Nachdem die letzte Woche emotional eine Berg- und Talfahrt gewesen ist, kann ich zumindest was die Gesundheit dieses einen Herzensmenschen angeht, nun vorerst Entwarnung verkünden. Dem Tod hat dieser unglaublich starke Mann erst einmal ein Schnippchen geschlagen und wir alle haben erleichtert ausgeatmet. Die Sache mit dem Ausatmen allerdings bedeutet nicht zwangsweise, dass es nicht noch genug andere Gründe geben kann, die ein rasches Einatmen, gefolgt von abermaligen Ausatmen notwendig machen. Das ganze selbstverständlich in flotter Abfolge. Einfach ausgedrückt: Diese Woche war verdammt stressig. Ich hatte einen Arsch voll Arbeit und der Rest der Familie auch. Schon beeindruckend, wie fest unsere familiäre Bindung ist, dass wir sogar das synchronisiert bekommen.

In dieser Woche habe ich auch gelernt, dass ein Arsch voll Arbeit und der damit einhergehende Stress nicht zwangsläufig bedeutet, dass auch zwischenmenschlich die Hölle los sein muss. Die letzten Tage habe ich nämlich aktiv dafür genutzt, mich selbst unter Stress zu beobachten…

Wieso verdammt zieht dieses Kind jetzt nicht endlich seine Schuhe an? Warum zum Teufel ist es nur gerade jetzt aus heiterem Himmel traurig? Autsch, warum liegt denn dieser Scheiß hier im Weg???

…und aufkommende Wut nicht vollends rauszulassen, sondern in gesündere Bahnen zu lenken.
Normales Familienleben eben, „bloß“ unter Zeitdruck. Die vielen Artikel in letzter Zeit zum Thema Wut (zum Beispiel dieser wunderbare hier von Madame FREUDig) haben scheinbar erste Spuren hinterlassen. Dabei versuche ich aber nicht nur die Wut meiner Kinder in den Blick zu nehmen, sondern eben auch meine eigene. Dass jetzt nicht alles hier rosaplüsch ist, versteht sich aber auch von selbst, oder? Die Auseinandersetzung mit der Wut ist entsprechend meine Inspiration der Woche, denn ganz ehrlich. Ich mag mich selbst nicht, wenn ich wütend bin – oder vielmehr mag ich es nicht, wie ich meine Wut manchmal an den Menschen, die ich liebe, direkt und ungefiltert ablade. Wut ist ein legitimes Gefühl und hat ihre Berechtigung, doch sie kann eben auch verletzen und mich einfach hinterher zu entschuldigen, ist mir zu wenig als alleinige Strategie.

Interessanterweise ist auch bei Madame FREUDig gewissermaßen Wut eine Inspiration der Woche. Sie war nämlich wütend über viele Reaktionen auf einen Artikel bei Facebook zum Zusammenhang von Bindung, frühkindlichem Stress und (Fremd)Betreuung. Wobei ihre Wut sich weniger auf „unsere“ Leser/-innen und Kommentator/-innen bezieht, als vielmehr um Diskussionen auf anderen Seiten. „Für Fremdbetreuung“ sein, arbeiten gehen und bedürfnisorientiert „erziehen“ zu wollen, kann und sollte aus meiner Sicht ja auch wirklich nicht zwangsläufig in einem Widerspruch stehen. Gerade weil wir doch um die Bedürfnisse unserer Kinder wissen und auf diese achten wollen, können wir das Thema Fremdbetreuung ja schlecht einfach ausparen, nur weil es vielleicht unbequem ist, ein schlechtes Gewissen macht, Probleme aufzeigt. Gerade hierzu werde auch ich noch ausführlicher schreiben, denn mir ist eine bedürfnisorientierte Beziehung zu meinen Kindern sehr wichtig. Und ich arbeite. Dennoch. Bei beiden Kindern auch früh. Das alles unter einen Hut zu bekommen, macht, jawoll, einen Arsch voll Arbeit.

