Kinderrechte gelten auch für Flüchtlingskinder
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In so einer Welt sollst du leben

In so einer Welt sollst du leben. Die meiste Zeit kann ich es verdrängen. Ich muss es gar verdrängen, denn ich will leben. Glücklich leben. Nicht unaufhörlich über das Elend der Welt nachdenken. Doch wegducken möchte ich mich auch nicht, denn dadurch verschwindet all das Traurige, das Elend, der Kummer, die Grausamkeiten, der Schmerz nicht. Ich kann es nicht ignorieren, denn in so einer Welt sollst du leben. Auch das Private ist politisch und sich zu verstecken vor dem, was da draußen gerade geschieht, kommt mindestens einer Duldung gleich. Aber ich bin deine Mutter und ich darf meine Augen nicht einfach verschließen, denn es ist auch deine Welt.

Dabei gibt es gar nicht nur eine einzige Welt, sondern unglaublich viele. In einigen müssen Menschen vor Terror, Schmerz, Hunger und fehlender Hoffnung fliehen. Ist so einer Welt lebst du nicht. Dafür bin ich unendlich dankbar. Du lebst in Sicherheit. Doch viele tun das nicht.

Artikel 6 der UN-Kinderrechtskonvention: Recht auf Leben„Wer geboren wird, hat auch das Recht zu leben. Aber nicht nur das: Es muss dafür gesorgt werden, dass jedes Kind auch sicher aufwachsen, sich gut entwickeln und überleben kann.“

Dieses Recht auf Leben haben alle Menschen und diejenigen unter uns, die das Glück haben, dass dieses Recht nicht jeden Tag aufs Neue gefährdet wird, stehen in der Verantwortung, für die anderen einzustehen. Eine besondere Verantwortung tragen wir für Kinder, denn gerade diese können nicht selbst für ihre Rechte kämpfen. 
Jeder Flüchtling verdient zuallererst unser Mitgefühl, denn niemand verlässt leichtfertig seine Heimat. Es müssen schwerwiegende Gründe sein, wenn Menschen fliehen und sie haben das Recht darauf, angehört zu werden, zumindest zeitweise aufgenommen und angehört zu werden. Sie haben das Recht, dass wir sie in dieser Zeit und ggf. dauerhaft beschützen. Wir die Privilegierten.

 

In so einer Welt sollst du leben?

Unter dem Deckmantel des besorgten Bürgers wird jeden Tag aufs Neue und jeden Tag mehr der Hass in die Welt getragen. Der hässliche Deutsche, man sieht und hört ihn wieder. Das Recht zu leben und die unantastbare Menschenwürde: Für nicht wenige Bürger dieses Landes scheint beides nur für sie selbst und ihre eigenen Kinder zu gelten. Doch statt still und ohne Mitgefühl zu verharren, schießen sie auch noch mit Stammtischparolen selbst auf Kinder. In so einer Welt sollst du leben? Es widert mich an.

Und die Politik? Die kümmert sich um diese besorgten Bürger. Dabei schüttelt es mich schon beim Gedanken daran, dass deutsche Politiker dem Hass begegnen, indem sie ihm entgegenkommen, anstatt sich ihm couragiert entgegen zu stellen. Mich beschämt eine Politik, die sich selbst unter den Deckmantel vermeintlicher Verantwortung stärker um verirrte Geister kümmert als Dinge bei den Namen zu nennen, die sie verdient haben. Die Politik muss endlich ernsthaft Verantwortung übernehmen, denn Menschenrechte gelten für alle und nicht nur für engstirnige, beratungsresistente und unmenschliche Wähler. Mit solchen Menschen sollst du in einer Welt leben müssen?

Der Staat steht in der Verantwortung sich um die Flüchtlinge zu sorgen und sich um sie angemessen zu kümmern. Aber was muss ich hören? Man steckt schwer traumatisierte Flüchtlinge auf engsten Raum zusammen und wundert sich noch, dass es zu Ausschreitungen kommt? Ja nicht einmal genügend Wasser gibt es für alle zu jeder Zeit? In diesem Land sollst du leben mein Kind? Ein Land, dass nicht für eine Gruppe Menschen sorgen kann, die nicht einmal 1% unser Bevölkerung ausmachen?

