Im August eines jeden Jahres findet die Invasion kleiner und kleinster Kinder in die Kitas zur Eingewöhnung statt und die Frage nach ihrer Bindung ploppt auf. Ich wünsche mir, dass sowohl Eltern als auch pädagogische Fachkräfte hinreichend Bescheid wissen über die Bindungstheorie. Das beinhaltet das Wissen, dass Kinder, die mit etwa einem bzw. eineinhalb Jahren in die Kita kommen, ein deutliches Bindungsverhalten zeigen werden.
Ich wünsche mir, dass insbesondere Erzieher*Innen wissen, was das bedeutet und wie damit umzugehen ist. Sie sollten wissen, dass zu allererst an sie selber vom Kind eine Bindung entstehen muss, bevor es zu einer Trennung von der eigentlichen Bindungsperson kommen sollte. Laut Fahrplan des landesweit gerne angewandten Berliner Modells wird nach vier Tagen pauschal eine Trennung angesetzt. Ich halte diese stur- manualisierte Herangehensweise aus meiner psychologischen Sicht für zweifelhaft.
Mit Wissen zum besseren Verständnis: Unsicherheiten bei der Eingewöhnung in die Kita
Mit meinem umfangreichen Text aus Sicht der Psychologischen Psychotherapeutin, die u.A. bindungsorientiert in den Therapien arbeitet, möchte ich die unterschiedlichen Bindungstypen und ihre Entstehung vorstellen. Nach der allgemeinen Einführung und den Grundlagen zur sicheren Bindung, erläutere ich die Spezifika der jeweiligen Bindungstypen kurz. Im Anschluss gehe ich auf den Einfluss des Bindungsstatusses der Eltern ein. Fachbegriffe werde ich in „“ setzen, um euch das eigene vertiefende Recherchieren etwas zu vereinfachen.
Die sichere Bindung eines Kindes an seine (primären) Bezugspersonen bildet die Grundlage für eine stabile psychische Entwicklung. Noch viel mehr als die Eltern müssen Erzieher*innen diese Aspekte bei der Eingewöhnung im Blick habe. Gerade wenn ein Kind mit einer eher unsicheren Bindung zur Eingewöhnung kommt, bietet diese Beziehungserfahrungen mit den Erzieher*innen ein großes Potential, auch andere Beziehungsmuster zu verinnerlichen.
Es geht im Text nicht um Bindungsstörungen, sondern um den breiten Grat des Normalen. Es soll auch kein Kind als unsicher gebrandmarkt werden. Vielmehr soll ein besseres Verständnis helfen, Kinder zu unterstützen, eine sichere Bindung aufzubauen, eben auch bei der Kita- Eingewöhnung.
Was ist Bindung?
Bindung ist das „unsichtbare Band“ (nach Bindungstheoretiker und Analytiker John Bowlby) zwischen Kind und Bezugsperson. Sie zeigt sich als Verhalten eines Kindes, sich bei Unsicherheit, Müdigkeit, Überforderung etc. seiner primären Bezugsperson zuzuwenden. Das heißt, das Kind kann sie z.B. anschauen, wenn jemand Fremdes hereintritt und sich so rückversichern, ob noch alles ok ist. Genauso ist das Hinkrabbeln, Hinlaufen und auf den Arm genommen werden wollen Ausdruck einer aktiven Suche nach Bindung. Das Kind weiß, dass es dort einen wie auch immer gearteten Schutz und Rückversicherung finden kann.
Bindung entsteht in einer Zeit (6- 8 Monate), in der das Kind schon Erfahrungen mit der Reaktion seiner Umwelt gemacht hat. Es weiß, was es zu erwarten hat. Vor der eigentlichen Bindungsphase liegt die Vorphase, in der das Kind die Erfahrungen sammelt. Wer ist denn hier der beste Partner in Sachen Bindung? Wer ist am zuverlässigsten verfügbar und wer reagiert angemessen und sicherheitsvermittelnd? So entsteht eine Bindungshierarchie. Das ist für Eltern manchmal gar nicht leicht auszuhalten und oftmals Quell eifersüchtiger Gefühle untereinander.
Wie entsteht Bindung?
