Einschlafen ist Trennung und Trennung aktiviert das Bindungssystem: nur, wenn eine sichere Bindung entstanden und verinnerlicht ist, weil jemand sich bewährt hat in vielen Situationen und angemessen und prompt- also feinfühlig- auf das Kind reagiert hat, dann kann das Kind sich auf diese Trennung einlassen, loslassen und sich friedlich dem Schlaf überlassen.
Schlafen beschäftigt fast alle Eltern irgendwann im Laufe der Elternschaft. Kinder tun meistens nicht das, was Eltern von ihnen wollen: so schlafen, wie sie es selber brauchen. In Ergänzung zu den im Bereich bedürfnisorientierter Elternschaft und attachment parenting immer wieder ausgeführten Notwendigkeiten für eine gesunde Kindesentwicklung, wähle ich mir ergänzend ein paar psychologische Aspekte heraus, die meiner Meinung nach oft hinter den evolutionsbiologischen Erklärungen verschwinden.
Schlafen ist der Prototyp der Trennung (Anna Freud)
Wenn man sich schlafen legt, egal in welchem Alter, nimmt man Abschied: vom Tag, von den Erlebnissen, von den Menschen, von Gedanken.
Wir trennen uns für eine gewisse Zeit von unserem Bewusstsein, von der Kontrolle und der Sicherheit. Wenn wir uns dem Schlaf hingeben und träumen, sind wir mit unserem Unbewussten in Kontakt. Wir sind uns, also den ganzen inneren Bildern und Gefühlen, aber auch unserer Umwelt in dem Moment vollkommen ausgeliefert. Wir können nichts tun, wenn wir träumen, wenn Bilder in uns aufsteigen und uns wundervolle innere Erlebnisse bescheren, aber eben auch dann nicht, wenn etwas Beschämendes, Ängstigendes oder gar Vernichtendes aus unserem Inneren aufsteigt und Bilder erzeugt.
Innere Bilder, Träume und Fantasien „stören“ den Schlaf
Es ist schwierig Forschungsergebnisse vorzulegen, denn wir wissen nicht, wann genau Fantasien/ Träume im Kind entstehen. Ein Baby empfindet körpernah und muss mit diesen Wahrnehmungen zurecht kommen. Es sind archaische und manchmal eben auch bedrohliche Affekte, denen ein Baby ausgeliefert ist. Je stärker z.B. Schmerzen oder eine reale Bedrohung, desto konfuser und verzweifelter wird das Baby.
Wenn z.B. der Bauch brubbelt, könnte das im Kind demnach eine Fantasie auslösen: was ist da drin denn los? Es tut weh, wo kommt das her? Bin ich das, wer tut mir weh? Ist das Papa da in meinem Bauch, der immer so komisch guckt, wenn ich bei Mama an der Brust bin?
Natürlich (also wahrscheinlich) denkt ein Baby das so nicht, dafür fehlen die Worte, aber diese Empfindungen bzw. Wahrnehmungen von inneren Vorgängen sind da und verwirren es. Das Baby nimmt sich und seine Umwelt wahr und aus diesen Wahrnehmungen speist sich seine innere Welt.
Sprache verändert die Träume
Heute gehen viele davon aus, dass sich erst mit dem fortschreitenden Erwerb der Sprache innere Bilder und Fantasien herausbilden, also etwa um den 18. Monat. Die Wahrnehmungen des kleinen Säuglings werden von ihm auch vorher innerlich sortiert, nur eben nicht sprachlich. Es sind keine Fantasien wie in dem obigen Beispiel. Vielmehr ist das Baby diesen inneren Wahrnehmungen ausgeliefert. Es ist ein Entwicklungssprung, wenn das Kind Worte hat und diese Worte zu Repräsentanzen innerer Bilder werden können. Damit kann eine gewisse Distanz zu überflutenden inneren Wahrnehmungen geschaffen werden, die für eine psychische Stabilität wichtig ist.
