Bevor die eigentliche Autorin zu Wort kommt, möchte ich es mir nicht nehmen lassen, sie persönlich anzukündigen. Den Blog Terrorpüppi gibt es seit April 2014, also schon seit über drei Jahren. Terrorpüppi ist der Name des Blogs, der Name meiner Tochter auf dem Blog und Stück für Stück wurde Terrorpüppi auch mein eigener Bloggername. 
 
Terrorpüppi ist mein Blogbaby, doch auch mein Blogbaby soll sich weiterentwickeln. Nach und nach werde ich einige Veränderungen angehen und die vielleicht größte kommt schon heute: Terrorpüppi bekommt eine Co-Autorin. Zuerst auf Probe, aber hoffentlich ganz schnell dauerhaft, wird Madame FREUDig von nun an fleißig bei mir als feste Bloggerin schreiben. Ich freue mich wahnsinnig auf sie, denn ich bin mir sicher, dass sie für Bloggerhausen eine echte Bereicherung sein wird.
 
Und nun freut euch gemeinsam mit mir auf sie und lest ihre ersten Zeilen als Bloggerin, in denen sie sich euch vorstellen wird.
 
liebste Grüße
Jessi alias Terrorpüppi
 

Terrorpüppi meets Madame FREUDig

von Madame FREUDig

Terrorpüppi kommt auf (die) Freu(n)d(in)… Die liebe Jessi, eine alte, herzlich gute Freundin, gestattet mir, über ihren Blog einen Einstieg in das Bloggen und wir wagen dieses kleine Experiment „Freud im Dschungel“ gemeinsam.


Ich bin zwar auch Mutter, aber mein eigentlicher Antrieb, der mich zum Bloggen bringt, ist meine Wahrnehmung, dass ein wenig psychoanalytischer Input rund zum Thema Eltern sein, Eltern werden, Kinder und Beziehung in der Blogwelt auf nährenden Boden fallen könnte.
Als Psychologin, Psychotherapeutin und Psychoanalytikerin bin ich bei manchen Diskussionen in der Netzwelt ausgesprochen betrübt und manchmal auch wirklich traurig. Ich frage mich in Sitzungen mit PatientInnen oft, ob es wirklich sein kann, dass deren Eltern so subtil feindselige Haltungen ihren Kindern gegenüber gehabt haben können wie es in den Erinnerungen und Erzählungen erscheint. Ich spreche dabei nicht von offensichtlichen Misshandlungen und Missbräuchen, sondern von nach außen unauffälligen Familien, in denen eine Atmosphäre herrschte, die die PatientInnen scharenweise in die Praxen der Psychotherapeuten treibt.
Ich lese dann erfreut Blogs und Meinungen, die mich dazu veranlassen zu glauben (oder zu hoffen), dass Eltern heute anders sind: es gibt dutzende Bücher und Ratgeber jeglicher Couleur, Eltern können heute so viel über die Entwicklung ihrer Kinder wissen, das Klima ist ein so anderes als es vor 50 oder 30 Jahren war, und dennoch- oder vielleicht gerade deswegen- und weil jeder mit seinem ganz eigenen Neuröschen die Welt betrachtet, kommt es zu abstrusen Erziehungsmethoden.
Einerseits las ich neulich voller Erstaunen von einer Mutter, die sich fragte, ob es eigentlich ok ist, von ihrer frei erzogenen Tochter zu verlangen, sich Schuhe anzuziehen und die dann laaaaange mit ihr in der Kita ausharrte, weil es keinen Zwang geben dürfe und andererseits las ich auch erst kürzlich zustimmende Kommentare, als Pampers „Auszeiten“ für wütende (Klein-) Kinder empfahl… „das schadet meinem Kind nicht, es weiß doch, dass ich da bin“. Aus fachlicher Sicht halte ich beides für fragwürdig, aber darauf komme ich an anderer Stelle zurück.

Es vertieft sich eine Spaltung zwischen den Eltern, die bedürfnisorientiert und bindungsfördernd mit ihren Kindern umgehen und denen, die diesen Eltern ein Verziehen vorwerfen und die folglich andere Werte in ihrer Beziehung zu ihren Kindern wertschätzen. Ich möchte gerne versuchen, über diese Kluft eine Brücke zu bauen, denn ich bin der festen Überzeugung: bedürfnisorientierte und bindungsfördernde Beziehungsangebote und Haltungen sind unabdingbar für die psychische Gesundheit unserer Kinder. Allerdings, und das ist nicht minder wichtig: Bedürfnisse sind nicht Wünsche und jedes Kind braucht Grenzen, die wir Eltern uns trauen müssen zu setzen.
Das klingt so einfach, ist es aber auf Grund vieler Einflüsse nicht. Wir können unsere eigene Geschichte, unsere eigenen Bedürfnisse nicht draußen halten, auch wenn sie einen schädlichen Einfluss auf unsere Kinder haben können. Wir müssen uns dieser Aspekte aber bewusst sein, wir müssen verstehen, was und, aus meiner analytischen Sicht heraus auch warum, wir unseren Kindern bestimmte Dinge antun. Oftmals geschieht dies aus den allerbesten Absichten, geht aber an der Person des eigenen Kindes grundlegend vorbei. Dabei ist niemand ausgeschlossen, egal wie klug und gebildet er ist. Winnicott, ein sehr beliebter Kinderanalytiker, auf den sich heute viele Analytiker beziehen, prägte den Begriff des „good enough mothering“. Es geht nicht darum, immer perfekt zu sein, gut genug reicht und auch das ist manchmal sehr schwer.

Alles, was ich hier schreibe, ist meiner eigenen Haltung und meiner Erfahrung als Mutter und Mensch, als Psychologin und Psychoanalytikerin geschuldet. Es wird viele geben, die die Dinge anders wahrnehmen und interpretieren, aber es geht mir nicht darum, dass meine Meinung uneingeschränkt geteilt wird, sondern dass sie vielleicht dazu anregt, sich selbst an einigen Stellen zu hinterfragen. Ich weise darauf hin, dass eine persönliche Beratung und Therapie hier nicht stattfinden!

Als Ur- Berlinerin habe ich in Berlin studiert und auch hier meine Weiterbildungen absolviert. Seit 2012 bin ich in der ambulanten Psychotherapie tätig. Vorher habe ich in Kliniken- Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik-, aber auch im ambulant psychiatrischen Rahmen und der Jugendhilfe gearbeitet.  Ich liebe meinen Beruf sehr und muss immer wieder neue Wege suchen, um einerseits meinem Wunsch, als Mutter gut genug sein zu können, gerecht zu werden, aber auch meinen Beruf so auszuüben, wie ich das gerne möchte. Daher bin ich nach der Geburt meiner Tochter nach ein paar Wochen wieder an zwei Nachmittagen arbeiten gewesen und nach einem halben Jahr Elternzeit hat mein Mann ein Jahr Elternzeit genommen. Da wir uns sehr bewusst für ein Kind entschieden haben, war für uns beide klar, dass wir beruflich kürzer treten werden … und zwar beide. Wir arbeiten inzwischen jeweils einen halben Tag und die andere Hälfte verbringen wir die Zeit mit unserer Tochter, da wir sie vor einem bestimmten Alter nicht in eine Fremdbetreuung geben wollten und die Betreuung deswegen zunächst selber ganz übernehmen.

Ich hoffe, dass ihr ab und an Lust haben werdet, mich bei FREUDigen Gedanken in dem ganzen Kinder-, Ratgeber-, Erziehungs-, Spielplatz-, und- , und-, und-Dschungel zu begleiten.