Bindung entsteht, wenn eine Bezugsperson konstant feinfühlig auf ein Kind reagiert. Das sind naturgemäß im Idealfall in den ersten Lebensmonaten Mama und Papa, die auf die Signale ihres Kindes feinfühlig reagieren. Im Rahmen des „Feinfühligkeitskonzepts“ ist damit gemeint, dass die Bezugsperson prompt und angemessen reagiert. Eltern haben meistens von Natur aus gute „intuitive elterliche Kompetenzen“ und können daher angemessen auf ihr Kind reagieren. Erzieher*Innen sollten das ebenfalls erspüren können und durch fachliches Wissen ergänzen. Die Kompetenzen liegt dabei auf drei Ebenen:
Durch eigene Erfahrungen kann es sein, dass eine oder mehrere Ebenen nicht voll ausgeprägt sind . So können diese Kompetenzen beeinträchtigt sein. Aber nicht nur das elterliche Verhalten kann eine sichere Bindungsaufnahme erschweren. Es gibt Säuglinge, die tatsaächlich schwer zu „lesen“ sind. Da wechseln die Emotionen, die teilweise auch noch widersprüchlich sind, sehr schnell. Als Elternteil weiß man dann gar nicht, auf was davon man reagieren soll. Bindung ist also insofern ein wechselseitiger Prozess, denn ein Kind bringt sein eigenes Temperament mit, mit dem es auf die Umwelt trifft, die mit genau diesem Verhalten umgehen muss.
Feinfühligkeitskonzept
Eine sichere Bindung entsteht durch die feinfühlige Reaktion der Bezugsperson: angemessen (dosiert also, was bedeutet, nicht zu viel, nicht zu wenig) und prompt. Das Kind hat erfahren, dass es auf eine bestimmte Reaktion des Gegenübers vertrauen kann, im Guten wie im Schlechten. Das Baby fühlt sich wahrgenommen. Genauso weiß es nun, dass andere es zu unterstützen versuchen. Es hat erfahren, dass es Beruhigung gibt. Genauso hat es gespürt, dass andere sich seiner körperlichen Unlust anzunehmen und da sind.
Das Thema Urvertrauen hängt eng mit der Bindung zusammen. Darüber habe ich hier nochmal einen extra Artikel geschrieben.
Hinreichend oft angemessen und prompt reagieren
Eltern sicher gebundener Kinder reagieren hinreichend oft angemessen. Sie reagieren auf das gezeigte Gefühl. Wenn ein Baby weint, weil es sich vielleicht nicht genügend angesprochen fühlt und dann aber statt eines gemeinsamen Spiels etc. die Brust/ Flasche angeboten bekommt, dann ist diese Reaktion nicht angemessen. Ich hatte hier eine solche Situation ausführlich beschrieben. Bevor Sorge ausbricht, weil man eben nicht immer wissen kann, was los ist und manchmal nicht angemessen reagiert: keine Angst! Man muss nicht immer genau das Richtige treffen, sondern oft genug.
Es kommt nämlich auch auf den kindlichen Charakter und dessen Resilienz an. Robuste Kinder sind nicht so leicht zu erschüttern. Aber es gibt eben auch schon kleine Babys, die sehr irritierbar sind und schnell außer sich geraten. Es ist eine Anlage im Kind, die dann auf die Eltern trifft (nature and nurture). Leider setzt hier dann oft ein Teufelskreis ein: diese Babys fordern und überfordern ihre Bindungsperson einfach wirklich schnell und die ist natürlich irgendwann auch fertig und kann nicht mehr angemessen reagieren, weil sie am Ende ihrer Kraft ist.
Weitere Aspekte der sicheren Bindung
Der Sprache und dem Erzählen miteinander kommt eine große Bedeutung beim Bindungsaufbau zu, auch wenn das Baby natürlich eher gurrende und glucksende Laute von sich gibt. Wenn Eltern verbalisieren, was sie vom Gefühl des Kindes, von seinen Handlungen und seinem Wollen wahrnehmen, wie sie das verstehen, dann fördert das die sichere Bindung. Sie geben ihrem Kind und den Äußerungen eine erfüllende Bedeutung. Das tun sie nicht nur verbal, sondern durch die Art und Weise, wie sie reden. Es scheint manchen Menschen seltsam vorzukommen, aber ich möchte euch ermuntern, mitzugurren und mit Hilfe Stimme Gefühle zu spiegeln. Wir können den undeutlichen Artikulationen unserer Babys so „Bedeutung, Inhalt und Gefühl“ (Brisch, SAFE Sichere Ausbildung für Eltern, S. 33) geben. Wie wundervoll, oder?
Auch eine Erzieher*In, die immer nur laut und in derselben Klangfarbe spricht, also wenig vermittelt, ob sie emotional mitschwingt, wird es wahrscheinlich schwer haben, schnell eine gute Ver-Bindung zum Kind aufzubauen.
