Die Terrorpüppi ist 22,5 Monate alt und die Welt durch ihre Augen zu sehen, bedeutet, alles, aber auch wirklich alles ins Schema „Mama, Papa, Baby“ einzusortieren. Unser Auto ist Mama-Auto, ein vorbeifahrender Smart ist das Baby-Auto und wenn ein Kleintransporter zu sehen ist, dann ist es Papa-Auto. Der Schnellkochtopf ist Papa, der Suppentopf die Mama und der kleine Milchtopf ist das Baby. Auch das Kastanien-Sammeln stellt ein rigoroses Differenzieren von Mama, Papa und Baby-Kastanien dar.

Mama-, Papa- und Baby-Kastanien


Doch nicht immer ist es die Größe, die darüber entscheidet, was Mama, Papa oder Baby sind. Die Terrorpüppi diskriminiert nicht. Manchmal ist auch ein Schaf das Baby, der Hase der Papa und die Mama ist der vorbeifliegende Schmetterling.

Regenbogenfamilien werden in dieser Familie also als völlig normal behandelt – weil sie das einfach sind. Völlig normal. Wie egal Größe, Farbe, Form, Geschlecht sind, führt uns die Terrorpüppi Tag für Tag ganz praktisch vor Augen und damit ist sie weitaus klüger als viele Menschen, die vermeintlich erwachsen, vernunftbegabt und gebildet sind. Hier darf auch der Topf mit der Bratpfanne, der Bauklotz mit dem Kuschelbären oder zwei Zahnbürsten eine Familie gründen. Da werden auch schnell mal Kinder adoptiert. Die Zahnbürsten zum Beispiel haben eine Handbürste als ihr Baby aufgenommen und sie lieben dieses kleine Wesen sehr innig.

Natürlich hält die Terrorpüppi nicht alles für ihre Mama oder ihren Papa. Sie weiß ganz genau, dass nur wir zwei ihre Eltern sind. In diesen jungen Jahren weiß sie aber auch, dass niemand allein sein sollte und daher bekommt alles und jeder eine Mama und einen Papa zugeordnet. Sie lebt die grenzenlose Liebe und freut sich gemeinsam mit dem jedem Ding und jedem Lebewesen, dass es nicht allein ist, sondern dass da noch jemand ist.

Oftmals ist es sehr belustigend, wie die Terrorpüppi die Welt sieht und sortiert. Aber es ist auch sehr lehrreich für uns. Die Welt durch ihre Augen zu sehen, bedeutet eine viel buntere, aufregendere und liebevollere Welt zu sehen. Nicht sie sieht die Welt falsch, sondern wir Erwachsenen, welche nur noch Kastanien, Autos, Bauklötze, Zahnbürsten und Töpfe sehen. Wir Erwachsenen, welche die Unterschiede zwischen den Dingen immer zuerst bemerken. Meine Püppi, die sieht zuerst das, was alles verbindet. Sie ist unglaublich reich und ich bin zutiefst dankbar dafür, dass sie mich an ihrem Reichtum teilhaben lässt.