Die Möglichkeit zu versprachlichten Erinnerungen entsteht. Vorher gibt es diese Erinnerungsspuren auch, nur eben nicht sprachlich- bildlich, sondern primär als rohe, starke Affekte, die das Baby in sich spürt.
Stellen wir uns nun einmal vor: das noch nicht sprachlich sortierte Baby/ Kind wacht nachts auf, weil es aus seinem Inneren etwas erschreckt. Z.B. weil es am Tag mit dem wahrgenommenen Zorn des Vaters/ der Mutter konfrontiert wurde oder vielleicht gehört hat, wie die Eltern Sex haben und diese Geräusche, die so intensiv klingen und natürlich erstmal Angst machen. Es benötigt dann womöglich Unterstützung bei der Verarbeitung von einer Sicherheit bietenden Bindungsperson.
Diese Sicherheit ist nachts oftmals noch notwendiger als am Tage, da der Schlaf eben einen besonders vulnerablen Zustand darstellt. Das Gruselige kommt eben nicht nur im Film meistens nachts zum Vorschein.
Der Schlaf aktiviert das Bindungssystem
Neulich las ich von einem Papa, der nicht verstand, warum sein Kind so lange zum Einschlafen brauche, obwohl es müde sei. Sonst habe die Mama es immer ins Bett gebracht und nun solle er auch mal.
Für das Baby war es vielleicht so:
oh, es geht ins Bett. Schön, jetzt kuscheln und stillen mit Mama. Da gehts mir gut, meine Augen fallen langsam zu und alles ist warm und weich und ich muss keine Angst haben, Mama ist da. Mama macht diesen Job echt gut. Seit 9 Monaten macht sie das jeden Abend so und mir ist nichts passiert. Mama ist echt richtig gut!
Äh, Moment mal, was macht Papa hier? Der ist auch echt cool, aber mit dem spiele ich lieber. Äh, Mama? Mamaaaaa? Ok, da ist sie. Nee, jetzt wieder weg. Na dann gucken wir mal, was Papa so macht jetzt. Ob der mich auch so beschützen kann wie Mama? Hm, so weich ist er schon mal nicht. Und was nehme ich jetzt in den Mund? Hm… na gut, da ist Spielzeug, ich spiele mal noch ein bisschen, das machen wir ja sonst auch. Oh man, ich werde müde. Ganz schön doll. Ich will nicht einschlafen… was, wenn heute wieder so komische Geräusche kommen? Bei Mama weiß ich, die beschützt mich. Also erstmal wach bleiben.
Bindung entsteht durch eine verlässliche Beziehungserfahrung. Die Bindungsperson reagiert angemessen, feinfühlig und prompt auf die Bedürfnisse des Babys, so dass das Baby sicher sein kann, dass die Bindungsperson ihm hilft und es nicht sich selbst überlässt. Die Erfahrung des sich selbst überlassen Seins ist für ein Baby in seiner absoluten Angewiesenheit eine existentielle Bedrohung.
Sei mein sicherer Hafen, auch in der Nacht
Babys sind, da ihnen die Erfahrungswerte fehlen, schnell verunsichert und bekommen u.U. Angst. Sie müssen sich rückvergewissern, ob alles OK ist. So kann z.B. der Blick in das entspannte Gesicht der Eltern nach einem Schreckmoment tröstlich sein. Ist ein Kind nachts erwacht und vielleicht verunsichert, dann kann die elterliche Anwesenheit Sicherheit vermitteln. Wenn das Bindungssystem greift, dann braucht das Kind seinen sicheren Hafen, der zeigt: keine Sorge, ich bin da, dir passiert nichts. Du kannst jetzt beruhigt einschlafen.
