Mein Urlaub neigt sich dem Ende zu und wir müssen die Heimreise morgen antreten. Doch eine letzte Urlaubsvertretung darf ich euch noch präsentieren! Yvonne vom Blog limalisoy ist zu Gast und wird dabei ein klein wenig ernster. Das Leben von Alleinziehenden kann man nur schwer verstehen, wenn man nicht selbst auch alleinerziehend ist. Yvonne versucht es trotzdem und ich kann nur sagen: Ich bin wirklich froh, dass mein Mann an meiner Seite steht.
 

Ein ganz normaler Tag

Ein Gastbeitrag von Yvonne, Blog limalisoy
 
Die Bildrechte liegen bei limalisoy

Fragst du dich manchmal auch, wohin das Leben mit dir will? Wer überhaupt die Zügel deines Lebens in der Hand hält? Also ich schon, denn bei mir läuft so einiges außer Plan. Ach was sage ich, einiges ist noch wahrlich untertrieben!
Stell´ dir mal Folgendes vor: Du träumst von der absoluten Bilderbuchfamilie, einem wunderbaren Job und obendrauf noch ein Eigenheim in einer Kleinstadt – oder auch am Stadtrand. Wenn du das alles hast, lebst du deinen Traum – denkst du zumindest! Und dann… dann zerplatzt die Seifenblase! Aus der Traum oder nicht? Alle Türen zu – bumm! Der Weg am Ende des Tunnels bleibt düster. Wo ist die andere Tür, die sich der Logik nach nun öffnen müsste??? Das weißt du noch nicht. Das Einzige, was du mit Sicherheit weißt, ist, dass du nun dein Leben ändern musst. Der Alltag, den du vorher gelebt hast, den gibt es nicht mehr. Ab jetzt lebst du frei nach der Darwin´schen Lehre: Nur die Starken überleben!

Ganz so dramatisch ist es dann doch nicht und mittlerweile sind auch schon einige Jahre vergangen. Ich habe Lebenserfahrung dazugebekommen und zwei wunderbare gesunde Töchter, die meinen Weg begleiten und zu etwas Besonderem machen – wie immer kommt es auf den Blickwinkel an. Mit ihnen erlebe ich Höhen oder Tiefen und so manch spannendes Abenteuer. Aber auch der ganz normale Alltag – oder wie ich zu sagen pflege: der ganz normale Wahnsinn – ist schon ein Abenteuer für sich. Wie sich das mitunter gestalten kann, kannst du in den folgenden Zeilen lesen…

Bis(s) zum Nachmittag

Wenn frühmorgens schon das Kind vor dem Hahn kräht (ähem vor dem Weckerklingeln), ahnst du bereits, dass dieser Tag einen schwierigen Start haben wird. „Mama“ schreit es aus dem Nachbarzimmer „ich kann nicht mehr schlafen“ und mit dem jammervollen und insistierendem Tonfall ist dir klar, dass DU nun aufstehen und zum Kind gehen musst. Immerhin schreit ja auch niemand nach Papa, denn den gibt es hier nicht mehr… 
Also kein geteiltes Leid, sondern selbst gemachtes Schicksal (zumindest so in etwa). 

Müde und schlaftrunken tappst du also über den dunklen Flur und möchtest eigentlich nur, dass dein Kind weiterschläft. Es ist noch mehr als eine Stunde bis zum Aufstehen. Du gibst also alles, um deine Maus zum Schlafen zu bewegen. Doch es ist nichts zu machen. Es hat Hunger. Es möchte Müsli. Jetzt! 
Zufrieden schmatzend stärkt sich die Kleinste, während nun der Wecker der Großen den Tag einläutet. Ein kaum zwischen den Lippen hervorgepresstes „Guten Morgen“ macht auch hier klar, dass das Kind eigentlich lieber schlafen möchte. Aber so ist das wohl bei vielen Schulkindern. Der Hang zum Schlafen ist größer als die Lust am frühen Aufstehen :-).

