Der 26-Wochen-Schub ist wahrlich lange her und entsprechend lang ist es auch her, dass ich darüber gebloggt habe. Trotzdem wird genau dieser Beitrag in so unglaublicher Regelmäßigkeit aufgesucht, dass ich mich spontan auf Spurensuche begeben mag. Auf Spurensuche in zweierlei Hinsicht: Zum einen mag ich mich zurückerinnern und mich noch einmal fragen, was mich damals eigentlich zu einem solchen Beitrag bewogen hat. Zum anderen mag ich doch noch einmal genauer auf diesen 26-Wochen-Schub blicken, der ja offenkundig nicht nur mich, sondern auch andere Eltern immer wieder umtreibt und sie im Internet danach suchen lässt.

Die Welt der Zusammenhänge erschließt sich.
Riecht diese Blume jedes Mal, wenn ich an ihr rieche?

Der 26-Wochen-Schub – Wie ich ihn damals erlebte

Ich muss zugeben, ohne den Beitrag erneut gelesen zu haben, kann ich mich an diesen ominösen Schub gar nicht im Detail erinnern, denn irgendwann, es muss sehr bald gewesen sein, bin ich zu der Erkenntnis gelangt, dass nach dem Schub immer nur vor dem nächsten Schub oder der nächsten Erkältung oder dem nächsten Zahnen ist. Irgendwas ist jedenfalls eigentlich immer gewesen.

Ich wurde schlicht gelassener. Schließlich hatte ich auch schon den 19-Wochen-Schub überstanden. Irgendwie. Laut meinen Aufzeichnungen fand ich den 19-Wochen-Schub ja noch viel schlimmer als den 26-Wochen-Schub. Heute glaube ich, dass beide Schübe vermutlich vergleichbar waren, aber ich einfach schon abgehärteter gewesen bin. In Neuelternjahren war ich schließlich nicht nur 7 Wochen, sondern eigentlich 7 Monate älter. Ja eine Woche Elternschaft produziert in den ersten Lebensmonaten jeweils einen Monat Lebenserfahrung. 7 Elternwochen sind also 7 zusätzliche Elternerfahrungsmonate. Im Vergleich zum 19-Wochen-Schub war ich also schon um einiges weiser.

Doch auch der 26-Wochen-Schub hatte es scheinbar in sich. Die Nächte waren sowieso schon eventorientiert und waren es in dieser Zeit noch mehr. Nach stundenlangen Versuchen, das Kind zum Einschlafen zu bewegen, wurde man nicht selten pünktlich zur Party gerufen, wenn man selbst schlafen gehen wollte – oder noch besser: wenn man gerade eben eingeschlafen ist. Hatten wir die Nacht trotzdem irgendwie überstanden, mussten tagsüber immer wieder Tränen getrocknet werden, denn Berlin hat eindeutig zu viele bärtige Männer und vor denen wurde besonders fleißig gefremdelt. Den Rest des Tages übte man für die Aufnahme im Clowns-College. Besonders aufregend waren damals auch die Mahlzeiten – oder auch nicht. Sie aß tagsüber ja quasi nicht.Es war nur stressig, weil ich mir Stress machte. Dabei ging es der Terrorpüppi eigentlich ja gut! Zurecht gestresst war ich hingegen von den Schlagabtauschen mit dem Waschlappen. Brei gehörte nämlich ins Gesicht. Und in die Haare. Und auch überall sonst hin. Das macht man nicht ungestraft weg!

Der 26-Wochen-Schub – Warum er Eltern besonders um den Verstand zu bringen scheint

Zu wissen, dass es sich um einen Entwicklungsschub handelt, wird niemanden darin helfen, den Schub schneller vorüber gehen zu lassen. Die Kinder entwickeln sich einfach in ihrem eigenen Tempo. Doch mir hat es geholfen, die Zeit besser durchzustehen, sobald ich wusste (oder vermeintlich wusste), was gerade mit meiner kleinen Püppi passierte.

Gleich vorweg. Der 26-Wochen-Schub dauert, wenn es ganz schlecht läuft, geschlagene 4 Wochen. Dabei beginnt um die 23. Woche und endet in der 26. Lebenswoche. Innerhalb des ersten Lebensjahres ist er einer von 8 Entwicklungsschüben, die von einer bis auch mal zu 6 Wochen dauern können. Wenn man dann noch Erkältungen, grippale Infekte, Magen-Darm und das Zahnen nimmt, sollte es eigentlich niemand wundern, dass gerade im ersten Lebensjahr eigentlich immer irgendwas ungewöhnlich ist, was wir Eltern uns zu erklären versuchen.

