Ab wann Kinder auch mal allein zu Hause lassen? Selbständigkeit fördern | Terrorpüppi | Reflektiert, bedürfnisorientiert, gleichberechtigt | #attachmentparenting #beziehungsorientiert #bedürfnisorientiert

Die Mama mal 3 hat zu einer Blogparade aufgerufen, die uns eigentlich noch gar nicht betrifft. Da wird nämlich gefragt, seit welchem Alter wir unser Kind auch mal allein zu Hause lassen oder zumindest, ab wann wir dies vorhaben. Auch wird nach Regeln gefragt, die mit dem Alleinsein verknüpft werden und welche Erfahrungen schon gemacht wurden. Meine Tochter ist 3,5 Jahre alt. Die lasse ich noch nicht allein zu Haus und da ich nicht das Gefühl habe, dass dieses Thema unmittelbar ansteht, habe ich mir bisher auch noch keine Gedanken darüber gemacht.

Warum ich nun trotzdem darüber schreibe? Weil es mir plötzlich gar nicht mehr so abwegig erscheint, mir genau jetzt schon erste Gedanken darüber machen.

Scheiße, äh Mist, Moppelkotze, Scheibenkleister… wird meine Tochter schnell groß. Gestern noch ein Baby und morgen schon… Na dann doch lieber schon mal nachdenken. Nachdenken schadet ja eigentlich nicht. Vermutlich steht das Thema schneller an, als ich mich bei drei unter meiner Decke verstecken kann.

Außerdem kommen bei mir ganz viele Kindheitserinnerungen hoch und genau diese werden sicherlich Einfluss darauf haben, wie wir das später mit dem Töchterchen und ihrem Brüderchen handhaben werden. Ein Schlagwort geistert dabei besonders durch meinen Kopf: SELBSTSTÄNDIGKEIT.

Selbständigkeit als Beziehungsziel

Von Anfang an haben wir unsere Tochter bewusst bei jedem Versuch, sich von uns zu emanzipieren und damit selbstständiger zu werden, unterstützt. Unsere Leitorientierung ist: Was sie sich zutraut, trauen wir ihr prinzipiell auch zu. Dazu gehört für uns aber auch, bei ihren ersten Versuchen, Dinge alleine zu bewältigen, als Sicherheitsnetz greifbar zu bleiben. Sie soll spüren, dass wir ihr und ihren Gefühlen vertrauen, dass sie aber genauso auch wieder einen Schritt zurückgehen kann und darf, sobald sie merkt, dass es doch noch nicht problemlos geht. Sie bestimmt im Wesentlichen das Tempo, auch wenn wir manchmal motivierend an ihrer Seite stehen, sobald wir das Gefühl haben, dass sie nur noch einen Anstupser braucht.

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Ihre zunehmende Selbständigkeit hat mir noch nie Angst gemacht. Auch werde ich nicht traurig, weil sie mich weniger zu brauchen scheint. Stattdessen macht sie mich unglaublich stolz mit ihrer Entwicklung, einfach weil sie ihren Weg geht. Dieser Weg hat manchmal ganz seltsam anmutende Kurven und es kommt auch mal vor, dass man den Weg wieder einige Meter zurückläuft – aber es ist ihr ganz persönlicher Weg, auf dem ich sie begleiten darf.

„Allein lassen“ beginnt schon viel früher

Ob ich mein Kind ganz allein zu Hause lasse, ist nicht nur abhängig von der Frage, ob es sich das selbst zutraut. Eine solche Situation ist viel komplexer, als es ein gerade sehr junges Kind überhaupt überblicken kann. Bevor ich mein Kind allein zu Hause lassen würde, muss ich mir schon ziemlich sicher sein, dass es auch mit unerwarteten Situationen umgehen kann.

  • Wie wird mein Kind reagieren, wenn es klingelt? Wie soll es denn eigentlich reagieren?
  • Was würde mein Kind tun, wenn es Hunger bekommt? Hält es sich wirklich von bestimmten Geräten fern, die es sonst aber gemeinsam mit mir benutzen darf?
  • Wie wird mein Kind im Notfall reagieren? (etwa bei Brand oder Unfall)?

Neben diesen Aspekten bleibt die grundlegende Frage zuletzt: Will mein Kind überhaupt schon allein bleiben, sei es auch nur für kurze Zeit? Kommt es mit dem Alleinsein überhaupt zurecht?