Stress lass nach

Wenn beide Kinder aufgestanden sind, fängt der Stress an: Frühstück machen, Schulbrote schmieren, beim Anziehen/Zähneputzen helfen, usw. Jeder Elternteil kennt das. Egal ob alleinerziehend oder nicht: nachts sind alle Katzen grau! Die Unterschiede zeigen sich dann wohl eher später im Tagesverlauf, dann wenn du eigentlich eine Pause bräuchtest und die Kinder wegen jedes Bedürfnisses auf dich zukommen… Nun ja, bevor ich da jetzt einhake, bringe ich doch lieber mal den Tagesablauf zu Ende. 

Nachdem die Kinder außer Haus gebracht wurden, heißt es für mich: einkaufen, Haushalt, Arbeit… Bis es 15 Uhr ist und die Kinder von Schule und KiTa abgeholt werden müssen. Während du nonstop beschäftigt warst, konnten deine Kinder im Ganztag verschnaufen.Hausaufgaben sind erledigt, die Bäuche sind eigentlich gefüllt. Sie sind meistens ganz entspannt. Du eher nicht! Aber das ist dein Job. Du wolltest Kinder! Ganz davon abgesehen, wolltest du auch einen Job und alles unter einen Hut bringen. Du wolltest aber auch eine Familie und geteiltes Leid, aber da beißt sich die Katze gerade in den Schwanz… Dir bleibt nichts anderes übrig, als die Maschine am Laufen zu halten, zu funktionieren und dabei die Schrauben noch mal schnell festzuziehen, ehe alles aus dem Ruder läuft.

Du mimst also den Taxifahrer und bringst deine Kinder heim. In Gedanken gehst du den weiteren Nachmittag durch: Was liegt an? Was muss noch erledigt werden? Was möchtest du mit den Kindern machen usw. Während du noch ganz deinen Gedanken nachhängst, fragt schon das erste Kind nach einer Verabredung. Kaum hat das erste Kind ausgeredet, fragt das zweite Kind nach einem Eis. Du bist noch nicht einmal daheim angekommen und musst schon Entscheidungen treffen. Auch nicht weiter ungewöhnlich, oder?
 

Wer sitzt am längeren Hebel?

Aber dann kommt es: Du musst noch arbeiten – im Home Office. Die Kinder langweilen sich und wollen deine Aufmerksamkeit. Hier prallen nun Welten aufeinander! Unverständnis auf vielen Ebenen und irgendwo mittendrin bist DU. Wo ist denn nun die helfende Hand, die so dringend benötigt wird? Wo ist der Papa, der sich auf die Kinder freut und gern mal eine Runde mit ihnen im Garten tobt, damit du in Ruhe deine Brötchen verdienen kannst? Ach ja, die Sorte Papa gibt es ja nicht… 
Also schnell alle möglichen Hindernisse beseitigen, damit du in Ruhe deine Arbeit verrichten kannst: Kind 1 kann sich verabreden, Kind 2 bekommt ein Eis und du kannst am Rechner arbeiten. Alles gut! 5 Minuten später sieht alles anders aus. Kind 2 hat niemanden zum Spielen und möchte auch nicht, dass Mama noch arbeitet. Das kann Mama ja später machen. Mama soll jetzt spielen. Ein Dilemma! Mama spielt also eine Weile und verzieht sich dann wieder an den Rechner – der Unterricht für die Schule muss ja auch noch irgendwie vorbereitet werden. Während du also gedankenverloren am Unterricht bastelst, macht dein Kind im Nebenraum seinen eigenen Unterricht: Schabernack versteht sich! Du wunderst dich über die Ruhe und setzt dich mal einfach so in Bewegung. Du erschrickst über den Blödsinn, den deine Kleinste gerade mal eben verzapft hat, aber hattest du dafür nicht auch Zeit und Ruhe, den Unterricht zu planen? 
Also alle Augen und Hühneraugen zugedrückt, pädagogisch wertvoll erklärt, dass die Tapete nicht zum Malen gedacht ist, eventuell etwas weggewischt und mit dem Kind gemeinsam im Malbuch gemalt. Das Kind möchte halt nicht, dass du arbeitest, die Schwester verabredet ist und sie selbst ganz allein klar kommen soll. Nein, das möchte sie nicht! Planänderung

