Ich befinde mich im Endspurt meiner Doktorarbeit und müsste mich eigentlich vollends darauf konzentrieren, doch wartet da ein zauberhaftes kleines Mündlein daheim, welches jeden Tag etwas zu essen, am Leibe etwas tragen und auch noch ein Dach auf dem Kopf haben will. Ich muss mich also trotz des immensen Berges an ausstehenden Fragen auch noch dem Bewerbungsmarathon stellen.

Auf die Plätze – fertig – los!

Meine Finanzierung läuft im März aus und im April ohne Stelle dazustehen, könnte finanziell wirklich ein sehr tiefer Fall bedeuten. Es nützt also nichts: Ich brauche einen Job und zwar spätestens zum April nächsten Jahres. Damit das auch klappt, schaue ich mich von nun auch an der Front der Stellenausschreibungen um. Dabei gilt es allerdings, viele Dinge zu beachten.

Ich weiß:

  • was ich kann;
  • was ich noch nicht kann, aber schnell lernen kann;
  • was ich noch nicht kann, aber mit der Zeit erlernen kann und
  • was ich nicht kann.

Außerdem weiß ich, was ich nicht möchte. Letzteres ist viel wert, denn umgekehrt weiß ich noch nicht, was ich ganz genau will. Wohin soll mich mein Leben nun führen?
Klar ist, dass ich diese Frage weder vollends beantworten will, noch ist mir das überhaupt möglich. Ich bin ja schließlich keine Hellseherin. Doch will ich auch keine falschen Weichen stellen, sodass ich mir die Stellenausschreibungen genau ansehe. Ist das wirklich eine Tätigkeit, die ich ausführen will? Bekleide ich mit dieser Tätigkeit womöglich eine Position, die mir eine schlechte Ausgangsposition bei Bewerbungen um ‚bessere‘ Stellen beschert?

Es muss nicht gleich eine Stelle für die ‚Ewigkeit‘ sein. Wenn sie spannend ist und ich viel lernen kann, dann reicht mir das für den erneuten Berufseinstieg vollkommen. Trotzdem halte ich natürlich auch jetzt schon Ausschau nach unbefristeten Stellen. Denn so vertragsmäßig wünsche ich mir endlich einmal langfristig angelegte Planungssicherheit. Soweit das eben geht, wenn letztlich kein Arbeitsplatz vollkommen sicher ist.

Job und Kind: Passt das überhaupt? – Das ist nicht die Frage!

Die Bewerbungsunterlagen passe ich jeder Stellenausschreibung an. Mein Kind erwähne ich fast nie dabei. Ich betrachte das nicht als Verheimlichen, sondern es ist schlicht Privatangelegenheit. Mein Kind tut erst einmal nichts zur Sache bei der Frage, ob ich gut auf die Stelle passe. Sollte dies doch der Fall sein, dann habe ich nicht das geringste Problem damit, offen mit meiner Mutterschaft umzugehen.

Mein Kind ist kein Problem, welches ich in meinen Unterlagen verarbeiten muss. Meine Mutterschaft ist kein Problem. Selbstverständlich weiß ich darum, dass manch antiquierter Arbeitgeber das noch als grundsätzliches Problem betrachten mag oder es zumindest eine Menge Vorurteile gegenüber arbeitenden Müttern besteht, doch das will ich nicht zu meinem Problem machen. Ich bin gerne Mutter und mein Kind mag manchmal anstrengend sein – aber das bin ich umgekehrt auch. Vor allem aber ist es eine Bereicherung für mich. Meine Tochter hat mein Leben noch bunter und abwechslungsreicher gemacht. Ich bin daher nicht bereit, sie als etwas Problematisches zu behandeln – auch nicht in einem Bewerbungsprozess. Deswegen thematisiere ich sie meistens nicht – und wenn doch, dann ganz sicher nicht als Problem.

Ob und wie mein Familienleben und die Stellenausschreibung zusammenpassen, kann niemand anderes beantworten als meine Familie und ich. Wir entscheiden, was die Familie zu tragen fähig ist und was für sie auch eine Bereicherung sein kann. Ob viele Dienstreisen schwierig sind oder nicht, das müssen wir als Familie entscheiden und ggf. entsprechende Konsequenzen ziehen.

Es mag sein, dass ich – wenn ich erst einmal eine Stelle habe – hier und da auch seitens des Arbeitgebers Flexibilität erwarte. Doch diese Flexibilität erwarte ich nicht nur meiner Familie wegen, sondern das ist eine grundsätzliche Anforderung, die ich an meinen zukünftigen Arbeitgeber stelle. Auch kinderlos würde ich mich nicht ausbeuten lassen.
Umgekehrt darf mein künftiger Arbeitgeber diese Flexibilität zudem auch von mir erwarten. Beides in bestimmten Grenzen versteht sich. Es muss passen, keiner darf sich vollends verbiegen.

Ob eine Stelle zu mir passt – und ich zu ihr – davon hängen so viele Faktoren ab und die meisten haben gar nichts mit meiner Rolle als Mutter zu tun. Viele Fragen, welche andere als entscheidend bewerten, stellen für mich nur Rahmenbedingungen dar, die geklärt sein müssen (Betreuung beispielsweise). Jeder legt seine Prioritäten anders, für jeden sind andere Merkmale einer potentiellen Stelle wichtig.

Die Bewerbungsphase wird nun also eingeläutet. Ich bin optimistisch und ich freue mich auf meine zukünftigen Aufgaben. Noch habe ich keine Probleme – und ich hoffe, sie werden mir auch nicht gemacht.

Was ist euch bei der Stellensuche wichtig? Welche Rolle spielt eure Elternschaft in den Bewerbungsunterlagen?


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