Die Sicherheit der Bindung hängt von der Feinfühligkeit (feinfühlige Reaktion auf Baby bedeutet: angemessen und prompt) der Betreuungsperson ab. Diese muss auch die Chance haben, dem Baby in schwierigen Momenten zu zeigen: ich bin für dich da, ich sehe dich. Deswegen bringt es nichts, wenn Mama da in dem Moment angetigert kommt und Papa wieder aus dem Bett vertreibt. Papa muss sich bewähren dürfen und so zu einer verlässlichen Bindungsperson werden. Es ist daher erstmal angebracht, die Bindung tagsüber zu stärken, bevor es an das Schlafen geht.
Schlaflernprogramme: Einschlafen und Durchschlafen antrainieren?
Schlafen kann man lernen. Aber sollte ein Baby das? Zunächst einmal: jeder Mensch wird nachts wach, schläft aber oftmals einfach wieder ein. Daher geht es beim Ein- und Durchschlafen um dasselbe Phänomen. Nämlich um die Fähigkeit, sich entspannen und loslassen zu können, sich sicher und geborgen mit sich selbst fühlen zu können. Diese Empfindungen entstehen durch die Erfahrung, die ein Baby/ Mensch mit anderen macht. Es verinnerlicht diese Fähigkeiten und wird sich selbst so irgendwann zur bemutternden Mutter oder beruhigendem Vater.
Was mich an den ganzen Schlaflernprogrammen stört, ist, dass es meist nur um die Beseitigung des störenden Verhaltens geht, aber nicht darum, wozu das Kind aufwacht und welche Bedürfnisse sich dahinter verbergen. Es werden schnell leichtverdauliche Ratschläge und Hinweise zur (auf jeden Fall nützlichen) Schlafhygiene, zum richtigen letzten Tagesschläfchen, zum richtigen Essen und so fort gezückt. Das alles hilft einen guten Schlafrahmen bereitzustellen. Das heißt aber nicht, dass das Baby deswegen durchschläft.
Wichtiger ist es, die individuellen Gegebenheiten zu beachten und zu verstehen.
Die Bereitschaft der Eltern
Je eher Eltern die Bereitschaft haben, sich ihres Babys auch nachts liebevoll zuzuwenden, desto eher wird das Baby das erstmal auch nutzen. Und das ist gut, aber eben auch für die Eltern anstrengend. Andererseits ist es auch so, dass sich Schlafzyklen von Mutter und Kind synchronisieren, wenn sie körperlich nah beieinander schlafen. Das führt dazu, dass die Mutter, wenn das Baby nachts unruhig wird, eben nicht mitten aus dem Tiefschlaf gerissen wird.
Wird das Kind oft genug sich selbst überlassen, dann wird es lernen, sich mit seinen Befindlichkeiten nicht mehr zu melden. Es gibt sicherlich Eltern, die sich genau das wünschen. Eltern, die möchten, dass ihr Kind schnell selbständig wird und wenig Arbeit bereitet. Eltern, die zu große Nähe und Bezogenheit nur schlecht aushalten. Es kann sehr lohnend sein, sich diese Wünsche bewusst zu machen und den Ursprüngen auf die Spur zu kommen. Unter Umständen verhindern eigene Erfahrungen und Verrohungen eine zärtliche und sicherheitsspendende Zuwendung.
Im ersten Jahr ist das Bedürfnis nach Nähe und Beruhigung durch andere beim Baby besonders ausgeprägt und nimmt nach und nach ab. Auch Kitakinder brauchen oftmals Hilfe, um ihre Gefühle gut zu regulieren. Das ist also insgesamt ein langer Prozess. Dieser Prozess ist natürlich auch durch Frustration gekennzeichnet, die notwendig ist. Dadurch entstehen neue Fähigkeiten. Meiner Meinung nach geht es dabei aber nicht um ein entweder- oder, sondern ein sowohl- als- auch. Ist ein Kind sicher im elterlichen Hafen aufgehoben, kann man es getrost auch mal den Hafen verlassen lassen und nicht immer sofort und prompt reagieren. Die Reaktion des Kindes und die Frage, wann die Frustration in desolate Zustände führt, ist dabei im Blick zu haben.
