Ich halte meine Tochter für sehr begabt. Wenn sie ihr Essen auf dem Tisch verteilt, erkenne ich ihr tiefes Verständnis des Prinzips der Entropie. Oft missverstanden als Unordnung meint es die Anordnungsfreiheit von Teilchen in einem geschlossenen System. Ist das System z.B. der Esstisch, gibt es keinen Grund, warum sich das Essen nur auf Tellern befinden sollte, wenn dazwischen doch noch so viel Platz ist.
Kleine Kinder erzeugen in der Regel Zustände hoher Entropie, was Eltern natürlich nicht immer zulassen können. Im Museum und auf Autofahrten zum Beispiel. Nach dem Essen, wenn ich wieder sauber mache. Oder auf dem Spielplatz:

Hier war im Sandkasten eine Familie zu beobachten, die mir zuallererst durch die Verwendung einer Glättkelle auffiel. Von dieser „Anomalie“ angefixt wurden die Nachbarn unter Beobachtung genommen. Und die eigentliche Arbeit auf der Baustelle wurde nicht durch die zwei Kinder sondern durch deren Eltern erledigt. Mit der Glättkelle wurde ein ebenes Fundament geschaffen und darauf ein Fort mit Türmen und schön geraden Mauern gebaut. Die Kinder hätten hier wahrscheinlich die Entropie auf einen nicht mehr ertragbaren Grad erhöht. Da fragt man sich, wer in dieser Familie quengelt, dass er noch nicht nach Hause will.

Nicht nur am Esstisch bevorzugen wir Eltern geordnete Verhältnisse. Auch emotional sind wir gerne „geordnet“ und haben unser Gegenüber auch gerne so. Kinder nutzen hier scheinbar auch die maximale Anordnungsfreiheit emotionaler Zustände. Lachen, Weinen, Quengeln, man ist stets bemüht, den Zwergen bei der Kontrolle ihrer Gefühle beizustehen, soll das ganze doch irgendwann möglichst in Selbstkontrolle übergehen. ABER: Lassen Sie Ihren Kindern im Sandkasten doch bitte den Vortritt und loben Sie dann deren Bauwerke, auch wenn sie keiner behördlichen Bauabnahme standhalten.

Für die Buddelkiste will ich trotz allem jetzt so eine Glättkelle!