In meinem neuen Job bin ich so viel auf Dienstreisen wie noch nie. So wenigstens einmal die Woche bin ich mindestens den ganzen Tag lang unterwegs. Manchmal auch zweimal die Woche. Ab und an auch mit Übernachtung. So ein Job mit Dienstreisen hat seine Vor- und Nachteile, ohne Frage. Erst recht, wenn man schwanger ist…
Meist fahre ich mit der Deutschen Bahn. Abgesehen davon, dass ich nun erstmals in Besitz einer Bahncard bin, kann ich mir hier im Vorfeld immer gut einen Sitzplatz an einem Vierertisch im Ruhebereich reservieren. Mit zunehmendem Bauchumfang stellt sich dies als besonders vorteilhaft dar, da mein Bauch erstaunlich viel Platz zwischen Sitz und Tisch hat und ich gleichzeitig arbeiten kann. Mit den Klapptischen geht das schon nicht mehr immer so gut…

Wenn ich auf dem Heimweg bin, gebe ich zwischendurch immer dem Mann durch, ob der Zug Verspätung hat. Das ist an sich schon durchaus informativ und wahlweise sehr ärgerlich, doch die Intention dahinter ist: …damit die Püppi nicht so lange auf mich warten muss. Denn mein mittlerweile fast wöchentlich stattfindender Familienmoment ist eine ganz besondere Bahnhofsszene. Der Zug rollt ein und eine angestrengte, unorganisierte und gestresste Masse versucht am Berliner Hauptbahnhof auszusteigen. Natürlich bleiben nicht wenige am liebsten gleich mal mit ihren Koffern strategisch „günstig“ an den Ausstiegen des Zuges oder Bahnsteigverengungen stehen. Doch das ist mir alles egal. Kaum verlasse ich den Zug, suchen meine Augen den Bahnsteig ab. Sie springen von Person zu Person, von Menschentraube zu Menschentraube.
Zur gleichen Zeit suchen auch die Augen meiner kleinen Terrorpüppi den Bahnsteig ganz aufgeregt ab. Schon als ich ihr sage, dass ich mit dem Zug wegfahren würde, verkündet sie mit aller Selbstverständlichkeit der Welt, dass sie ihre Mama vom Zug abholen würde. Und das tut sie, wann immer es irgendwie zeitlich möglich ist. Sie spricht ganz stolz davon, dass ihre Mama mit einem großen und schnellen Zug fahren würde. Wenn sie die Schnellzüge der Deutschen Bahn sieht, dann assoziiert sie diese fest mit mir und der Möglichkeit, mich auf dem Bahnsteig in den Arm zu nehmen.
Wenn sich unsere Augen auf dem Bahnsteig dann endlich gefunden haben, dann strahlen nicht nur die ihrigen ganz besonders. Dieses Leuchten, diese Freude, die sich in ihrem ganzen Gesicht ausbreitet, genau die überfällt auch mich. Sie in den Armen ihres Vaters auf dem Bahnsteig zu sehen und zu spüren: Das ist Heimat, das ist zu Hause sein.

Nicht das Gehen bricht mir das Herz, das Heimkehren lässt es dahin schmelzen.

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