Blickkontakt und Berührung, natürlich in feiner Abstimmung aufeinander, sind ebenso wesentlich an einer sicheren Bindung beteiligt. Bindung ist eine Art Tanz zwischen Bezugsperson und Kind, den nicht nur einer alleine tanzen kann. Man muss einander folgen können und sich dem Austausch auch hingeben wollen.
Was nützt eine sichere Bindung
Bindung ist dafür notwendig, um sich gut loslösen zu können. Wer an Bindung denkt, müsste automatisch auch an Autonomie denken, denn beides geht Hand in Hand. Sich mit einem guten Gefühl lösen zu können, geht nur, wenn die Gewissheit da ist, dass man zurückkehren kann und aufgefangen wird. Dass einem also niemand böse oder selber aufgeworfen ist, weil man sich gelöst hat.
Eine sichere Bindung ermöglicht es, sich sowohl in nahe und befriedigende Beziehungen zu begeben, als auch sich- durchaus auch mit schmerzlichen Gefühlen- wieder zu lösen. Sie ermöglicht uns einen authentischen, liebevollen und zugewandten Kontakt zu uns selbst und zu unseren Mitmenschen und lässt uns interessiert und erkundungsfreudig sein. Gut gebunden zu sein heißt, dass man sich lösen und den eigenen Weg finden kann. Eine sichere Bindung kann also dabei helfen, man selbst zu werden und eigene Fehler zu machen, weil man weiß, dass man immer wieder in den sicheren Hafen der stabilen Beziehung zurückkehren kann.
Natürlich schützt eine sichere Bindung nicht davor, im Leben auch mal depressiv, ängstlich etc. zu werden, aber der Verlauf ist meistens doch weniger zerstörerisch. Es gibt im Psychischen so viel Gutes, was verinnerlicht wurde und was durch schwierige Zeiten hindurch trägt. Die Fähigkeit, sich als kompetent zu erleben, sich aber auch Hilfe zu suchen, weil man eben weiß, dass es in Beziehungen so etwas wie Hilfe gibt, sind wunderbare Folgen einer sicheren Bindungserfahrung.
Der Bindungsstil eines Menschen ist relativ stabil, dennoch sind wir an unterschiedliche Menschen natürlich unterschiedlich gebunden. Das Bindungskonzept reicht aber nicht aus, um die vielfältigen anderen Beziehungen hinreichend zu beschreiben.
Welche Arten von Bindungen gibt es und was brauchen sie auch bei der Eingewöhnung?
Es gibt drei Typen der Bindung, die nicht pathologisch sind und eine, die krankheitswertig ist. Diese sogenannte „desorganisierte Bindung“ ist bei Kindern aus schwierigen Verhältnissen häufiger zu beobachten. Oftmals erleben sie schon früh Vernachlässigung und Verwahrlosung, physisch wie psychisch. Sie sind Fremden gegenüber häufig distanzlos, klammern sich vielleicht auch fest und reagieren widersprüchlich auf ihre Bezugspersonen. Sie wissen nicht, was sie vom Gegenüber zu erwarten haben. Beziehungen sind für diese Kinder nicht vorhersehbar, weil sie viel zu sehr von den Stimmungen der Bezugsperson abhängig sind und diese eben nicht konstant auf eine Art reagiert, sondern mal freundlich, mal abweisend, mal sehr gereizt und wütend, vielleicht auch gewalttätig. Dieser Bindungstyp ist relativ selten im Vergleich zu den nicht- pathologischen.
Grob unterscheidet man bei der gesunden Bindung zwischen sicher und unsicher gebunden. Es gibt zwei Typen der unsicheren Bindung, entweder vermeidend oder ambivalent.
Kategorienbildung durch Fremde Situation Test: was sagt das aus?
Die Bindungstypen wurden aufgrund des Fremden Situation Test (Kind wird nach kurzer Phase von Mutter mit einem komplett Fremden zurückgelassen, sie kommt wieder, geht wieder raus) gebildet, denn man fand wiederkehrende Muster bei Kindern, die im Zusammenhang mit dem elterlichen Verhalten standen. Dieser Test ist nicht gleichzusetzen mit der Eingewöhnung. Er bzw. die Entwicklungen der Theorie daraus können uns helfen, den Blick für kindliches Verhalten und verdrängte Gefühle oder eine Überflutung mit Gefühlen zu schärfen. Es kann nur gut sein, wenn wir merken, dass und wie unser Kind manchmal unsicher wird. Nur wenn wir dafür einen Blick bekommen, können wir adäquat reagieren.
