Wie ihr ja wisst, bin ich derzeit auf Jobsuche. Mit etwas Glück ist diese bald wieder vorbei, sofern denn eines der aktuellen Vorstellungsgespräche in einer Stelle mündet… Selbständigkeit kann ich mir irgendwie derzeit nicht so recht vorstellen, vielleicht auch, weil ich gar keine zündende Idee habe, mit was genau ich mich selbständig machen sollte. Andere hingegen haben ganz klare Vorstellungen von dem, was sie beruflich machen wollen – und zwar als ihr eigener Chef. Laura ist so ein Mensch. Sie hat den Schritt gewagt und ist glücklich damit! Natürlich ist es nicht immer nur leicht, aber etwas muss nicht leicht sein, um glücklich zu machen. Aber seht selbst!

Kinder und Selbstständigkeit
Vereinbarkeitslüge oder die optimale Kombination?

Zur Bloggerin: Laura lebt mit Mann und zwei Kindern (vier und zwei Jahre alt) in der Nähe von Stuttgart. Sie balanciert mit Leidenschaft auf dem Drahtseil der Selbstständigkeit und ist stolz auf ihre eigene Text-Agentur ( www.froehlichimtext.de). Auch privat kann sie das Schreiben nicht lassen und stärkt auf dem Blog „Heute ist Musik“ die Lachmuskeln vieler Eltern. Im Mai kommt Kind Nummer drei auf die Welt, dann wird der Alltag noch einmal komplett durcheinander gewirbelt und Laura ist gespannt, ob es dann noch mehr zu lachen gibt.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf – nichts leichter als das, dachte ich mir vor fünf Jahren, und verabschiedete mich fröhlich und mit kugelrundem Babybauch in die Elternzeit. Nach nicht ganz einem Jahr zu Hause wurde ich bei meinem Arbeitgeber vorstellig, um die besprochene Rückkehr in Teilzeit zu organisieren. Leider lief nun nicht mehr alles nach Plan: Die Personalverantwortliche sowie meine alte Chefin hatten im vergangenen Jahr das Unternehmen verlassen und von einer Absprache zur Wiederaufnahme meines Jobs wollten die Nachfolgerinnen nichts mehr wissen.
Doch ich hatte Glück im Unglück: nach langem Ringen bekam ich eine Ersatzstelle in der Presseabteilung, die sich als perfekt herausstellte und mir noch viel mehr Spaß machte als mein alter Job. Das klappt ja wie am Schnürchen, dachte ich – bis ich erneut schwanger wurde. Leider war mein Vertrag nach wie vor befristet. Das ist leider so üblich in der Verlagsbranche, und so lief mein Arbeitsverhältnis sang- und klanglos in der zweiten Elternzeit aus.
Was also sollte ich nun tun? In dem Jahr, in dem ich mit dem Baby zuhause war, machte ich mir so meine Gedanken. Die Wut über die Tatsache, dass ich meinen alten Job verloren hatte, wurde größer, je mehr ich von anderen Müttern hörte. So viele wurden nach dem ersten Kind vor die Tür gesetzt oder in ihrer Position eindeutig degradiert. Das sollte mir nicht noch einmal passieren, und so ging ich andere Wege: ich besuchte ein Erfolgsteam, schloss Pläne und entschied mich dafür, mich mit einer Textagentur selbstständig zu machen.
Diesen Schritt bereue ich bis heute keine Sekunde. Es macht großen Spaß, mein eigener Chef zu sein und die Arbeitszeit selbst einzuteilen. Ich liebe es zu schreiben, mich im Bereich Social Media weiterzubilden, als Jorunalistin zu arbeiten und positives Feedback von meinen Kunden zu bekommen. Aber es gibt auch noch eine zweite Seite der Medaille, und von der möchte ich hier berichten.
Es ist Montag, der Wecker klingelt um halb sieben. Am liebsten würde ich liegen bleiben, denn die 2-jährige Luise hat in dieser Nacht mal wieder dicht neben mir geschlafen, nachdem sie weinend aufgewacht ist. Zwischendurch verlangte sie nach einem Glas Wasser, der Fuß juckte und musste gekratzt werden und ein weiteres Mal, es war 3:30 Uhr, schien sie hellwach und erklärte uns, nun aufstehen zu wollen.
Ich bin gerädert und mir graut vor dem, was mir bevor steht: Jimmy, vier Jahre alt, ist wie immer am Morgen äußerst schlecht gelaunt. Luise möchte sich nicht anziehen, geschweige denn Zähne putzen. Mein Schreibtisch quillt vor Arbeit über und mein Terminkalender signalisiert mir seit letzter Woche drei Deadlines für diverse Artikel, die ich abgeben muss.
Wie drei Zombies sitzen die Kinder und ich am Frühstückstisch. Ein Becher kippt um, Jimmy jammert, er wolle nicht in den Kindergarten und Luise zetert, sie möge keine Apfelschnitze in der Tupperdose. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass wir spät dran sind. Natürlich dauert es eine halbe Ewigkeit, bis Jimmy und Luise die dicken Wintersachen anhaben. Eine langwierige Diskussion um das Tragen von dünnen Strumpfhosen und Flatterrock bei eisigen Temperaturen haben wir auch schon hinter uns. Jimmy konnte ich überreden, nicht seine ganze Steinsammlung, sondern nur den bernsteinfarbenen Kiesel mitzunehmen. Während der Zeiger tickt, denke ich unentwegt an den Text für meinen Kunden, mit dem ich immer noch nicht zufrieden bin und an dem ich seit einer Woche herum bastele.
Im Kindergarten angekommen verabschiede ich Luise schnell, die sich zum Glück auf ihre Freundinnen freut. Jimmy ist schlecht gelaunt, weil sein bester Freund Moritz noch nicht da ist. Ich mache mich aus dem Staub und düse nach Hause, wo bereits der Anrufbeantworter meines Geschäftstelefons blinkt. Ich höre ihn ab. Die Chefredakteurin hat noch Anmerkungen zu meiner Kolumne, die ich letzte Woche verschickt habe. Ich beseitige grob das Familienchaos in der Wohnung, die Wäscheberge müssen bis zur Mittagspause warten. Dann setze ich mich an den Schreibtisch und haue in die Tasten. Ich telefoniere, maile, schreibe Rechnungen und lektoriere einen Text. Zwischendurch räume ich die Spülmaschine aus, um mir die Beine zu vertreten. Als ich mir einen dritten Kaffee mache, um mich weiter wach zu halten, klingelt das Telefon. Die Kindergärtnerin ist dran, Luise ist vom Stuhl gefallen und hat eine Beule an der Stirn. Ich möge sie bitte abholen. Gesagt, getan. Auf dem Weg nach Hause fahren wir eben beim Kinderarzt vorbei. Zum Glück kommen wir schnell dran und die Verletzung ist nicht weiter schlimm. Eigentlich muss ich weiter arbeiten, aber mit Luise ist das unmöglich. Sie möchte auf meinem Schoß sitzen, auf die Tasten hämmern und Bilder auf dem PC anschauen. Alles andere interessiert sie nicht, und ich kann sie nicht einmal mit einem Sandmannfilmchen locken. Zum Glück macht sie noch einen Mittagsschlaf und ich nutze die letzte Stunde, um wenigstens einen Auftrag abzuwickeln. Die Steuererklärung, die Ablage und die Fahrtkostenabrechnung muss ich heute Abend machen.
 