Artikel 24 der UN-Kinderrechtskonvention: Gesundheit: „…dass alle Kinder bestmöglich vor Krankheiten geschützt und versorgt werden, wenn sie doch krank geworden sind, dafür muss die Regierung sorgen. Dazu gehört auch, dass alle Kinder Zugang zu ausreichender und gesunder Nahrung und sauberem Wasser haben.“

Neid, Missgunst und Hass. Aus diesen Gefühlen kann nichts Schönes wachsen und doch können sie verändern. Ich spüre sie schon jetzt, diese Veränderungen. All das, was individuell wie gesellschaftlich schief läuft, wird ausgerechnet auf den gekrümmten Rücken von denjenigen ausgetragen, denen das Leben am härtesten mitgespielt hat. In so einer Welt sollst du leben?

Artikel 22 der UN-Kinderrechtskonvention: Flüchtlingskinder: „Wenn ein Kind vor Krieg, Gewalt und ähnlichem in ein anderes Land fliehen muss, dann hat es das volle Recht auf Schutz. Es genießt dieselben Rechte wie alle anderen Kinder in diesem Land.“

Da werden Flüchtlingsunterkünfte abgebrannt – ungeachtet, ob sie bereits bewohnt sind oder nicht. Flüchtlingskinder werden bei der Ankunft in Aufnahmelager vom johlenden Pöbel empfangen. Ich schäme mich für dieses Gesicht Deutschlands. Es widert mich an, dass der rechte Pöbel immer weiter machen darf, dass er immer mehr und mehr terrorisieren darf, dass das, was er tut, nur von wenigen als das bezeichnet wird, was es ist: Terror. Rechter Terror.

Die Menschenrechte gelten für jeden und nicht nur dann, wenn es gerade beliebt. Die Würde des Menschen ist unantastbar und doch wird sie tagtäglich mit Füßen getreten. Es ist so leicht, immer nur mit dem Finger auf andere Nationen zu zeigen, dabei sitzt dieses Land in einem Glashaus. Deutschland hat nicht nur die Wahrung der Menschenrechte zugesichert, sondern auch die UN-Kinderrechtskonvention unterzeichnet und doch werden auch die Rechte der Flüchtlinge immer wieder mit Füßen getreten. Viele Bürger und auch Politiker bemühen sich, aber zugleich müssen viele Flüchtlinge unter menschenunwürdigen Bedingungen hausen und sind den Drohgebärden der verirrten Rassisten ausgesetzt.

In so einer Welt sollst du leben!

Ich möchte dich Flügel wachsen sehen mein Kind, doch nicht nur, um Terror entfliehen zu können. Du sollst das Glück der Welt sehen, hören, spüren und dabei zugleich lernen, deine Augen nicht vor dem da draußen zu verschließen. Mitfühlend und stark sollst du sein.

Artikel 39 der UN-Kinderrechtskonvention: Genesung und Wiedereingliederung:Kinder, die schlecht behandelt, missbraucht, gefoltert oder vernachlässigt worden sind, die Opfer von Kriegshandlungen oder Ausbeutung geworden sind, verdienen besondere Betreuung. Ihnen muss mit allen Mitteln geholfen werden, wieder ein normales und sicheres Leben führen zu können.“

In so einer Welt sollst du leben! Ich möchte gemeinsam mit dir in einer Welt leben, in der gerade Kinder beschützt und nicht rücksichtslos als zu vernachlässigende Kollateralschäden behandelt werden. In so einer Welt sollst du leben.

Ich will dich lachen sehen. Ich will dich glücklich sehen. Ich will dich das Leben mit all seinen wunderbaren Nuancen leben sehen. Du sollst das Leben schätzen können und dein Glück niemals als zu selbstverständlich nehmen. Ich wünsche mir, dass du ein Leben lebst, das viel Liebe für andere bereithält und ebenso Mitgefühl für diejenigen, die weniger Glück haben. Mitgefühl soll dich antreiben beim Umgang mit anderen und nicht Neid, Missgunst und Hass. Aus diesen Gefühlen kann nämlich nichts Schönes wachsen, aber sie können verändern.

Ich will, dass du in einer Welt lebst, in der deine Rechte geachtet und geschützt werden. Ich will, dass du in einer Welt lebst, in der die Kinderrechte tatsächlich für alle Kinder gelten. Ich will, dass du in einer Welt lebst, in der alle Menschen gleich sind und dieselben Rechte genießen. In so einer Welt sollst du leben.

