für beides einen Namen ausdenken. Es war sehr lustig mitunter, weil wir uns nur selten einigen konnten. Bei deinem Namen war es so, dass deine Oma einen Tages vom Einkaufen kam und sagte: „Ich habe einen tollen Mädchennamen gehört“. Tja, wir fanden den auch gut und somit stand dein Name fest.


Du hattest mir, als ich noch klein war, oft von den letzten Wochen der Schwangerschaft mit mir im Bauch erzählt und du hattest dabei auch erwähnt, wie anstrengend es gewesen war, mich so lange zu übertragen. Wie hast du den Moment, als die Geburt dann endlich losging, erlebt? Und wie muss ich mir so eine Geburt in einem typischen DDR-Krankenhaus vorstellen?
Oh ja, ich war 3 Wochen über der Zeit und es war sehr anstrengend zum Schluss. Jeden 2. Tag musste ich zum Krankenhaus fahren zur Kontrolle und wollte dich nur noch bekommen. Als es dann eines morgens los ging, fuhr dein Papa mit mir im Taxi zum Krankenhaus. Dort wurde man gleich untersucht, dann in eine Art OP Hemd gesteckt und in einen großen kalt gefliesten Waschraum geschickt. Ich bekam einen Einlauf und dann sollte ich warten bis man mich holt. Es verging eine Ewigkeit und ich bekam alleine Angst und dachte man hat mich vergessen. Ich klingelte und es kam eine Schwester, dir mir schroff mitteilte das es nicht so wäre. Später kam ich in den Entbindungssaal, wo ganz viele Frauen lagen und die Betten nur durch einen Vorhang getrennt waren. Die gesamte Situation war damals furchtbar und nicht sehr angenehm, was mir nicht Mut machte. Ich wünschte mir, dass es schnell gehen möge, aber es dauerte geschlagene 12 Stunden. Als es dann aber soweit war und ich dich im Arm hielt, war alles um mich herum vergessen und ich war glücklich. Später habe ich erfahren, dass dein Papa immer wieder im Krankenhaus angerufen hatte und wissen wollte, ob du schon da bist. Ich bin dann in ein Vier-Bett Zimmer gekommen und habe dich nur zur Fütterungszeit bekommen. Nach einer langen Woche konnte ich endlich mit dir nach Hause, wo alle schon sehnsüchtig auf dich gewartet haben.
Wie hast du die Zeit kurz nach der Geburt erlebt?
Da ich ja erst nach einer Woche mit dir aus dem Krankenhaus entlassen wurde (dein Papa hat uns jeden Tag nach der Arbeit besucht) war ich überglücklich zu Hause zu sein. Die Nächte nicht mehr durchschlafen zu können war auch eine große Umstellung, aber dich bei uns zu haben war ein echtes Wunder. Dein Papa hat in der Nacht mit dem Fuß deine Wiege bewegt damit du beruhigt schlafen konntest. Am Tage waren wir alleine mit dir und ich konnte mich langsam an einen neuen Tagesrhythmus gewöhnen , da du zum Anfang auch gestillt wurdest.
Drei Wochen nach deiner Geburt wurde ich krank mit sehr hohem Fieber und somit kam es, dass ich sehr früh abstillen musste. Dein Papa kümmerte sich dann liebevoll um dich und die Flaschenmilch hast du auch gut vertragen.
Alle vier Wochen bin ich mit dir zur Mütterberatung, wo du immer untersucht worden bist. Es wurde darauf geachtet, dass du alle wichtigen Impfungen erhälst und dein Gewicht und Größe wurden ins Versicherungsbuch eingetragen. Da ich ein ganzes Jahr zu Hause bleiben durfte, kann ich heute sagen, dass ich es genossen habe. Deine Omas und Opas waren auch immer da, um zu unterstützen, wo es ging.
 
Wie hättest du dir, mit all dem Wissen von heute, meine Geburt gewünscht? 
Es wäre für mich schon wichtig gewesen, wenn Papa  dabei gewesen wäre. Es ist nicht schön wenn man die Geburt alleine durchstehen muss. Toll wäre es auch, wenn ich dich immer im Zimmer gehabt hätte. Es ist doch schon wichtig als kleine Familie von Anfang an zusammen zu sein.
 
Da ich ja noch einen Bruder habe. Was hat sich bei der dieser Schwangerschaft und der Geburt von den bisher geschilderten Erlebnissen unterschieden
Bei deinem Bruder konnte ich mir in der Schwangerschaft sagen lassen, was es wird, was ich auch wissen wollte. Die Geburt ging schneller, da die Fruchtblase geplatzt war und ich hatte ein Zimmer, wo ich deinen Bruder am Tage mit im Zimmer hatte. Aber sehr viele Unterschiede waren da leider auch nicht.

Ich bin froh das es heute wirklich den Müttern so angenehm wie möglich gemacht wird.

Lieben Dank Mama, dass du dir die Zeit genommen hast, deine Erinnerungen mit mir und meinen Lesern zu teilen. Ich finde es wunderbar, nun noch mehr über meine eigene Geburt zu wissen. Ich weiß, wie sehr dich die Erfahrungen mit den unfreundlichen Schwestern, Ärzten und Geburtshelfern geprägt haben. Du hast immer mit Grauen davon berichtet. Die Kälte und Herzlosigkeit, die du damals empfunden hast, tut mir schrecklich leid, obwohl ich selbst ja gar nichts dafür kann. Eine Geburt sollte etwas schönes sein, trotz all der Schmerzen. Und trotz des eisigen Ambientes hattest du mir auch, als ich klein war, stets erzählt, dass mich in den Armen zu halten, so unglaublich schön war, dass dir schon gleich nach der Geburt wieder klar war, dass du unbedingt ein weiteres Kind haben musst. Liebe versetzt sogar gefühlskalte Systeme.

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