Ich bin mit Märchen groß geworden. Insbesondere die Märchen der Gebrüder Grimm wurden erst viel vorgelesen und schließlich las ich sie auch selbst. Im Original versteht sich, also durchaus auch mit den grausamen Passagen. Mit Märchen verbinde ich noch heute viele Erinnerungen an meine beiden Großmütter.
Märchen sind historisch betrachtet allerdings kein Genre nur für Kinder, sondern vor allem für Erwachsene gedacht gewesen. Sie entstammen einer Zeit, da gab es auch noch nicht unser Verständnis von Kindheit als eine eigenständige Entwicklungsphase mit ganz spezifischen Bedürfnissen. Stattdessen waren Kinder kleine Erwachsene und so wurden sie auch den Märchen ganz unzensiert „ausgesetzt“. Die Sensibilität für die altersbedingt unterschiedlichen Bedürfnisse und Fähigkeiten mit bestimmen Themen umzugehen, ist in Bezug auf Gewaltdarstellungen bei vielen Eltern und auch den (Kinderbuch)Verlagen bereits angekommen. Entsprechend werden die originalen Märchen passend zum Alter der Kinder umgeschrieben und letztlich zensiert. Das gelingt mal besser, mal schlechter, aber erscheint mir vom Prinzip richtig. Meiner Dreijährigen will ich jedenfalls nichts von Mord und Todschlag vorlesen. Da darf der Wolf ruhig vom Rotkäppchen und vom Jäger eine unblutige Lektion erteilt bekommen.

Was mir jedoch beim Lesen eigentlich viel mehr Bauchschmerzen macht, sind die Mädchen- und Frauenfiguren auf der einen und den Jungen- und Männerbildern auf der anderen Seite. Die Darstellung dieser entspricht nun einmal auch einer ganz anderen Zeit und als Rollenbilder für meine Kinder taugen sie doch nur recht bedingt. Mädchen sind schön (aber nur selten klug), oberflächlich, naiv und passiv und warten auf einen Prinzen, der sie rettet. Mutig, stark und schlau sind eigentlich immer die Männer. Das ist sowohl für meine Tochter als auch meinen Sohn wenig vorbildlich. Weder soll meine Tochter lernen, dass Mädchen das schwache Geschlecht sind, das aus der Not gerettet werden muss, noch soll mein Sohn vermittelt bekommen, dass er immer stark sein muss, das Gefühle nur für Mädchen taugen und Mädchen den Jungs untergeordnet sind.
Zu allem Überfluss sind viele Märchen aus heutiger Sicht recht unterkomplex. Meine Tochter fragt mich auch immer allerhand zu den Märchen, was ich ihr nur dank meiner blühenden Fantasie beantworten kann. Wieso geht Rotkäppchen zum Beispiel nicht mit einer Freundin zur Großmutter? Und wieso geht die nicht in die Kita? Und wo ist nur der Fernseher in Omas Stube? Wie können sich Hänsel und Gretel im Wald verlaufen, wenn es da doch überall Schilder gibt? und so weiter und so fort…

Frösche küssen

Nun gibt es in dem Kinderbuch, welches ich euch heute vorstellen möchte, zwar auch keine starken Frauenfiguren, tatsächlich sind die Damen der Schöpfung auch hier nur Beiwerk der Geschichte, dennoch genießen mein Töchterlein und ich das moderne Märchen „Frösche küssen“. Es ist einfach herrlich grotesk und lässt die männlichen Charaktere (Bär, Hase, Fuchs und Wolf) nicht sonderlich glänzen. Vielmehr wird ihnen in Manier einer Fabel eine Lektion erteilt…

Wer kennt nicht das Märchen vom Froschkönig aus seiner Kindheit? Da fällt einer schönen Prinzessin ihr liebstes Spielzeug, eine goldene Kugel, in den Brunnen. Ein fetter Frosch bietet ihr an, die Kugel zurückholen, wenn sie bereit sei, ihm ein Freund zu sein, mit ihm den Teller zu teilen, am Tischlein neben ihm zu sitzen und auch im gleichen Bettlein zu schlafen. Voller Undank und voll von Oberflächlichkeit wird die Prinzessin aber am Ende belohnt.

