Ninas Kaffeesätze

Es ist der 13. des Monats und auch heute gibt es wieder eine wunderbare Kolumne der zauberhaften Nina. Es soll Geburtstag gefeiert werden. Doch das ist nicht immer nur Grund zum Lachen. Mit Geburtstagen verbinden schließlich nicht nur die Geburtstagskinder selbst Erwartungen, sondern auch die anderen Familienmitglieder. Man trifft sich, man feiert, aber man hält die Zeit auch nicht einfach an, sondern bestehende Konflikte werden mitunter weiter fortgeführt. Ich wünsche Ninas Patchwork-Tochter alles Gute zum Geburtstag und Nina für den gesamten Tag viel Kraft.

Patchworkrealität mit Kerzen und Kuchen

„Happy Birthday“ schallt es aus dem Flur. Die kleinsten sind auf dem Weg zu ihrer Schwester, die es bedingt entzückend findet, so geweckt zu werden. Heute ist ihr Geburtstag. Seit sie vier wurde, habe ich jeden davon erlebt. Patchworkrealität. Ich bin ein wenig sentimental, lasse mir das aber nicht anmerken.

Gestern Abend hat meine Frau noch alles dekoriert, während ich laienhaft versucht habe, den Kuchen zu verzieren. Ein kleiner Anflug von Hektik beherrscht am Vortag des Ereignisses die Abendgestaltung, aber wenn die Girlande hängt und die Geschenke am Tisch stehen, wird es wirklich ruhig.
Geburtstage sind Familienfeste. In Patchworkfamilien bedeutet das oft: Sag einfach nichts und ertrage die Nichtverwandtschaft, als wäre es die eigene Familie. Jede Familie hat ein schwarzes Schaf und in den Familien, deren Teil ich sein durfte, hab ich irgendwie immer geschafft diese Position mit Leben zu füllen.

Als ich vor nicht ganz acht Jahren in diese meine Familie kam, trug ich vorzugsweise schwarze Kleidung, Nagellack und war ein arbeitsloser Student aus dem Ausland. Ich glaube, ich muss nicht sagen, wie die Reaktionen auf mich waren. Nicht, dass die Angehörigen meiner Kinder keine guten Seiten hätten, im Gegenteil, alle haben die tolle Absichten und wollen nur das Beste. Dennoch bin ich seitdem Außenseiter in der eigenen Familie.
Feste kommen, wie sie fallen?
Meine Frau und die Kinder standen immer zu mir, aber der Rest der Familie fand es immer schwer, sich mit mir auch nur zu unterhalten. Auch, nachdem meine Frau und ich gemeinsam zwei Kinder bekamen und wir über die Jahre zu sechst lebten, änderte sich nicht viel.
Manchmal habe ich versucht, das zu verändern, aber irgendwann resignierte ich und sagte mir: „Augen zu und durch.“ – Das klappte sogar einigermaßen. Tja und dann kam dieser einschneidende Punkt in meinem Leben, als ich aufhörte, mich als Mann zu verkleiden. Man könnte meinen, es hätte Aufregung gegeben. Wahrscheinlich wäre das auch passiert, aber da wir die Kinder immer eingebunden hatten und sie bei Entscheidungen auch mitwirken durften, war nach relativ kurzer Zeit klar: die Kinder unterstützen mich auch als Frau.
Es lag mir immer fern, einen Streit vom Zaun zu brechen, so verhielt ich mich bei Familienfeiern so unauffällig, wie mir das möglich war. Am Ende war ich meist niedergeschlagen. Letztes Jahr war ich bereits vor Ende der Feier allein und weinend im Schlafzimmer und wartete, dass die Gäste gehen würden.
Heute hat meine Prinzessin also wieder Geburtstag und ich werde ihr gratulieren, sie herzen und für sie singen, aber zur Feier am Nachmittag werde ich nicht gehen. Selbst als ich diese Zeile schreibe, habe ich einen Knoten im Hals. Dennoch weiß ich, dass es so einfach besser ist. Es ist weniger Stress für alle Beteiligten.
In zehn Tagen hat mein Sohn Geburtstag. Seine Großeltern wohnen mehrere hundert Kilometer weit weg und werden zur Feier nicht kommen. Zehn Tage nach dem relativ großen Familienfest, findet ein weiteres, deutlich kleineres statt. Aber da werde ich von Anfang bis Ende dabei sein.
Wenn meine Kinder miteinander über ihre Großeltern sprechen, dann haben sie sehr unterschiedliche Bedeutungen für das Wort. Und obwohl wir eine Familie sind, bedeutet „Geburtstagsfeier“ für alle etwas sehr unterschiedliches. Es gibt eines, worauf ich jedoch stolz bin, dass unsere Kinder liebevolle Assoziationen zu diesen Begriffen haben. Jedes Kind freut sich auf den eigenen Geburtstag und den seiner Geschwister.
Happy birthday, meine große Prinzessin.
Nina bloggte viele Jahre, hat sich aber von den „als Mann“ verfassten Blogs weitestgehend getrennt. Aktuell schreibt sie über ihre Transsexualität auf ihrem Blog Frau Papa und ihr Projekt poesieversuchslabor erwacht langsam wieder aus dem Dornröschenschlaf.