Nichtsdestotrotz, also wegen des besonders großen Arsches dieses Woche (sorry, ich komme gerade nicht umher, diese Redewendung auszukosten), hatte ich auch Lieblingsmomente mit den Kindern und sogar einen Moment nur für mich. Mit ersterem fange ich einfach mal an. Rauspicken werde ich mir den gestrigen Tag, denn da war ich am späten Nachmittag mit meinen beiden zum Spielplatz gewackelt. Es war plötzlich so friedlich und ausgelassen. Der Babysohn bestaunte das lustige Treiben der Kinder aus der Trage heraus und mein kleines großes Mädchen konnte die auch für sie stressige Woche hinter sich lassen und unbefangen und fröhlich mit einer guten Freundin spielen. Die Abendsonne setzte auch in mir ein paar Endorphine frei und beinahe vergaß ich, dass abends noch Arbeit auf mich wartete und dass es bis dahin noch eine Ewigkeit dauern würde, denn Abendessen machen, Kinder bettfertig machen und die Kinder erfolgreich in den Schlaf begleiten dauert ja rein subjektiv nicht zwei oder drei Stunden, sondern mindestens zwölf… Aber in diesem Moment auf dem Spielplatz war das alles total egal.

Der Lieblingsmoment mit ihrer Tochter fand bei Madame FREUDig auf den Brettern, die die Welt bedeuten, statt. Die Schuhe ihrer Mama passen ganz offensichtlich schon jetzt perfekt.

Ich stelle mir diesen Moment genau jetzt vor und weil ich die beiden ja etwas besser kenne, kann ich mir so allerhand hinzu fantasieren, auch wenn ich nicht dabei gewesen bin. Wirklich lustig und schön muss es gewesen sein und meine Gedanken, mit denen ich soeben weit in die Ferne geschweift bin, sind irgendwie ja auch schon ein kleiner Lieblingsmoment nur für mich.

Dennoch möchte ich noch einen ganz eigenen Lieblingsmoment nur für mich erinnern. Der fand nämlich auch gestern statt. Nachdem meine beiden Zwerge OHNE Murren und Meckern, ohne Hinhaltetaktiken und ohne viel Bedürfnis, den Tag noch einmal nachzubesprechen, schnell eingeschlafen sind, habe ich mich aus dem Schlafzimmer auf Zehenspitzen herausgeschlichen, um…

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ja, um heiß zu duschen. Was war das für ein genussvoller Moment. Selten war eine Dusche so wundertoll, so unglaublich wohltuend. Einfach nur zauberhaft sag ich euch… und etwas später folgte sogar noch mein Lieblingsessen der Woche, denn ich beauftragte den Mann, mir auf dem Heimweg von seiner Arbeit doch bitte einen DÖNER mitzubringen. Nix also mit exquisiter Küche oder so. Dafür so richtig lecker. Yeah.

Bei Madame FREUDig kann das Lieblingsessen natürlich auch in dieser Woche eigentlich nur Kuchen sein. Was sonst. Echt jede Woche dasselbe. Dasselbe? Wo kämen wir dahin! Madame FREUDig genießt Kuchen in allen Variationen, sodass es definitiv nie langweilig wird. Blaubeertörtchen sollen es diesmal gewesen sein und das während sie ihren Moment nur für sich hatte: Während eines Treffens mit einer guten Freundin. Hach, ich bin grad was neidisch… (aber nicht missgünstig!). Doch Überraschung, Madame FREUDig hat mir verkündet, dass sie diesmal Dosenfutter bevorzugt hat. Liebe, äh Herzen aus der Dose. Aus was das jetzt genau besteht kann ich aber nicht sagen. Ich tippe auf Zucker.

Nun fehlt nur noch das Lieblingsbuch der Woche. Bei einem Arsch voll Arbeit war keine Zeit zum Lesen. Also doch, aber keine Bücher für Erwachsene. Daher ist mein Buch der Woche ein Kinderbuch, welches ich in dieser Woche bereits viermal abends vorgelesen habe. Abwechslung deluxe also. Achja, es heißt: Wenn sieben freche kleine Hasen schnell in die Verstecke rasen. Meine Tochter liebt es – und nicht nur dieses, sondern auch auch die anderen Bücher über die sieben kleinen Hasen.

Anders als ich fand Madame FREUDig sogar Zeit für erwachsene Lektüre und dann auch noch hardcore. Natürlich nur für euch. Das wird garantiert in einem Blogpost verarbeitet.

So! Da wären wir auch schon am Ende. Muss jetzt auch aufhören, denn auch heute wartet noch ein Arsch voll Arbeit auf mich. Jetzt auch endlich Schluss damit, dass ich ständig Arsch voll Arbeit sage. Ups.

Nun wünsche ich euch allen ein frohes Wochenende mit wenig Arsch voll Arbeit (einmal musste noch sein!).

Herzlichst, eure Jessi


Mehr Freitagslieblinge gibt es übrigens bei der BerlinMitteMom.