Ich bin sie nicht, diese perfekte Mutter. Niemals bin ich sie gewesen, niemals werde ich sie sein.

Was vielleicht noch wichtiger ist: Ich will sie auch nicht sein. Kann sie nicht sein.

Dennoch: Die Mutter, die ich gestern war, bin ich heute nicht mehr – und die, die ich heute bin, werde ich morgen nicht mehr sein. Glücklicherweise.

Glücklicherweise, weil ich für meine Kinder eine gute Mutter sein will. Die beste, die ich sein kann. Das ist nicht perfekt, aber mit gutem Willen stets ein bisschen besser.

Ich bin sie nicht, diese perfekte Mutter | Terrorpüppi | Reflektiert, bedürfnisorientiert, gleichberechtigt

Ich bin nicht diese perfekte Mutter, die immer geduldig ist und nicht einmal am stressigsten aller stressigen Tage aus der Ruhe zu bringen ist. So geduldig bin ich nicht. Doch ich bemerke meine Ungeduld, ich bin mir ihr bewusst und versuche sie zu bändigen. So bin ich heute schon geduldiger als gestern und morgen womöglich geduldiger als heute. Aber Ungeduld werde ich immer in mir tragen.

Ich bin nicht diese perfekte Mutter, die immer voll und ganz in ihrer Mutterrolle aufgeht. Zwischendurch flüchte ich vor meinen Kindern ins Bad, sehne mich einfach nur nach Stille. Manchmal ist oft, manchmal ist vielleicht auch oft zu oft. Manchmal flüchte ich aber auch zu ihnen, sehne mich nach ihren Tönen und Farben. Dieses Manchmal ist auch oft. Niemals zu oft. Meine Kinder trage ich immer in mir.

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Ich bin nicht diese perfekte Mutter, die dauerglückselig jeden Stillmoment auskostet, immer alles selbst bastelt, selbst kocht und näht, niemals den Fernseher anstellt, um euch zu beschäftigen. Diese Mutter bin ich auch nicht. Doch auch ich mache mir Gedanken über die Ernährung meiner Kinder. Auch ich genieße vielleicht nicht immer, aber doch meistens das Stillen. Ab und an koche ich lecker, oft nur was Schnelles, nicht selten lasse ich den Papa kochen, manchmal bestelle ich einfach was. Am Ende sind meine Kinder immer satt und haben am Ende eines Tages immer noch mehr mit mir gesprochen und gelacht als ferngesehen zu haben.

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So manches basteln wir sogar, wenngleich weniger oft als wir es schön finden würden. Das bedauere ich – noch mehr für mich als für euch. Ich würde nämlich gerne mehr mit euch basteln – nicht weil ich muss, sondern weil ich möchte. Ich möchte so einiges mehr oder anders tun – mehr um meiner selbst Willen. Ihr seid auch mit gekaufter statt selbst gebastelter Deko zufrieden. Das Faschingskostüm gefällt euch ebenso von der Stange. Selbst der Kuchen vom Konditor mundet euch. Manchmal aber würde ich all das trotzdem gerne selbst tun. Das hat mit Perfektion jedoch nichts zu tun.

Wie gern würde ich etwas für euch nähen. Aber wenn ich die Wahl habe, nach einem langen Arbeitstag mit euch zu spielen oder eben zu nähen, dann spiele ich mit euch. Irgendwann würdet ihr euch vielleicht beschweren, dass ich nicht genug mit euch gespielt habe – aber nicht genug genäht zu haben, darüber werdet ihr euch wohl nicht beschweren. Vermutlich werdet ihr auch nicht denken, dass ich zu wenig geputzt habe. Ich werde es jedenfalls nicht tun. Ich bin sie nämlich nicht, diese perfekte Mutter, die auch perfekte Hausfrau ist.

Niemand ist vollkommen und ganz bestimmt nicht ich. Ich möchte meinen Kindern keine Perfektion und damit Unfehlbarkeit vorspielen. Fehlende Perfektion bedeutet nicht, es schlecht zu machen. Nur weil etwas noch besser geht, haben wir es vielleicht trotzdem schon gut gemacht. Und wenn doch Fehler geschehen, sollen meine Kinder wissen: Fehler passieren. Ja Fehler dürfen passieren. Durch Fehler lernen wir. Manchmal auch schmerzlich. So dürfen auch sie Fehler machen.

Die entscheidende Frage ist, wie wir mit unseren Fehlern, unseren Unfehlbarkeiten, unserer Imperfektion umgehen. Was zählt wirklich und wo liegen unsere Prioritäten? Bin ich in der Lage, meine Fehler einzugestehen? Mich zu entschuldigen? Bin ich bereit, mich immer wieder und wieder zu hinterfragen? Bin ich bereit, an mir zu arbeiten – nicht um perfekt zu werden, aber besser? Besser, weil der Status Quo manchmal eben nicht ausreicht. Auf Dauer?

Ja auch ich meckere mein Kind an. Manchmal schreie ich. Nicht, weil mein Kind falsch ist oder es mich ärgern will, sondern weil ich selbst nicht bei mir bin, mich die Situation überfordert. Manchmal bin ich einfach genervt. Wütend. Gestresst. Traurig. Manchmal bin ich mehr bei mir als bei euch – bei uns.

Manchmal ist das entscheidende Wort. Wie bei so vielem ist das Maß entscheidend. Manchmal bin ich so. Aber wie ich hoffe, nicht zu oft. So trage ich auch nicht Tag für Tag ein schlechtes Gewissen mit mir herum. Jedenfalls kein grundsätzliches. Selbstzweifel treiben mich nicht vor sich her. Dennoch: Ich bin mir meiner Imperfektion bewusst. Ich mache ständig Fehler und nicht alle bemerke ich. Aber diejenigen, die ich bemerke, die lasse ich nicht einfach so stehen. Will sie nicht stehen lassen.

Ich will sie nicht sein, diese perfekte Mutter. Aber ich will die beste Mutter für meine Kinder sein, die ich zu sein vermag. Das geschieht nicht einfach, dafür muss ich arbeiten. An mir arbeiten. Für meine Kinder. Manchmal muss ich mich hieran erinnern. Wenn der Alltag mit überrennt und keine Zeit für Reflexion zu sein scheint.

Es gibt aber auch Fehler, die dürfen nicht passieren und passieren dennoch. Tag für Tag in diesem Land. In dieser Welt. Diese Fehler darf man niemals einfach stehen lassen. Körperliche und seelische Gewalt sind nicht einfach Fehler, die manchmal passieren dürfen. Sie geschehen dennoch. Hier heißt es aufstehen und für die Kinder einstehen. Für die eigenen. Aber auch für die Kinder anderer. Manchmal ist eine Entschuldigung im Nachgang nämlich nicht genug. Manchmal ist das, was wir tun, nicht ausreichend. Dann müssen wir handeln, um es besser machen zu können. Hilfe holen.

 

Eure Jessi

 

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