Vorsicht bei vorschnellen Deutungen
Es wäre anmaßend, wenn jemand meint: oh, dein Kind hat heute aber nicht auf dich reagiert und ist bestimmt unsicher gebunden.
Das ist Quatsch!
Ich persönlich glaube, dass es nicht per se darum geht, dass ein Kind immer und ausschließlich wie ein sicher gebundenes Kind reagiert. Jeder Bindungsstil passt zu dem Menschen, seiner Geschichte, zu der Familie, gehört mit zu den Wurzeln. Ich spreche mich dafür aus, von einem überwiegend (!) sicheren Bindungsstil zu sprechen, so dass es Raum gibt, nicht gleich in Panik zu verfallen, wenn ein Kind Mama bei der Rückkehr mal nicht beachtet. Das hat nicht zwangsweise etwas mit einer unsicheren Bindung zu tun.
Sichere Bindung
Ein sicher gebundenes Kind hat eine deutliche Bindung an die Bindungsperson: sie zieht sie anderen, fremden Menschen deutlich vor, sucht sie in Zeiten der Beunruhigung/ Unsicherheit auf und weiß, dass die Bindungsperson da sein wird. Deswegen reagiert ein sicher gebundenes Kind durchaus auch intensiv auf Trennung von der Bindungsperson, insbesondere wenn diese zu früh und nicht an den kindlichen Möglichkeiten orientiert ist! Es lässt sich vielleicht von einer fremden Person beruhigen, aber das ist nicht zwangsweise der Fall!
Ein Kind, dass bei der Kita- Eingewöhnung schwer einzugewöhnen ist und viel weint, kann sicher gebunden sein. Ich sage „kann“, weil man genau hinsehen muss, wie die Wiedervereinigung ist, um die sichere Bindung nicht mit der ambivalent- unsicheren zu verwechseln. Das sicher gebundene Kind wendet sich aktiv seiner Mutter zu, wenn sie wiederkommt. Nach einer gewissen Zeit ist es auch wieder in der Lage, sich dem Spiel zuzuwenden und die Mutter auch wieder aus den Augen zu lassen, was beim unsicher- ambivalenten Kind nicht der Fall ist.
Ein sicher gebundenes Kind zeigt Gefühle, beruhigt sich aber auch
Ein sicher gebundenes Kind kann weinen, wenn Mama/ Papa geht. Es hat nämlich verinnerlicht, dass es sich lohnt seinen Kummer zu zeigen (ein wesentlicher Unterschied zum unsicher- vermeidend gebundenen Kind). Es ist einfach auch traurig, wenn jemand geht, den man mag und von dem man weiß, dass er einem gut tut. Das sicher gebundene Kind weiß, dass es mit seiner Trauer jemanden erreicht.
Das sicher gebundene Kind weiß aber auch, dass es in der Unsicherheit wieder zu seinen Eltern zurück kann und es dort Sicherheit findet. Das Kind erhält durch seine Bindungsperson die Rückversicherung, die es braucht, um die Welt erkunden zu können.

Es gibt sicher gebundene Kinder, die bei Trennungen nicht weinen, denen man aber anders anmerkt, dass die Trennung sie irritiert. Sie können Mama/ Papa z.B. nur irritiert nachsehen. In irgendeiner Form reagieren sie immer, sie ignorieren die Trennung jedenfalls nicht.
Bei der Eingewöhnung ist es dann eben wichtig, dass bei der Trennungserfahrung von den Eltern die *Erzieher*In ihrerseits gute Bindungsangebote macht. Das ist mit einem sicher gebundenen Kind einfacher, weil es ja schon weiß, dass es so etwas wie eine gute Verbindung miteinander gibt. Das Kind kann diesbezüglich auch vielleicht fordernder auftreten.