Meine geliebte Tochter, auch für dich gelten die UN-Kinderrechte

  1. Ich betrachte dich als vollwertigen Menschen, weil es völlig egal ist, dass du noch nicht 18 Jahre alt bist. Ich respektiere und achte dich und werde für deine Rechte kämpfen, wenn du es selbst nicht kannst.
  2. Du bist mir der wichtigste Mensch, aber dennoch bist du nicht gleicher als gleich. Als Mama bin ich für dein Wohl zuständig, aber auch all die anderen Kinder haben Rechte und dessen bin ich mir bewusst. Nur wenn ich auch die Rechte der anderen anerkenne, schütze ich auch deine Rechte dauerhaft.
  3. Bei Konflikten hat dein Wohl oberste Priorität. Lösungen sind für mich nur dann akzeptabel, wenn sie auch für dich gut sind.
  4. Ich respektiere deine Kinderrechte und halte sie ein. Ich reflektiere daher mein Handeln und will bereit sein, aus meinen Fehlern zu lernen.
  5. Dein Papa und ich stehen dir bei, denn du bist unser Kind. Wir sorgen für dich.
  6. Dein oberstes Recht, zu leben, werde ich mit meinem Leben beschützen.
  7. Du hast drei wundervolle Vornamen, einen Nachnamen und eine Staatsangehörigkeit.
  8. Du bist einmalig.
  9. Dein Papa und ich werden dich niemals zwingen, zwischen uns wählen zu müssen. Wir sind beide deine Eltern und als solche sind wir auch beide für dich da.
  10. Du lebst bei uns und keine Regierung der Welt darf uns das je verbieten, denn wir sind dir gute Eltern und wir lieben dich. Deutschland ist deine Heimat. Nur du darfst dir später eine neue Heimat wählen, wenn du es magst.
  11. Du darfst immer sagen, was du denkst – und wir nehmen dich darin ernst.
  12. Du hast das Recht, dich zu informieren. Stelle Fragen, wenn du Fragen hast, denn du hast das Recht auf Antworten.
  13. Du darfst deinen Glauben frei wählen – oder auch nicht glauben. Du bestimmst, welcher Gott dein Gott ist und eben auch, wenn du dich zu keinem Gott bekennen willst.
  14. Du hast das Recht auf Freunde und Spielkameraden und wir ermöglichen es dir, dich mit diesen zu treffen und mit ihnen zusammen zu sein.
  15. Wenn du mir deine Geheimnisse verrätst oder ich anderweitig von ihnen erfahre, werde ich sie für dich wahren, denn auch du hast das Recht auf Geheimnisse.
  16. Niemals werde ich ohne deine Einwilligung einfach deine persönlichen Dokumente wie Tagebücher oder Briefe lesen. Auch werde ich dich niemals zwingen, mir persönliche Dinge Preis zu geben, wenn du es nicht möchtest.
  17. Ich werde dir den Zugang zu solchen Medien ermöglichen, die dich fair und altersgemäß informieren.
  18. Wir tragen als Eltern die Verantwortung für dich und geben unser bestes.
  19. Wir werden dich weder körperlich noch seelisch misshandeln. Niemals.
  20. Wir tragen Sorge dafür, dass du auch dann, wenn du gerade nicht bei uns bist, in Sicherheit bist.
  21. Sollten wir als deine Eltern einmal nicht mehr sein und nicht mehr für dich sorgen können, dann wirst du bei Menschen aufwachsen, die deine Rechte anerkennen und dir den Schutz und die Sicherheit geben, die du als Kind verdient hast.
  22. Ich hoffe inständig, dass du niemals in die Situation kommst, dein Land verlassen und flüchten zu müssen. Sollte es aber dazu einmal kommen, hoffe ich, dass du in ein Land kommst, welches dir mindestens dieselben Rechte gewährt, wie es seinen eigenen Kindern.
  23. Solltest du im Laufe deines Lebens einmal eine Behinderung erwerben, dann sei dir gewiss, dass du deshalb nicht weniger Rechte hast. Du genießt vielmehr das Recht auf besondere Hilfe.
