Neu im Job und schon schwanger? Mit einer Mischung auf Freude, Aufregung, aber auch einer Spur Verzweiflung blickst du mich an. Du musst nichts sagen, denn ich erkenne es an diesem Flackern in deinen Augen. Deine Hände suchen Halt und deine Lippen zittern ein wenig.

Ich kann dir ansehen, dass du die letzten Tage wenig geschlafen hast. Etwas belastet dich und dieses etwas wiegt schwer auf deinen Schultern. Erst zögerlich, dann aber mit immer mehr Gewissheit beginne ich, dich anzustrahlen. Nimm deinen Mut zusammen und teile deinen Kummer mit mir. Eine Lösung wird sich finden lassen. Da bin ich mir sicher.

Schließlich beginnst du zu reden. Du erzählst davon, wie wichtig dir dein neuer Job sei. Wunderbar hättest du dich eingelebt und würdest es genießen, bei einer solch umfangreichen Aufgabe so viel Verantwortung zu tragen. Doch manchmal komme es im Leben einfach trotzdem ganz anders.

Einen Moment zögerst du, dann platzt es aus dir heraus. Deine Probezeit müsse vorzeitig enden.

Es saust in meinen Ohren. Willst du etwa schon wieder gehen, obwohl du doch gerade erst angefangen hattest und obwohl alles so toll läuft hier mit uns?

Mit fester Stimme sagst du endlich, dass das Ganze so nicht geplant gewesen und dennoch im Resultat willkommen sei. Du könntest nun nicht mehr das gesamte Projekt über dabei sein, würdest aber solange, wie du noch da seist, dein Bestes geben.

Ich spüre, wie sehr dich das belastet haben muss. Wie ein Damoklesschwert schwebte dein süßes Geheimnis über dir und tut es auch jetzt noch, denn du weißt ja nicht, wie die Kollegen und die Chefs reagieren werden.

Du bist schwanger.

Eigentlich sollte eine Schwangerschaft immer ein Grund zur Freude sein. Eigentlich. Doch im Arbeitsleben schießt Frau sich mit einer solchen Nachricht schnell ins berufliche Aus. Um so mehr, so glaubst du, gilt dies für die Probezeit in einem neuen Job. Gerade erst frisch eingestiegen und schon wieder auf Absprung.

Was werden die anderen nur denken? Werden Sie eine Frau noch ernst nehmen, die gleich wieder verschwindet? Und was ist mit den eigenen beruflichen Plänen und Wünschen? So viele Fragen und keine Antwort kann sofort den Weg zu dir finden. Doch die Antworten werden kommen. Für jedes Problem wird sich eine Lösung finden lassen. Wir finden sie gemeinsam, Stück für Stück.

Ich nehme dich jedenfalls noch ernst. Wieso sollte es auch anders sein. Kinder gehören zum Leben. Sie sind kein Fehler und dürfen auch nicht im Arbeitsleben zum Problem gemacht werden. Für mich sind sie es nicht.

So lange fehlst du doch auch gar nicht. Was ist schon ein halbes Jahr. Du hast jedes Recht auf dein Glück. Deine Arbeit war bisher tadellos und sie wird es sicherlich auch bei deiner Rückkehr sein. Ich gratuliere dir, dass deine Probezeit auf diese Weise endet und noch mehr gratuliere ich dir, dass du gekommen bist, um zu bleiben – auch mit kleiner Auszeit.

Du bist ich.

…und ich bin schwanger.

Ich bin die schwangere Kollegin.

Ich bin die Frau, die schon ihrer Probezeit schwanger geworden ist.

Ich freue mich auf dich, mein geliebtes zweites Kind.

 

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