Ein paar Maultaschen sind schnell aufgewärmt und Luise und ich essen ein flottes Mittagsmenü, bevor wir die Wäsche in die Waschmaschine stecken und Jimmy abholen. Den Nachmittag verbringen wir draußen, das Wetter ist besser geworden. Die frische Luft tut den Kindern gut und sie rutschen um die Wette. Ich kann nicht anders und wage auf dem Spielplatz einen Blick ins Smartphone. Eigentlich ist das für mich tabu, aber ich erwarte die Rückmeldung meines Kunden auf den Text. Die kommt prompt mit dem Hinweis, noch ein paar Änderungen vorzunehmen und das Dokument bis morgen früh zurück zu senden. Die Steuer muss wohl mal wieder warten, denn der Kunde hat heute Abend Priorität. Am Abend bin ich platt, als ich den Rechner ein letztes Mal anschmeiße.
Wie gesagt, ich bin sehr zufrieden mit meiner Arbeit als selbstständige Journalistin und Texterin. Eigentlich kann ich mir sogar nichts anderes mehr vorstellen, als in meiner eigenen Agentur zu arbeiten. Der größte Vorteil ist einfach, dass ich meine Selbstständigkeit gut mit meiner Familie vereinbaren kann.
Es gibt aber auch Zeiten, da sehne ich mich nach einer Festanstellung: nach Weihnachtsgeld und der Möglichkeit, mich krank schreiben lassen zu können, wenn es mir nicht gut geht. Nach Kollegen, mit denen ich mittags in der Kantine essen gehe, nach Smalltalk auf dem Büroflur und nach dem Luxus, mich nicht mit der Sozialversicherung rumschlagen zu müssen. Auch regelmäßige Zahlungseingänge und eine sichere Auftragslage sind Dinge, von denen ich dann träume.
 
An manchen Tagen sehne ich mich auch danach, keinen Bürojob zu haben, sondern in Vollzeit die Familienmanagerin zu sein. Weniger Arbeit hätte ich nicht. Und ich könnte Jimmy auch mal länger zuhause bleiben lassen, wenn er einen Schnupfen hat. Die Wohnung wäre aufgeräumter und es stände nicht immer irgendwo Wäsche rum. Und ich hätte mehr Zeit, um mit den Kindern kreative Bastelnachmittage vorzubereiten. Hätte, hätte, Schnullerkette…
So denke ich manchmal, und bin mir doch im Klaren darüber, dass ich für mich den richtigen Weg gefunden habe, auch wenn es ganz schon viel Stress bedeutet und mir Abendschichten am PC nicht liegen. Meinen Kindern geht es dabei gut, denn nachmittags machen wir schöne Dinge zusammen und ich weiß die gemeinsame Zeit zu schätzen.
Drei Dinge kann ich anderen Müttern raten, die auch darüber nachdenken, Selbstständigkeit und Familie zu kombinieren:
  • ein Netzwerk aus guten Freunden und/oder Familie ist wichtig, damit im Notfall Jemand für die Kinderbetreuung einspringen kann. Manchmal lassen sich Geschäftstermine einfach nicht verschieben, obwohl das Kind krank oder die Kita zu ist
  • dem Partner muss klar sein, dass es sich bei der Selbstständigkeit um ein ernst zu nehmendes Business handelt, und nicht um ein Hobby. Unterstützung und Respekt spielen hier eine große Rolle. Fehlt das eine oder andere, gibt es auf die Dauer Streit und Frust
  • eine gute Organisation von Haushalt und Büro ist das A&O. Wer Schwierigkeiten hat, sollte da ansetzen: Coaching, Online-Tools wie Trello oder Asana sowie Fachbücher helfen weiter. Und ich empfehle die Gruppe Mompreneurs (www.mompreneurs.de), die sich an selbstständige Mütter richtet.

Vielen lieben Dank für deinen Gastbeitrag liebe Laura! Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deiner Selbständigkeit und vor allem alle Gute für dich und deine Familie!

 

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