Woher man erahnen kann, dass sich das Baby gerade in einem Entwicklungsschub befindet und dann auch noch im 26. Wochenschub? Abgesehen vom Blick in den Kalender sind folgende Merkmale typisch:

  • Das Baby schläft (noch) schlechter als sonst.
  • Das Baby beginnt erstmals zu fremdeln.
  • Das Baby will mehr Aufmerksamkeit.
  • Das Baby trinkt/isst (noch) schlechter.
  • Das Baby mag nicht mehr gerne sauber gemacht werden.
  • Das Baby weist schnelle Stimmungsschwankungen auf. Gerade eben hat es noch glücklich gekichert und plötzlich protestiert es lautstark? Ja genau.
  • Das Baby könnte auch ein verstärktes Kuschelbedürfnis aufweisen und zugleich mehr Beschäftigung einfordern.
  • Es könnte außerdem der Fall sein, dass das Baby derzeit sogar weniger  vor sich hin brabbelt und sich auch weniger bewegt.

Nun heißt der Schub ja Entwicklungsschub. Was wird denn nun eigentlich entwickelt?

In Entwicklungsschüben wird entwickelt – aber was?

Nach dem ersten Entwicklungsschub (5. Woche) kann das Baby seine Umgebung deutlich stärker wahrnehmen (mehr nachzulesen: hier). Das kann ganz schön aufregend sein und entsprechend überfordert kann sich ein Baby auch mal fühlen. Es folgt der zweite Entwicklungsschub (8. Woche, mehr nachzulesen: hier) und das Baby lernt die Welt der Muster kennen. Die fließenden Übergänge werden im dritten Schub (12. Woche) entwickelt. Plötzlich ist ein Ding, das sich bewegt, immer noch dasselbe Ding (mehr nachzulesen: hier). Schließlich lernt das Baby im vierten Schub (19.Woche) die Welt der Ereignisse kennen (nachzulesen: hier).

Nun sind wir im 26. Wochenschub. Das Baby lernt die Welt der Zusammenhänge kennen (nachzulesen auch hier). Alles wird ausgiebig nach dem Ursache-Wirkungs-Prinzip untersucht. Insbesondere der räumliche Abstand wird nun verstanden und genau das kann ganz schön Angst machen. Plötzlich erscheinen Mama oder Papa ganz schön weit weg. Doch auch andere Zusammenhänge werden erforscht. Eine Handlung kann eine andere verursachen? Geschieht das auch wirklich jeden Mal? So kann es also sein, dass das Baby unzählige Male die Plastikflasche drückt, um immer wieder zu überprüfen, ob es dann auch wirklich wieder knackt. Oder aber es lässt den Löffel immer und immer wieder vom Tisch fallen. Oder es kippt den Becher immer und immer wieder um. Das hat keineswegs irgendetwas mit Böswilligkeit zu tun. Das Baby ist einfach nur ein kleiner Forscher.

Diese ganzen Zusammenhänge, die nun Stück für Stück wahrgenommen werden, sind natürlich ganz schön anstrengend, ermüdend, ja auch mal überfordernd. Vielleicht hilft ja ein Tragetuch? Oder eine Baby-Hängematte? Körpernähe und beruhigendes Schuckeln ist gerade jetzt noch einmal besonders wichtig. Anstrengend aber wird es für Kind und Eltern bleiben.

Natürlich ist es trotzdem super nervig, den Löffel ständig aufheben zu müssen oder die Milch immer wieder wegwischen zu müssen, aber für mich war es zumindest hilfreich zu wissen, dass mein Baby da gerade unglaublich viel lernt. Mein Baby macht gerade überhaupt nichts falsch, ganz im Gegenteil. Ich als Erwachsener bin es, der seine Perspektive ändern muss. Mich daran regelmäßig zu erinnern, half zumindest mir am meisten.

Sich selbst neu kennen lernen zu müssen, scheint vermutlich auch der größte Antrieb von uns jungen Eltern zu sein, alles mögliche in die Suchmaschinen einzugeben.

 

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