Mit Rückenschmerzen sitze ich hier und schreibe diesen Blogpost. In einer akrobatisch anmutenden Position habe ich die Nacht verbracht. Eine Schlafposition, die dem Familienbett geschuldet ist, welches ich aus vielen anderen Gründen eigentlich liebe. Viel zu früh bin ich außerdem noch aufgewacht, weil meine Tochter – noch schlafend – Chucky, die Mörderpuppe – vor meinem Gesicht tänzeln ließ.

Ich bin erst Anfang 30 und natürlich noch nicht alt, aber so richtig jung eben auch nicht mehr. Mein Körper schreit viel schneller auf als früher. Es ziept und zuppelt häufiger, die Gelenke müssen regelmäßiger geölt werden und manchmal brauche ich einen zusätzlichen Besuch in der Werkstatt. Und fehlender oder/und schlechter Schlaf wirkt sich nachhaltiger aus. Das war nicht immer so.

Ich liebte meine neue Welt

Ich liebte es zu studieren und verausgabte mich mit Freuden dafür. Meine Kurse an der Uni nahm ich ernst und ich war längst nicht nur auf körperliche Anwesenheit aus. Bei  24 Semesterwochenstunden kamen in so einem Semester inklusive der Vor- und Nachbereitungszeit, Referatsvorbereitung und Teamarbeiten wöchentlich etwa 48 Stunden Arbeitsstunden allein für das Studium zusammen. Während der Semesterferien musste ich dann zwar nicht mehr in die Seminare gehen, dafür aber schrieb ich Hausarbeiten und Berichte, lernte für Klausuren und mündliche Prüfungen. In den Semester“ferien“ kam ich dann freilich nicht mehr auf die 42 Stunden, aber es war trotzdem noch reichlich.

Die Mär des faulen Studenten ist im Übrigen erstaunlich oft genau das: eine Mär und damit totaler Quatsch. Zumal die meisten, die ich kenne, wie ich neben dem Studium auch noch viel arbeiten gehen mussten, um sich dieses Studium überhaupt leisten zu können. In meinem Falle waren das offiziell 10 Stunden die Woche als Tutorin und 7 Stunden samstags im Supermarkt. Damit kam ich über viele Semester auf Wochenarbeitszeiten von 59 Stunden während der Vorlesungszeit.

Und genau diese Zeit war die beste meines Lebens, denn trotz der erschöpfend umfangreichen Arbeit, habe ich all das genossen. Ich habe das Wissen in mich aufgesaugt, habe debattiert, mich selbst und mein Leben reflektiert. Ich habe gelernt, Fragen zu stellen und bei der Suche nach Antworten nicht immer nur den vermeintlich leichten Weg zu gehen. Es war kraftraubend, aber noch mehr hat es mich glücklich gemacht.

Es war der Mühen wert – und das in so vielerlei Hinsicht.

Die Macht der Jugend

Wenn ich ehrlich sein soll: So wie ich einst studiert habe, könnte ich heute nicht mehr studieren. Ich habe ja nicht nur den ganzen Tag gelernt: Ich war auch am Feiern, Quatschen, Rumgammeln. Trotz aller Verpflichtungen war ich zuvor und danach nie wieder so frei.

All das konnte gelingen, weil mein jugendlicher Körper auch nach durchfeierten Nächten tagsdarauf Leistung erbringen und mit erstaunlich wenig Schlaf klar kam. Dabei liebe ich meinen Schlaf. Aber alles andere war mir oft schlicht noch wichtiger. Daher möchte ich meinem Körper heute einmal explizit danken. Meine leibliche Hülle hat unglaubliches geleistet.

Und ja, mein Körper leistet noch immer Ungewöhnliches. Er hat mittlerweile ein Kind geboren und trägt dieses Geschöpf  – nicht immer rückenschonend – aber verdammt oft durch die Gegend. Mein Körper schleppt mittlerweile nicht mehr nur Bücher und Laptop, sondern auch Laufrad, Buddelsachen, Spielzeugtasche, Nicht selten alles zugleich und dann auch noch Einkäufe und das Kind, das hie und da ganz plötzlich verlernt zu laufen.

Ich bin bin dankbar dafür, dass ich bisher gesund war und es auch aktuell bin. Ja es ziept manchmal mehr. Ja, ich brauche auch schon etwas länger zur Regeneration, doch eigentlich von ich doch verdammt fit und leistungsfähig. Nicht nur im Kopf, sondern eben auch physisch. Ich danke meinem Körper, dass er mir die Rahmenbedingungen in so wunderbarer Weise zur Verfügung stellt – und es immer getan hat – dass ich mein Leben so leben kann, wie es tue und will.

Körper in Studium und Mutterschaft #Dankbarkeit #studierenmitkind | Terrorpüppi | Reflektiert, bedürfnisorientiert, gleichberechtigt