Weihnachtszeit ist Geschichtenzeit. Diese treten natürlich in unterschiedlichen Gewändern auf. In gemütlicher Runde erzählt man sich alte Familiengeschichten. Dem Kind werden Ursprung und Sinn von Weihnachten berichtet. Man liest eine oder gleich mehrere der unzähligen Weihnachtsgeschichten. Vielleicht  wahrscheinlich schaut man sich auch Drei Haselnüsse für Aschenbrödel oder die Muppets Weihnachtsgeschichte an.

Gemeinsam lesen wir in Büchern, lesen uns gegenseitig vor oder studieren Gedichte für den Weihnachtsmann ein. Geschichten, Gedichte und auch Lieder gehören für viele Menschen dazu, um so richtig in Weihnachtsstimmung zu kommen. In manchen Familien werden so auch aus Weihnachtsgeschichten richtige Rituale, welche Jahr für Jahr die Weihnachtszeit begleiten. So etwa bei meiner Twitter-Kollegin Nadalenca:

Unser Adventsritual mit den Kindern: Wir haben ab dem 1. Dezember täglich ein Stück aus dem Buch „Marias kleiner Esel“ von Gunhild Sehlin vorgelesen. Dabei bewegten sich Josef, Maria und der Esel in der aufgebauten Krippenlandschaft jeden Tag ein Stückchen weiter in Richtung Krippe, bis sie am 24. dort ankamen.

Abgesehen vom bereits genannten Aschenbrödel habe ich selbst allerdings wenig Erfahrung mit derlei Weihnachtsgeschichten. Jedenfalls nicht in ritualisierter Form. Doch in Weihnachtsstimmung mag ich auch gern kommen und das nach Möglichkeit in Momenten der Ruhe und nicht des Stresses. Letzteres ist es ja doch irgendwie, wenn man mit dem Kind Plätzchen backt oder Weihnachtsbaumanhänger bastelt.

In diesem Jahr war ich also auf der Suche. Auf der Suche – aber nicht direkt nach einer Geschichte. Denn mal ganz ehrlich, ich komme ja doch nicht dazu, eine längere zusammenhängende Geschichte zu lesen. Zumindest nicht mehr in diesem Jahr.

Gefunden habe ich schließlich folgendes Buch: In Weihnachtsstimmung mit Joachim Ringelnatz*.

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Spontan entschied ich, dass es genau das Richtige für mich sein könnte. Kurze Gedichte sollten es sein, die kann ich zwischendurch mal lesen und vielleicht auch das eine oder andere für Weihnachtskarten verwenden. Sonst lese ich  nie eher selten Gedichte, das muss ich zugeben, aber ich probiere gern einmal etwas aus. Zumal ich von Ringelnatz bereits wusste, dass er auch mal humorvoll schreiben soll.

Das Büchlein lese ich nun nicht in der gegebenen Reihenfolge und schon gar nicht einmal am Stück. Ich springe einfach hin und her. Bietet sich bei Gedichten auch irgendwie an. Wobei ich schon zugeben muss, dass die Gedichte wirklich gut sortiert sind. Auch dreht sich nicht einfach nur alles um Heiligabend. Es beginnt ganz unschuldig im Herbst, nimmt die Adventszeit mit, dann das Weihnachtsfest, eilt sogar noch hinüber ins Neue Jahr und wird nach hinten raus ein wenig sentimental, denn dann sind Rück- und Ausblicke angesagt. Das Buch ist somit wie eine kleine Reise angelegt und so lese ich doch häufiger in denjenigen Passagen, die zeitlich mit meiner jeweiligen Situation übereinstimmen.

Einige Gedichte sind in der Tat humorvoll, aber die meisten stimmen eher auch mal nachdenklich und verbreiten auf diese Weise zugleich eine besinnliche Atmosphäre. Weihnachtsstimmung eben. Im Buch finden sich dann zu meiner Überraschung nicht nur Gedichte: Zwar nur ein paar in Prosa gehaltene briefähnliche kurze Texte, aber definitiv keine Gedichte. Aber auch das ist ja Weihnachten. Die Gedanken schweifen zurück in die Vergangenheit oder man schreibt den Liebsten Nachrichten – und da ist die Gedichtform einfach nicht immer die passende Textgattung. Ist halt so, kenne ich ja schon von mir selbst nicht anders.

Ob dieses Büchlein nun jedes Jahr von Neuem herausgeholt wird, muss sich zeigen. Empfehlen möchte ich es dennoch schon. Hätte mir dieses Büchlein jemand unter den Weihnachtsbaum als liebevolle Geste gelegt, dann hätte ich mich nämlich sehr gefreut. Es ist ein handliches Buch mit einem sehr ansprechenden Cover. Es ist nicht zu dick und nicht zu dünn und macht Laune beim Erkunden.

Zum Abschluss möchte ich daher noch ein Gedicht von Joachim Ringelnatz zitieren und damit vielleicht noch ein wenig mehr Weihnachtsstimmung verbreiten.

Schenken

 
Schenke groß oder klein,
Aber immer gediegen.
Wenn die Bedachten
Die Gaben wiegen,
Sei dein Gewissen rein.
 
Schenke herzlich und frei.
Schenke dabei,
Was in dir wohnt
An Meinung,
Geschmack und Humor,
So daß die eigene Freude zuvor
Dich reichlich belohnt.
 
Schenke mit Geist ohne List.
Sei eingedenk,
Daß dein Geschenk
Du selber bist
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