Kritik an Kast- Zahn und dem Ferbern
Vielen Eltern hat die Methodik des kontrollierten Schreienlassens offensichtlich geholfen, um selber besser schlafen zu können. Der Preis, den man dafür zahlt, ist allerdings nicht zu unterschätzen.
Verena Kast- Zahns Methode/ das Ferbern (checking- das kontrollierte Schreien lassen) ist insbesondere eine geeignete Methode, um dem Kind klarzumachen, dass die Eltern eben nicht gewillt sind, es mit seinen inneren Anschleichungen zu begleiten. Das Baby, welches schreien gelassen wird, wenn es Nähe sucht und so in fundamentalen Bindungsbedürfnissen unbeantwortet bleibt, lernt, andere nicht brauchen zu dürfen, wenn es in Not ist.
Kritik zur Kritik
Ein Kind wird irgendwann alleine einschlafen und durchschlafen, wenn die Beziehungserfahrungen und Selbstregulationsfähigkeiten es ermöglichen. Mit zunehmender Autonomie des Kindes ist es sinnvoll, auch dazu zu ermutigen und dem Kind eine gewisse Selbstberuhigung zuzutrauen. Dass ein Kind darüber auch mal ärgerlich und enttäuscht ist und auch protestiert, ist nachvollziehbar. Allerdings ist es notwendig, dass ein Kind auch die Erfahrung machen kann, sich selber angemessen beruhigen zu können. Es ist ratsam, die Entwicklung des Kindes nachzufühlen. Ein Kind welches sowohl Stabilität und Geborgenheit, aber eben auch de Möglichkeit zur Entdeckung und Nutzung eigener Fähigkeiten erhält, geht gewappnet in sein Leben. Die Balance zwischen Zutrauen und Ermöglichen zum Ausprobieren neuer Fähigkeiten auf der einen Seite und der Bereitschaft, das Kind liebevoll und geborgen durch seine psychische Reifung zu begleiten, ist fundamental.
Madame FREUDig
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Leseempfehlungen
Hier findet ihr nochmal schön aufgelistet all das, was manche Experten als schädlich auslegen wollen und was Kleinkindpädagogin Susanne Mierau von geborgen wachsen dazu sagt:
https://geborgen-wachsen.de/2016/07/08/ammenmaerchen-ueber-den-babyschlaf/
Fundiertes vom Gewünschtesten Wunschkind:
Durchschlafen:
http://www.gewuenschtestes-wunschkind.de/2013/09/wann-schlafen-babys-durch-und-wie-kann-man-es-unterstuetzen.html
Einschlafen:
http://www.gewuenschtestes-wunschkind.de/2013/02/einschlafen-warum-neugeborene-nicht.html
Hallo,
Schöner Post, der mir wirklich gut gefällt.
Was ich mich beim ferbern immer frage ist: Warum tut man sich das an? Nach einem anstrengenden Tag hätte ich gar keine Lust mehr meine Kinder zum Schlafen zu "erziehen". Das kann doch eigentlich nur kontraproduktiv sein. Das Kind schreit immer mehr und man selbst wird auch immer gestresster. Den Beginn eines entspannten Abends stelle ich mir anders vor.
Wenn man also darauf schaut, was das Kind benötigt um gut und sicher einschlafen zu können (und das ist mit Sicherheit auch von Kind zu Kind unterschiedlich), hat man viel eher die Chance auf ein entspanntes Einschlafen. Und man muss dabei natürlich auch immer schauen, ob es nicht aktuell Themen gibt, die dazu führen, dass die Kinder schlecht einschlafen. Der Kita-Start war bei uns so ein Thema. Da ist es dann doch auch sinnvoller den Tag zusammen mit den Kinder nochmal aufzuarbeiten, anstatt das Kind einfach ins Bett zu stecken und sich selbst vor den Fernseher zu setzen.