Die Unterrichtsvorbereitung muss warten und nun wird „Obstgarten“ gespielt. Eine kurze Auszeit sollte ja auch der Mama gut tun. Aber tut es das? In Gedanken wird trotzdem noch der Unterricht vorbereitet und der Feierabend, an dem dann auch der Rechner ruht, rückt in weite Ferne. Du weißt schon, dass du dir die Abendstunden um die Ohren hauen musst, um noch irgendwas für den nächsten Tag zu reißen. Während der Körper also „Obstgarten“ spielt und die Gedanken „arbeiten“, hast du die Uhr im Blick. Die Große muss noch abgeholt werden. Schon wieder etwas, das dir keiner abnehmen kann! Die Kleine kannst du auch nicht allein zu Hause lassen, also musst du abwägen: schnell zu Ende spielen und das kleine Kind zufriedenstellen oder abbrechen und die Kleine motzen lassen? Auf später verschieben geht nämlich nicht, denn nach der Abholzeit musst du das Abendbrot anrichten und die Kinder versorgen. Ein neues Dilemma, denn das kleine Kind hat natürlich kein Verständnis, dass das Spiel beendet wird, weil die Große nun abgeholt werden muss.

Jetzt wird gehandelt!

Mit einem motzenden Kleinkind im Gepäck holst du die Große ab. Die motzt dann auch, weil ihre Zeit viel zu schnell vorüber war und sie doch gerade so gut gespielt hat.

– Auch wenn ich echt viel Verständnis habe, reicht es mir dann auch irgendwann! Hier denke ich für ein kurzes Sekündchen darüber nach, ob ich den Spieß nicht mal umdrehen soll. Es soll ja Mütter geben, die sich auch im Supermarkt schreiend auf den Boden werfen, um dem Kind einen Spiegel vorzuhalten. Soll ich dann auch mal ins Gemotze einsteigen???

– Nein, die Vernunft des Erwachsenen siegt, aber die Geneigtheit über den aktuellen Zustand übersteigt die allgemeine Stimmung. Und es ist noch nicht einmal ein Blitzableiter in der Nähe… Kein Fußabtreter oder Sündenbock für den Moment. Nein! Das musst du alles mit dir selbst ausmachen oder runterschlucken und manchmal sogar explodieren. Du hast nur noch ein Ziel: Kinder heimbringen, Abendessen machen, Kinder versorgen und sie ins Bett bringen. An was anderes denkst du gerade gar nicht mehr. Schon vergessen, dass du eigentlich noch arbeiten musst. Du denkst nur noch an Ruhe, wenn alle friedlich in ihren Betten schlummern, denn dann ruft auch dein Bett. Du bist fertig, erledigt und erschöpft. Aber dann spricht das Weibchen auf deiner Schulter zu dir und erinnert dich an die Arbeit, die du am Nachmittag abbrechen musstest….

„Spaß“ beiseite

Gott sei Dank verläuft nicht jeder Tag so, auch nicht jeder zweite. Aber den Job, die Familie und den Haushalt als Alleinerziehende unter einen Hut zu bekommen und dabei auch noch glücklich zu sein, ist sehr schwer. Für mein persönliches Glück sorge ich mit meinem Blog – ein Hobby, das sicherlich viel Zeit in Anspruch nimmt, mir aber auch eine andere Welt ermöglicht als die, die ich täglich erlebe. Ein schöner Ausgleich und ab und an auch mal das Sprachrohr, das ich brauche, um den täglichen Wahnsinn als „Raubtierdompteurin“ in meinem gefühlten „Zirkus“ mit Streit unter Geschwistern, liebevollen Kuschelstunden oder dem Jonglieren zwischen Alltag, Familie und Beruf zu überleben. Mein Leben ist lebendig und so ist mein Blog auch!

 

Header des Blogs limalisoy: Eigenname unter Sonnenaufgang
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Lieben Dank Yvonne, dass du als meine Urlaubsvertretung eingesprungen bist und auf diese Weise aus deinem Alltag berichtet hast!