Objektkonstanz: innere (Ver-) Bindung in Abwesenheit
Mit zunehmender Objektkonstanz nimmt die Trennungsreaktion ab: das Bindungsverhalten, dass wir von Einjährigen kennen, ist mit drei Jahren so klar nicht mehr zu sehen. Dafür treten andere Aspekte hinzu, die Bindung kurzzeitig stärker beeinflussen. Objektkonstanz beschreibt, dass das innere Bild der Personen auch bei deren Abwesenheit bestehen bleibt, das es eine Idee/ Repräsentanz von der Person gibt. Bei ganz kleinen Babys geht man davon aus, dass die abwesende Mutter als die „böse“ Mutter vom Kind erlebt wird, da sie das Kind mit seinen überflutenden Gefühlen und Bedürfnissen zurücklässt. Das kleine Kind spaltet noch stark in die gute und die böse Mutter, obwohl es ja dieselbe Mutter ist, auf. Es ist ein bedeutsamer Schritt, wenn das Kind diese beiden Anteile zusammenbringt. Die Abwesenheit wird dann nämlich erträglicher und das Kind kann sich eine neue und spannende Welt zu erschließen. Die Abnahme der Spaltung geht mit der Herausbildung einer Objektkonstanz einher.
Ambivalent unsichere Bindung
Ein ambivalent unsicher gebundenes Kind reagiert ähnlich auf die Trennung und weint intensiv. Es lässt sich wahrscheinlich kaum trösten oder ablenken. Der Knackpunkt ist aber die Wiedervereinigung.
Das Kind ist ambivalent in seiner Kontaktaufnahme, meist wird es sich anklammern. Mütter/ Väter ambivalent gebundener Kinder reagieren eher unbeständig auf die Kinder. Mal reagieren sie prompt und angemessen auf das Weinen der Kinder, mal gar nicht oder eben eher zu stark. Diese Mütter/ Väter werden als selber ängstlich und von ihren Gefühlen überwältigt beschrieben. Das ambivalent gebundene Kind klammert und exploriert kaum die Umgebung, bleibt eher bei der Bindungsperson. Es weiß ja nicht, wie die Mutter/ Vater reagiert, wenn es sich loslöst. Wird sie das positiv unterstützen oder wird sie ihm Angst machen, was alles gleich passiert?
Ein ambivalent gebundenes Kind braucht daher eine behutsame Erzieher*In. Eine, die sehr viel Sicherheit vermittelt und sich als wirklich sichere und verlässliche Alternative anbietet. Jemand, der stark ist, die Tränen auszuhalten, aber eben auch sicherheitsspendend zu begrenzen. Das Kind wird wahrscheinlich sehr schreien und sich nicht gut beruhigen lassen. Es weiß eben nicht, ob danach mit Mama wieder alles ok ist. Lieber nicht riskieren, dass die Beziehung in Gefahr gerät. Meiner Meinung nach müsste eine Kita hier wirklich schnell handeln und die Mama auch gut begleiten, damit sie sich lösen kann und die Ambivalenz, die die Trennung auch für sie bedeutet, besprechen kann. Das ist sehr personalaufwendig, aber es wäre einfach das Beste für alle.
Unsicher- ambivalent: Sicherheit und Ruhe
In einem Vortrag einer Kollegin, die Kitas zur Eingewöhnung schult, hörte ich die Empfehlung, dass ambivalent gebundene Kinder emotional runtergebracht werden müssen. Das hieße, sie nicht noch weiter mit Spiegelungen „du bist so traurig“ zu destabilisieren, sondern sie etwas abzulenken, um eine schöne Erfahrung zu ermöglichen. Das ist natürlich ein Spagat zwischen Anerkennung der Gefühle einerseits und andererseits dem Anbieten einer äußeren Struktur, die begrenzt. Das kleine Kind weiß eben nicht, was ihm in dem Moment noch gut täte außer bei Mama zu sein. Daher wäre es schön, wenn der Alternativbetreunde dann versucht, Angebote zu machen (spielen, singen etc.).
Mütter dieser Kinder werden als einerseits sehr herzlich, andererseits aber manchmal auch sehr abweisend und unerreichbar beschrieben. Der Gefühlsausdruck des Kindes ist wahrscheinlich deswegen so „übertrieben“ (Oerter und Montada, Entwicklungspsychologie, S.200), damit sie sicher sein können, auch wirklich wahrgenommen zu werden. Sie haben die Erfahrung gemacht, dass bei starken Affektäußerung eher Hilfe eintrifft.
Spezifisch zur ambivalent- unsicheren Bindung habe ich hier einen weiteren tiefergehenden Text geschrieben.
Unsicher- vermeidend gebundene Kinder
Das Drama der unsicher vermeidend gebundenen Kinder ist das, dass sie still leiden. Sie zeigen nicht, dass die Trennung sie schmerzt und sie beschäftigt. In Studien wurde allerdings mehrfach nachgewiesen, dass unsicher vermeidend gebundene Kinder am meisten das Stresshormon Cortisol ausschütten, wenn es um die Trennung geht. Als Analytikerin wundert mich das nicht, denn sie zeigen ihre Gefühle nicht. Die Gefühle kommen sozusagen nicht raus, sondern werden körperlich nach innen abgeführt. Die Kinder haben nicht die Erfahrung gemacht, dass ihrem seelischen Kummer Raum zugestanden wurde.