Viele Grüße,
Tim (von "ich konnte den Hund noch nie leiden")
Toll Tim, danke für den Kommentar! Sehe ich genauso. Also neben all dem Inhaltlichen ist ein "schönes" Einschlafen doch für alle viel entspannter.
Madame FREUDig (die Katzen eh lieber mag)
Ich bin 38 Jahre alt und habe zwei Kinder mit 4 und 27 Monaten. Ohne dass ich es geplant habe, schlafen beide Kinder von Anfang an mit mir im Familienbett. Papa ist meistens vorübergehend ausgezogen damit wir schlafen können. Beide Kinder haben von Anfang an bis heute jede Nacht mit maximal einer Unterbrechung, an die ich mich manchmal noch nicht mal erinnere, geschlafen. Wir wachen morgens zusammen ausgeschlafen auf. In 27 Monaten hatten wir maximal 5 anstrengende Nächte.
Ich gehe unglaublich gerne mit meinen Kindern schlafen. Ich bin sicher, dass wir genauso natürlich ein Ende vom Familienbett finden werden, wie es angefangen hat. Ich möchte jeden Tag gerne mit meinen Kindern leben und mein Glück und Wohlbefinden (ganz unabhängig von dem meiner Kinder) nicht auf die Zukunft verschieben…
Das sagt du sehr schön! Wenn man wachsam für die Bedürfnisse ist, dann wird es eben genau dieses natürliche Ende geben, das denke ich auch. Und bis dahin kann man es ja einfach so genießen!
LG Madame Freudig
Ein wirklich guter Beitrag, der das Thema "Einschlafen" gut auf den Punkt bringt. Am Wochenende gab es in der Süddeutschen Zeitung einen Beitrag zu dem Thema, bei dem das Ganze eher verhaltenstherapeutisch angegangen wurde. Ein Kind, dass zu lange zum Einschlafen braucht, hat ein Problem und muss behandelt werden. Das hat mich ziemlich aufgeregt und ich habe da mal was zu geschrieben und deinen Beitrag verlinkt: https://micha-morethanwords.blogspot.de/2017/08/warum-eltern-ausschleichen-nicht-sein.html
Mit ganz lieben Grüßen, Micha
Vielen Dank für diesen Beitrag! Mir kommt es oftmals so vor, als würden bei Babys nur die Bedürfnisse nach Essen, Trinken und trockener Windel ernst genommen und berücksichtigt. Dass ein Baby aber ein mindestens genauso starkes Bedürfnis nach der Nähe einer Bezugsperson hat, wird häufig ignoriert. Also Danke für diesen Beitrag! Ich teile ihn, damit ihn möglichst viele Eltern lesen 🙂
Danke Silvia, das freut mich sehr!
Super Artikel! Danke, danke, danke! Endlich Argumente, die ich außer meinem Instinkt nutzen kann, wenn ich blöde Kommentare zu hören bekomme. Wie, ich stille immer noch?! Und das auch noch zum Einschlafen? Bei einem 14 Monate alten Kind? Und sie schläft bei mir im Bett! Für viele leider alles ein echter Weltuntergang. Aber klar, ich arbeite Vollzeitund bin alleinerziehend. So haben wir uns eben nur 13 Stunden am Tag, über Nacht. Natürlich brauchen wir da beide die Nähe, die Kleine noch viel mehr als ich. Logisch ist ein Nähebedürfnis da, wenn fast ein Jahr lang den ganzen Tag und Nacht Mama da war und man dann plötzlich 11 Stunden in Fremdbetreuung ist. Es tut wirklich gut, da jetzt auch mehr im Hintergrundwissen zu haben an Argumenten.
Liebe Eva,
vielen Dank für dein Feedback. Das freut mich, dass du den Text als Unterstützung empfindest. Ich wünsche dir alles Gute für deinen/ für euren Weg.
Na klar… die Eltern versagen, die Eltern sind schuld. Ich sehe, dass viele sich hier in Ihrer Sicht bestätigt fühlen.
