In der Vorweihnachtszeit schreiben und malen viele Kinder ihre Wunschzettel. Ein wunderbares vorweihnachtliches Ritual, welches sich glücklicherweise aber im Laufe der Jahrhunderte gewandelt hat. Während früher die Wünsche der Eltern im Vordergrund standen, geht es heute um die Herzensangelegenheiten der Kinder.

Auch ich habe als Kind Wunschzettel angefertigt. So richtig bewusst kann ich mich nur an zwei weihnachtliche Wunschzettel erinnern, obwohl es sicherlich weitere gegeben hat. Aber Qualität geht auch in den Erinnerungen ja vor Quantität. Es sind schöne Erinnerungen. Nicht der Geschenke wegen, sondern wegen der Zeit, die ich dabei mit meiner Mama verbracht habe.

Aus meiner Sicht sollte klar sein:  Zum Schreiben von Wunschzetteln ist man niemals zu alt. Vielleicht würde es auch uns Erwachsenen sogar gut tun, das nicht nur für und mit den Kindern zu tun, sondern auch für uns selbst. So ein Wunschzettel muss ja schließlich keineswegs nur eine einfache Ansammlung von materiellen Gütern sein. Vielmehr bietet das Zeichnen, Malen und handschriftliche Zusammentragen von persönlichen Wünschen ja auch die Möglichkeit, sich einmal mit den eigenen Befindlichkeiten, Sehnsüchten und Träumen auseinanderzusetzen und diese den Liebsten mitzuteilen. Es geht eben nicht nur um das Was, sondern auch um das Warum, das Wozu und das mit Wem.

Mit ihren zwei Jahren hat meine kleine Püppi noch nicht so recht eine Vorstellung von Wünschen. Aber bestimmt ist sie im nächsten Jahr soweit und wir können gemeinsam den ersten Wunschzettel anfertigen. Ich freue mich darauf, mit ihr zusammen über mögliche Geschenke zu sprechen. Das bedeutet für mich, miteinander zu fantasieren, was man den Geschenken denn alles machen kann und wieso sie sich das wünscht.

Dazu gehört natürlich auch, zu besprechen, dass nicht jeder Wunsch immer in Erfüllung gehen kann – aber dass dies keineswegs ein Grund zum Traurigsein ist. Vielmehr bekommt man stattdessen andere Wünsche erfüllt und obendrein noch Dinge, mit denen man gar nicht gerechnet hat, die aber auch ganz viel Freude bereiten. Und wenn doch einmal ein unerfüllter Wunsch ganz groß und stark ist, dann können wir uns als Familie ja überlegen, wie man diesen oder einen Ersatzwunsch doch noch realisieren kann. Vielleicht will die Püppi ja daraufhin sparen oder einfach bis zum nächsten großen Fest warten.

Manchmal aber bleiben Wünsche einfach zu groß – und damit die Enttäuschung darüber nicht zu groß wird, ist es sicher hilfreich, darüber zu sprechen und auch hier Alternativen zu suchen. So kann man ja zum Kinderreiten gehen statt gleich ein eigenes Pony zu kaufen. Oder wenn Reitstunden einfach zu teuer sind, dann ist vielleicht der regelmäßige Besuch auf dem Kinderbauernhof oder im Tierpark (Jahreskarte) auch was Feines. Oder ein kleines Kuschelpony für daheim. Nicht alle Wünsche sind erfüllbar – aber ernst nehmen sollten wir unseren Nachwuchs schon, wenn Wünsche mit Nachdruck vorgetragen werden.

Schwierig wird es natürlich, wenn die Kinder das, was sie sich wirklich wünschen, gar nicht so recht in Worte fassen können. Den Wunsch, mehr Zeit mit Mama und Papa verbringen zu können, kann man mit materiellen Geschenken nicht aufwiegen. Liebe, Geborgenheit und Vertrauen wünschen sich alle Kinder Menschen und daher gehören auch solche Wünsche auf die Wunschliste. Sich das noch mal bewusst zu machen, ist für mich Teil des Wunschliste Schreibens. Ebenso gibt es Wünsche, die nicht unserer Hand liegen, die aber zu wünschen nicht nur legitim, sondern auch wichtig sind – wie Gesundheit und Frieden zum Beispiel.

Zuletzt möchte ich beim Schreiben der Wunschzettel auch gemeinsam mit der Püppi darüber nachdenken, wie man auch anderen eine Freude machen kann. Ob Oma sich wohl über ein tolles Weihnachtsbild freuen wird? Mir hat Schenken schon immer viel Freude bereitet und ich hoffe, dass auch meine Tochter für sich erkennen wird, dass Geben tatsächlich seliger denn Nehmen ist!

Wenn der Wunschzettel fertig ist, kann er zum Weihnachtsmann geschickt werden. Die Möglichkeiten, welche da die Deutsche Post anbietet, finde ich ganz wunderbar. Man kann dem Weihnachtsmann, dem Christkind und auch noch dem Nikolaus schreiben – und glücklicherweise erreicht die kindliche Post diese Gestalten auch an all ihren Wohnsitzen!

Wunschzettel soll es im Übrigen schon seit Jahrhunderten geben, doch mit Freiwilligkeit, Liebe und Herzenswünschen hatten sie zu anfangs nichts zu tun. Vielmehr stellten diese Zettel in ihrem Ursprung zwanghafte Versuche der Eltern dar, Liebes-, Dank- und Respektbekundungen durch den Nachwuchs zu erhalten:

Die frühen Wunschzettel waren also nichts anderes als ein Dank der Eltern an sich selbst, vom Kind nach Vorlage und unter Aufsicht in Schönschrift zu Papier gebracht.“ (Quelle: hier).

Wunschzettel spiegeln letztlich auch immer die Gesellschaft wider, in der sie zustande gekommen sind. Dass es sich bei Kindern nicht um kleine Erwachsene ohne eigene Rechte handelt, ist historisch eben doch ein sehr junges Phänomen. Glücklicherweise wächst mein Püppi also in einer Zeit auf, in der sie ein Recht auf eigene Wünsche, Sehnsüchte und ganz viel Liebe hat.

Wunschzettel spielen in vielen Familien eine wichtige Rolle in der Vorweihnachtszeit. So zum Beispiel bei Tulpentopf.