Bei der Wiedervereinigung reagieren die Kinder kaum auf ihre Bezugsperson. Sie sind weiter im Spiel vertieft und „machen keine Probleme/ Theater“. Es sind die in dieser Situation ausgesprochen pflegeleichten Kinder, die innerlich leiden.
Unsicher gebunden: Zugang zu Gefühlen ermöglichen
Deswegen ist es wichtig, dass diese Kinder die Alternativerfahrung machen, dass ihre Gefühle verstanden werden. Man könnte als Erzieher*In immer mal wieder verbalisieren, dass das ja schon traurig sei, dass die Mama jetzt gegangen ist. Bei einem unsicher ambivalenten Kind würde das fatale Folgen haben, ein unsicher vermeidend gebundenes Kind würde davon aber ungemein profitieren. „Das ist ganz schön schade/ traurig, dass Mama jetzt geht“. Wahrscheinlich wird das mit Schulterzucken oder gar nicht beantwortet. Immer wieder muss man das sagen, um dem Kind den Zugang zu seinen eigenen Gefühlen zu ermöglichen.
Ich habe die Erfahrung mit erwachsenen Patient*Innen, die ich als ehedem unsicher vermeidend bezeichnen würde, die nur mit größter Beharrlichkeit einen Zugang zu ihren verborgenden Gefühlen und Ängsten bekommen. Diese sind lange nämlich nur kognitiv und nicht etwa emotional zugänglich. Diese Rationalität ist eine Art Schutzmantel, der ihnen schon in früher Kindheit beigebracht wurde.
Unsicher gebundene Kinder stecken scheinbar vieles weg. Meiner persönlichen Erfahrung nach würde ich aber sagen, dass sie in hohem Maße somatisieren. Sie drücken also psychischen Schmerz körperlich aus. Häufiges Bauchweh oder Kopfweh kann darauf hinweisen.
Die primäre Bindungsperson dieser Kinder ist ein eher emotional abweisender Mensch. Klar in den Ansagen, nicht viel Schischi um Gefühle machen und eher handeln als fühlen. Sie teilt sich ihrem Kind eher sachlich als gefühlsbetont mit. Mütter dieser Kinder mögen keine starken Gefühlsausbrüche (wie z.B. heftiges Weinen). In Längstschnittstudien konnte gezeigt werden, dass diese Mütter früh von ihrem Baby eine eigenständige Gefühlsregulation erwarten (Oerter und Montada, Entwicklungspsychologie, S. 199).
Bindung der Eltern
Der Bindungsstatus der Eltern hat natürlich einen enormen Einfluss auf die Bindungssicherheit der Kinder. Was Eltern in ihrer eigenen Kindheit erlebt haben und wie sie selbst gebunden waren, beeinflusst das Beziehungsangebot, das sie ihren eigenen Kindern machen. Sie sind in dem Sinne eben erwachsene Kinder, deren inneres Kind weiterlebt.
Mary Aintsworth (Pionierin der Bindungsforschung) hat ein Interview (AAI) entwickelt, aus dem man erkennen kann, welchen Bindungsstil Erwachsene haben. Sie unterscheidet dabei verschiedene Typen, die sich in ihrer Erzählweise während des Bindungsinterviews unterscheiden. Die Art, wie von sich, den Erfahrungen und den Beziehungen berichtet wird, gibt Hinweise darauf, welches Bindungsmuster verinnerlicht wurde.
Abweisende Eltern (vermeidend)
berichten keine Erinnerungen an Interaktionen zu haben bzw. negieren sie den Einfluss der Interaktionen. Es werden oftmals eher Fakten berichtet, ohne dass man einen emotionalen Zugang spürt. Die Erzählungen passen daher nicht mit der Emotion zusammen bzw. sind widersprüchlich. Z.B. „Habe ganz tolle Mama gehabt“. 30 Minuten später „immer wenn ich hingefallen bin, sagte meine Mutter, ich solle nicht immer so rumheulen“, ohne dass dem eine größere emotionale Bedeutung beigemessen würde.