Das ist schön… Echokammer nennt man das wohl.
Bei uns was das vollkommen anders:
Die ersten Monate hatten mein Sohn und ich quasi ohne Pause Körperkontakt, wenn ich mal duschen oder Pause machen musste, ist der Papa eingespringen. Ich habe gestillt, getragen, beschützt….
Eingeschlafen ist mein Sohn schon immer prima. Aber länger als 45 Minuten hat er anfgangs nie durchgehalten. Die ersten 9 Monate seines Lebens hat er – selbst mit Körperkontakt – geweint und das Weinen war durch nichts zu stillen.
Inzwischen ist er zweieinhalb und hat noch keine Nacht durch geschlafen. Er braucht uns sehr intensiv.
Ich gehe auf dem Zahnfleisch.
Wir waren bei Heilpraktikern, Osteopathen, Kinderärzten – um körperliche Ursachen auszuschließen. Es waren keine zu finden und von da an war jedes mal war quasi ich Schuld. Ich würde die Bedürfnisse des Kindes nicht verstehen, vielleicht sei ich zu angespannt…. überhaupt…. es wird schon an mir liegen. Passt ja sonst nicht ins vollgestillte Weltbild.
In einem SPZ nach fast 2 Jahren sagte mir dann endlich eine Psychologin: sie machen das schon richtig, manche Kinder kommen mit einer Unruhe auf die Welt. Sie können alles geben, aber manchmal wird das nicht reichen.
Was will ich sagen: es gibt richtige Ansätze…. aber die welt ist nicht schwarz weiß, liebe Leute. Wenn Ihr das nächste Mal ganz sicher seid, dass dass es bei Euch gut und bei anderen schlecht läuft, weil Ihr etwas richtig macht und die anderen nicht, atmet nochmal durch und seid dankbar, dass EUER Weg bei EUCH so gut funktioniert.
Liebe Sophie,
das ist schön, dass die Kollegin dir mit diesem entlastenden Satz helfen und dich entlasten konnte. Ich mache hier auf der Homepage natürlich weder Therapie noch Beratung, sondern möchte nur auf bestimmte Aspekte aufmerksam machen.
Wie in dem Artikel zu Schreikindern
http://www.terrorpueppi.de/2017/06/was-ist-eigentlich-ein-schreibaby-highneed-baby-high-need-schreien-lassen-containment.html
beschrieben, ist es ein wechselseitiger Prozess, der natürlich sowohl mit den Eltern als auch mit den Kindern zu tun hat. Im Rahmen der Artikel hier gehe ich auf das ein, was mir meistens begegnet und das ist einfach die Beobachtung, dass es wechselseitige Prozesse sind. Vielleicht versöhnt dich der verlinkte Artikel ein wenig.
Liebe Grüße und alles Gute!
1000 Dank, dieser Artikel ist echt Gold! Wirklich wirklich super! Wird direkt geteilt <3
Hallo, ich bin etwas sehr irritiert und zutiefst verunsichert von dem Artikel. Denn soweit ich weiß- und du als Psychologin bist da ja der Profi- sind es doch gerade die sicher gebundenen Kinder, die mit Trennung egal wann und wo das sichtbare Problem haben.
Unsicher gebundene Kinder haben doch im Laufe der Zeit gelernt das sie nicht gehört werden und resigniert, was zwar so aussieht als würden sie gut mit Trennung zurechtkommen, jedoch haben sie einen starken inneren Stress.
Gerade ich als Mama eines grausamen Schlechtschläfers, der keine Minute ohne mich schlafen kann, fühle mich durch deinen Artikel extrem angegriffen und dabei habe ich meinem Kind von anfang an alle Aufmerksamkeit gegeben, die es gefordert hat, habe es nicht alleine weinen lassen. Konnte ich nicht da sein, war sein Papa an seiner Seite.
Ich würde mich freuen wenn du mir die Verunsicherung vielleicht nochmal nehmen könntest.