Letzteres beginnt nämlich schon, bevor man den großen Schritt wagt und das Kind allein in der Wohnung lässt. Schließlich lassen wir unsere Kinder innerhalb der Wohnung immer mal wieder allein: Doch wie lange lassen wir sie schon völlig allein in einem anderen Zimmer? Aus welchen Gründen gehen wir zwischendurch nach ihnen sehen? Kommen sie selbst zwischendurch mal nach uns gucken, weil das Alleinsein ihnen noch nicht ganz geheuer ist?

Meine Tochter zum Beispiel kann sich wunderbar allein beschäftigen. Jedenfalls zwischendurch. Manchmal geht das sogar schon richtig lange. Trotzdem kommt sie zwischendurch zu uns, einfach nur, um nach uns zu schauen. Sie braucht uns – oder andere Vertraute – noch in ihrer unmittelbaren Nähe.

Erinnerung an meine Kindheit. Oder wie sehr ich es genoss, auch allein sein zu dürfen

Wie ich bereits schrieb, kommen mir bei dem Thema auch viele Erinnerungen aus meiner Kindheit in den Sinn. Ganz genau kann ich mich nicht mehr daran erinnern, ab wann meine Eltern mich auch mal allein zu Hause ließen, aber es war auf jeden Fall in der Grundschulzeit. Vielleicht so in der zweiten oder dritten Klasse.

Ganz allein war ich streng genommen auch ziemlich lange nicht, denn meine Oma hat im selben Haus gewohnt. Sie hatte für mich Mittagessen gekocht und zwischendurch nach mir gesehen. Nach der Schule war ich dennoch oftmals auch für einige Zeit allein. So fuhr Omi mal einkaufen oder zum Friedhof oder sonstwo hin. Aber vermutlich erst, als es mit meinem Alleinsein funktionierte… Kontrolliert habe ich mich nie gefühlt.

…und ich fand es einfach toll. Nach der Schule meine Ruhe haben oder einfach rumgammeln zu können, das empfand ich wirklich als befreiend. Die gesamte Wohnung war für diese Momente mein Territorium. Ich genoss das Vertrauen meiner Eltern und den Freiraum nur für mich.

In dieser Zeit war ich aber auch für allerlei verantwortlich. So musste ich selbständig daran denken, meine Hausaufgaben zu machen. Das von meiner Oma gekochte Mittagessen musste ich mir selbst warm machen. Zudem hatte ich schon früh häusliche Pflichten, denen ich zumindest möglichst häufig nachkommen sollte, sofern ich keinen großen Ärger riskieren wollte. Manchmal rief auch jemand an und ich musste die hinterlassende Nachricht zuverlässig übermitteln.

Viele kleine Entscheidungen und Verantwortlichkeiten haben mich also schon früh selbständig sein lassen. Meine Eltern habe ich trotzdem stets gebraucht, nur eben oft in anderer Weise: als Ratgeber, Tröster, Mutmacher.

Heute ist aber nicht Damals

All das wünsche ich mir auch für meine Kinder. Und doch: Die Zeiten damals waren andere. Zum Beispiel hat sich die Verkehrslage total geändert. Der Straßenverkehr war deutlich weniger trubelig. Zudem habe ich am Stadtrand gewohnt, wo ich mich schon als sehr junges Kind recht frei draußen bewegen konnte – auch und gerade, weil Autos Mangelware gewesen sind… (und nein, ich bin nicht uralt. Meine Kindheit waren die 1980er Jahre in der DDR und dann die Nachwendezeit).

Auch war letztlich immer jemand greifbar, obwohl ich allein war. Nicht nur hat meine Oma bei uns im Haus gelebt. Auch meine anderen Großeltern lebten in derselben Straße. Auch Freunde wohnten in der unmittelbaren Nachbarschaft.

Diese beiden Punkte fallen mir als erstes ein, wenn ich ans Loslassen und Alleinlassen denke. Doch kommt Zeit, kommt Rat und ehe ich mich versehe, sind meine Kinder so weit. Fest steht nur: Sie werden niemals ganz allein sein, denn immer werden sie wissen, dass wir Eltern trotzdem da sind, sobald sie uns brauchen.

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