Verstrickte Eltern (ambivalent)
Autonome Eltern (sicher gebunden)
ungelöste Eltern (desorganisiert)
Ich habe eine entlastende Grafik aus einem Entwicklungspsychologiebuch von Sabina Pauen eingescannt. Sie zeigt, welchen Bindungsmodus die Eltern von unterschiedlich gebundenen Kindern haben. Ich finde die Grafik auch deswegen interessant, weil deutlich wird, dass nicht ausschließlich der Bindungsstil der Eltern relevant ist. Sonst würden nicht bei allen Bindungstypen der Kinder auch autonome Eltern vorkommen.
aus: Pauen, S. (Hrsg.) Entwicklungspsychologie im Kinder- und Jugendalter
Kritisches zur Bindungstheorie
Es geht im Leben um weit mehr als um Bindung! Die menschlichen Gefühle sind unheimlich vielfältig, irrational und wunderbar. Sie entstehen nicht nur aus der Bindungserfahrung heraus, sondern aus dem je eigenen Inneren, aus den eigenen Bildern und Fantasien. Leider bleibt das Triebhafte in der Bindungstheorie außen vor. Meine Kritik, die natürlich durch die analytische Community geprägt ist, bezieht sich auf die Vereinfachung der menschlichen Psyche. Das führt meiner Meinung nach zu oft dazu, dass eine gute Bindung als Allheilmittel verstanden wird.
Ich höre z.B. immer wieder, wie Eltern im Namen der guten und sicheren Bindung Autonomie untergraben. Bindung und Autonomie sind zwei Seiten derselben Medaille. Ziel der Bindung ist, dass nach und nach die reale Beziehungserfahrung ins Innere übernommen wird. Dadurch entsteht eine positive Beziehungserwartung auch an andere Personen. Als Eltern müssen wir dann, so schwer es uns auch fallen mag, ein bisschen Platz machen im Leben unserer Kinder.
Loszulassen und Kindern eine altersgerechte Autonomie zuzugestehen, ist wesentlich.
Zum Abschluss: bunter Strauß mit Bindungen
Wenn ein Kind sich von seinen primären Bezugspersonen trennen muss, dann reagiert es aus diesem erfahrenen Beziehungsrahmen. Die neue Betreuungsperson baut auch wieder eine Bindung zu ihm auf, indem es auf seine Gefühle reagiert. Es greifen dann also mehrere Bindungssysteme ineinander. Manche Kinder sind an ihre weiteren Betreuer durchaus auch sicherer gebunden, wenn jene eben auf die oben beschriebene feinfühlige Art und Weise reagieren. Daher ist es auch wichtig, dass Kinder die Möglichkeit haben, Bindungen zu verschiedenen Menschen aufzubauen.
Ein Kind kann sich glücklich schätzen, wenn es ein sicheres Bindungsnetzwerk hat. Oma, Opa, nahe Freunde sind für die Entwicklung sehr hilfreich. Sie zeigen die Vielfalt an Beziehungen und deren Möglichkeiten. Die emotionale Flexibilität kann davon profitieren, sofern es einen sicheren Hafen gibt, dem das Kind sich immer zuwenden kann. Dabei muss nicht immer alles so sein, wie wir als Eltern uns das vorstellen. Es ist ok, wenn andere nicht perfekt und jederzeit voll abgestimmt auf unser Kind reagieren, sofern natürlich eine grundsätzliche Beziehungskompetenz vorhanden ist.
Eine echte Bindung aufzubauen, braucht Zeit und emotionale Bereitschaft.
Gefühle zu zeigen, ist gesund. Sich von ihnen nicht überrollen zu lassen, aber auch. Die ersten Trennungserfahrungen im Leben eines Kindes bedeuten einen immensen Einschnitt und erstmal eine große Verunsicherung. Diese Verunsicherung macht starke Gefühle, immer. Wie beschrieben, drücken Kinder das auf unterschiedliche Arten aus. Die Überzeugung, dass man die eigenen Gefühle aushält und sich nicht in ihnen verliert, kann wachsen, wenn die Trennungen gut begleitet werden. Das macht meiner Meinung nach eine gute Kita und eine gute Eingewöhnung aus. Dazu ist ein angemessener Betreuungsschlüssel und eine reflektiertes und emotional zugängliches Erzieher*Innenteam notwendig.