Doch wie viele Frösche muss man eigentlich küssen, um seinen Prinzen oder seine Prinzessin zu finden? Im Buch „Frösche küssen“ von Andrus Kivirähk wird das Märchen vom Froschkönig glücklicherweise nicht noch einmal aufgewärmt, auch wenn der Titel das vielleicht erahnen lässt. Nur die Metapher des Küssens eines Froschs wird aufgegriffen, um sie dann doch ad absurdum zu führen.

Dabei fängt das Buch bereits skurril an, denn eigentlich ist es ausgerechnet der Weihnachtsmann, der lauter Märchenbücher über einem Waldstück verliert. Verschiedene Tiere finden diese und nehmen die Märchen allzu wörtlich. Getrieben von Gier, machen sich (fast) alle auf die Suche nach Froschmädchen zum Küssen. Gesucht und gefunden, werden die tierischen Protagonisten dann doch ziemlich überrascht. So finden sie ihr Glück nicht in der Erfüllung ihrer Wünsche, sondern in einem ganz neuen Leben. Die Welt des Froschkönigs wird auf diese Weise wunderbar auf den Kopf gestellt, denn nicht die Froschdamen werden zu Prinzessinnen und auch die Tiere nicht zu Prinzen… Überhaupt warten die Damen nicht auf Erlösung durch einen Prinzen, sondern nur auf willige und fähige Tanzpartner, mit denen sie endlich mal die Hüfte schwingen können.

Das Buch „Frösche küssen“ von Andrus Kivirähk (Text) und mit Illustrationen von Anne Pikkov, umfasst 32 Seiten und ist gebunden. Zum Vorlesen eignet es sich ab ca. 3 Jahren. Für 10,95€ kann man das Buch im Buchhandel erwerben. Das besondere an Büchern des Verlags Willegoos ist übrigens das erklärte Ziel der Nachhaltigkeit. So ist das Buch auf Recyclingpapier mit ökologischen Farben in der EU und ohne Plastikfolie gedruckt.

Verlosung des Kinderbuchs „Frösche küssen“

Außerdem verlose ich ein durch mich selbst erworbenes Exemplar des Kinderbuchs „Frösche küssen“.
Teilnahmebedingungen:
  • Kommentiert bitte hier auf dem Blog und beantwortet mir dabei folgende Frage: Was ist euer Lieblingsmärchen und warum? 
  • Bitte kommentiert so, dass man euch eindeutig identifizieren kann. 5x Steffi ohne jeglichen Zusatz ist zum Beispiel eher nicht so praktisch…
  • Wenn ihr ein Zusatzlos ergattern wollt, dann liked und kommentiert den Beitrag mit der Verlosung auch auf Facebook
  • Ein weiteres Zusatzlos kann erworben werden, wenn ihr noch andere auf die Verlosung aufmerksam macht (durch Teilen oder Leute verlinken)
  • Bitte weist auf die Extralose in eurem Kommentar hin.

 

Teilnehmen darf jeder, der volljährig ist, in Deutschland, Österreich oder der Schweiz wohnt. Das Gewinnspiel läuft bis zum 30.07.2017, 23:59Uhr. Die Auslosung erfolgt in der darauffolgenden Kalenderwoche 31. Der oder die Gewinner/-in werden zufällig ausgewählt und hier im Beitrag, in den Kommentaren sowie auf Facebook bekannt gegeben. Der oder die Gewinner/-in hat dann eine Woche Zeit, sich zu melden, sonst wird neu ausgelost.

Viel Erfolg!

Frösche küssen - Ein modernes Märchen | Terrorpüppi