  24. Du hast das Recht auf Gesundheit und wir geben unser bestes, dass du gesund bist und bleibst. Wir leben in einem Land, in dem du und ich die Möglichkeit der ärztlichen Versorgung haben, aber auch in einem Land, in dem deine zukünftigen Geschwister vielleicht nicht mehr das Recht auf eine Versorgung durch Hebammen wahrnehmen können. Du bist gesund zur Welt gekommen, weil wir tolle Geburtshebammen und Ärzte hatten. Seitdem musst du nicht Hunger leiden, hast Zugang zu sauberem Trinkwasser, hast (mehr oder weniger) saubere Luft zum Atmen und du hast Eltern, die sich informieren und lernen, damit du auch in Zukunft gesund bleibst. Solltest du trotzdem einmal krank werden, dann werden wir alles nach bestem Wissen und Gewissen tun, was dir nützt und deiner Gesundheit nicht schadet.
  25. Wenn wir dich im Falle von Krankheit oder Behinderung Institutionen anvertrauen müssen, dann nur in solche, die vom Staat überprüft sind und die auch wir als gut für dich betrachten.
  26. Du hast das Recht auf soziale Sicherung und eine Sozialversicherung.
  27. Niemals sollst du in Not leben müssen. Unsere Türen stehen dir zudem immer offen.
  28. Du wirst eine Schule besuchen, aber ich werde dich niemals aufgrund deiner schulischen Leistungen als Mensch beurteilen.
  29. Wir werden dir die Möglichkeit geben, deine persönlichen Talente zu entdecken, aber ohne Druck dabei auszuüben. Du sollst deine eigene Meinung entwickeln können, aber auch lernen, auf die Meinungen anderer zu hören und diese anzunehmen.
  30. Wir tragen Sorge dafür, dass du die Sprache deines Umfeldes verstehst und dich gut in diesem zurecht finden kannst. Dein Umfeld hat deine Sitten und Bräuche zu respektieren und es dir zu ermöglichen, diese auszuleben. Wir als Eltern werden dafür eintreten.
  31. Du hast das Recht auf Freizeit und wir werden dir in unserem gesellschaftlich durchgetaktetem Leben Freiräume verschaffen. Du sollst dich später vor allem an Momente der Ruhe, der Erholung und des Spiels erinnern können.
  32. Wir schützen dich vor Kinderarbeit und Ausbeutung.
  33. Vor dem Konsum von Drogen schützen wir dich und gleichsam werden wir dich den Gefahren von Drogen nicht aussetzen. Du wirst niemals für uns Drogen kaufen oder verkaufen.
  34. Kein Erwachsener, ohne jede Ausnahme, hat das Recht, dir körperlich zu nahe zu treten. Dein Körper gehört allein dir und niemand darf dich berühren, wenn du es nicht wünscht oder es dir unangenehm ist. Wenn du für dein Recht nicht eintreten kannst, dann tun wir es für dich.
  35. Wir beschützen dich vor jeder Form von Ausbeutung, so gut wir es eben vermögen.
  36. Solltest du einmal eine Straftat begehen, dann werden wir dich noch immer lieben, denn wir sind deine Eltern. Du darfst vor Gericht gestellt werden, aber dein Alter muss bei der Strafe berücksichtigt werden. Du darfst auch dann von niemandem gequält, gefoltert oder misshandelt werden. Du bist ein Kind und darfst entsprechend niemals eine lebenslange Strafe erhalten, Schon gar nicht darfst du mit dem Tode bestraft werden. Vor Gericht hast du das Recht auf Verteidigung und niemand darf dich zu einer Zeugenaussage zwingen.
  37. Im Falle eines Krieges ist uns dein Schutz oberste Priorität.
  38. Solltest du dennoch in einem Krieg gequält, gefoltert, misshandelt oder ausgebeutet worden sein, dann hast du das Recht auf Wiedergutmachung. Du hast also das Recht auf ärztliche Hilfe, auf Zeit für Gespräche, Ruhe und Erholung.

Unter dem Hashtag #GutDassIhrHierSeid zeigen derzeit viele Menschen Gesicht. Für die Flüchtlinge und deren Rechte. Auch für euch Flüchtlinge gilt: #Wirsindallefreigeboren und in diesem Sinne möchte ich im besonderen Maße nicht nur auf eure Menschenrechte, sondern gerade auch die Kinderrechte aufmerksam machen. Schaut unbedingt auch bei den anderen Beiträgen der Blogparade zur UN-Kinderrechtskonvention von Grosse Köpfe und Geborgen Wachsen vorbei.

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