Danke und viele Grüße!!
Liebe Annika,
Ein paar allgemeine Gedanken, ich kann jetzt nicht genauer darauf eingehen, aber vielleicht hilft dir die Differenzierung bzgl. des Alters auch nochmal:
sicher gebundene Kinder reagieren auf Trennungen, was aber nicht heißt, dass sie außer sich sind. Es kann (!) sein, dass ein sicher gebundenes Kind bei der Trennung weint, muss es aber auch nicht. Weil ein Kind (Bindungsverhalten verändert sich mit der Zeit durch Verinnerlichung) oder gar ein Baby gut in den Schlaf kommt und nicht viel Unterstützung braucht, heißt das nicht, dass es unsicher gebunden ist. Bindung wird verinnerlicht und je reifer die Psyche des Kindes wird, desto weniger muss die reale Person unter normalen Bedingungen anwesend sein. Diese gute, geborgene und beschützende Beziehung ist dann nämlich zu einem inneren Teil des Menschen geworden. Dazu zählt natürlich auch, dass die Eltern ihrem Kind irgendwann zutrauen, dass es alleine schlafen- sich also von ihnen lösen- kann und dass sie ihm sehr viele Gutes mitgegeben haben und vielleicht auch nicht beim ersten Räuspern sofort nachsehen müssen.
Schrecksituationen muss man keineswegs bewusst herstellen, sie werden automatisch irgendwann kommen durch Albträume etc. Da ist es dann wichtig, ruhig und besonnen zu bleiben und markiert zu spiegeln , also deutlich zu machen: oh, du hast dich erschrocken, aber es ist hier gerade alles gut.
http://www.terrorpueppi.de/2018/01/kinder-spiegeln-spiegelung-gefuehle-aushalten-umgang-mit-gefuehlen.html
Bindung ist nicht alles, was für die psychische Entwicklung notwendig ist. Unbewusst richtet jeder Ängste, Befürchtungen und Wünsche an sein Kind. Das Verhalten der Eltern ist nicht alles!!
Es kommt sehr auf das Alter des Kindes an. Bestimmte Reifungsschritte vollziehen sich in einem gewissen Alter. Das Schlafen eines Babys ist ganz anders zu bewerten als das eines Dreijährigen. Es ist nicht unbedingt förderlich, wenn auf das Baby genauso reagiert wird, wie auf das dreijährige Kind, denn das würde bedeuten, dass die Entwicklung nicht anerkannt wird.
Liebe Grüße!
Toller Artikel! Meine Große 4 Jahre und mein kleiner 7 Monate schlafen auch beide nie alleine. Wir sind der Meinung keiner muss alleine schlafen..warum auch ??♀️
Wir Erwachsen wollen schließlich auch nicht alleine schlafen. Es ist immer schön, wenn man wach wird und jemand da ist. Und ich schlafe viel besser wenn meine Kinder bei mir sind!
Herzlichen Dank
Ein wirklich interessanter Artikel. Er passt natürlich auch sehr gut in meine eigene Ansicht von Erziehung, wenn man das überhaupt so nennen kann. Dadurch fühle ich mich sehr bestärkt in meinem Weg. Bei uns hat dieser Weg allerdings ganz neue Ausmaße angenommen. Unsere Kleine hat im Alter von 4,5 Monaten urplötzlich selbst beschlossen, dass sie nicht mehr bei uns schlafen möchte. Es waren 2 fürchterliche Wochen in denen wir alle 1,5 Stunden wach waren, die kleine hat nur noch gequengelt. Und ich war die, sie nicht loslassen wollte, die es einfach nicht wahrhaben wollte, dass unser noch so kleines Baby nicht mehr bei uns schlafen will. Mein Mann hat dann irgendwann durchgesetzt, dass wir sie in ihr Bett legen statt bei uns. Aber dieser Nacht war wieder Normalzustand mit dem üblichen stillen. Harte Lektion für mich 🙂