Mut sich Hilfe zu suchen
Beschleicht euch das Gefühl, dass in der Art, wie ihr Beziehungen führt und eurem Kind Bindungen anbietet, etwas schief ist, dann freut euch über diese Erkenntnis. Sollte es nicht möglich sein, selber eine Veränderung herbeizuführen, kann die Inanspruchnahme von Psychotherapeut*Innen helfen. Es ist oftmals viel gewonnen, gemeinsam zu schauen, worum es gerade geht. So kann man diese Situation dann selber gut angehen. Ich weiß, es ist für viele mit großer Scham verbunden, sich Hilfe von außen zu holen, aber sich einzugestehen, dass etwas schwierig läuft, ist eine wirklich große Stärke! Gemeinsam mit jemandem Außenstehenden zu schauen, wie das Baby/ Kind kommuniziert, wie es seine spezifischen Bedürfnisse mitteilt, kann wirklich Wunder bewirken! Es ist wunderschön, wenn zwischen Bezugsperson und Kind das Gefühl aufkommt, dass sie einander verstehen. Damit kommt ein Ball ins Rollen, der alle Beteiligten entspannt.
Madame FREUDig
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Zu diesem Thema gibt es einen älteren, sehr ähnlichen Text vom Blog "Das gewünschteste Wunschkind" (http://www.gewuenschtestes-wunschkind.de/2013/02/bindung-was-ist-bindung-warum-brauchen.html), den ich schon viele Male gelesen habe. Bei beiden Texten fehlt mir der Bezug auf das ureigene Wesen eines Kindes. Es wird oft vergessen, dass Kinder schon mit einer bestimmten Veranlagung auf die Welt kommen, was ebenfalls einen großen Einfluss auf die Art ihrer Bindung hat. Das sieht man gut an Geschwistern. Das eine Kind kann vielleicht ein ambivalentes Verhalten der Bindungsperson gut kompensieren, weil es vom Typ her "stabil" ist. Ein vom Wesen her anderes Kind kann das nicht, obwohl das Verhalten der Bindungsperson identisch ist. Das Thema Bindung darf also nicht nur aus verhaltenspsychologischer oder soziologischer Perspektive betrachtet werden, sondern man sollte das Wesen, den Charakter eines Kindes unbedingt mit einbeziehen. Die obige Zusammenfassung ist zwar keine Anleitung, sondern eine Beschreibung, aber sie suggeriert trotzdem etwas, wodurch viele Eltern sich unter Druck gesetzt fühlen, nämlich: wenn du das und das machst, kommt das und das dabei raus (und du bist schuld). Das glaube ich nicht, und jeder, der mehrere Kinder hat, weiß das aus eigener Erfahrung. Nicht die Bindung prägt den Charakter, sondern der Charakter beeinflusst die Art der Bindung. Ein Kind ist kein unbeschriebenes Blatt, wenn es zur Welt kommt. Kinder sind unterschiedlich und reagieren je nach Charakter verschieden auf das Verhalten ihrer Bindungspersonen. Das sollte man nicht außer Acht lassen.
Viele Grüße!
Ich danke dir lieb für den Hinweis, aber diese Sätze aus meinem beziehen sich genau darauf:
"Bindung ist also insofern ein wechselseitiger Prozess, denn ein Kind bringt sein eigenes Temperament und seine Vorlieben mit."
und
"Es ist eine Anlage im Kind, die dann auf die Eltern trifft (nature and nurture)."
Das Eigene des Kindes spielt natürlich eine Rolle, aber es kommt tatsächlich wesentlich darauf an, wie mit einem Kind umgegangen wird. Ein Kind mit "schwierigem" Temprament fordert seine Eltern natürlich ganz anders und es wird eine größere Herausforderung, auf dieses Kind angemessen zu reagieren. Das ist der Teufelskreis, von dem ich oben auch spreche. Es geht nicht um Schuld, aber man darf tatsächlich auch nicht die Verantwortung auf die Gene/ das Kind schieben, wenn es ein wechselseitiger Prozess ist.
Das Kind kommt mit einem Temprament auf die Welt und die Welt trifft gleichermaßen auf dieses Kind und muss mit ihm in seiner Eigenart feinfühlig umgehen und das ist bei manchen Kindern durchaus sehr herausfordernd, gerade wenn es noch weitere Kinder gibt, die die Eltern brauchen. So ist das aber eben leider auch: man kann nicht alles und jeden immer befriedigen, auch wenn das Konsequenzen hat. Vielleicht ein bisschen unfair, aber damit müssen wir irgendwie leben. Viele liebe Grüße!
Ich finde den Text sehr gut und verständlich geschrieben. Dennoch verunsichern mich solche Texte auch. Ich war mir immer relativ sicher ein sicher gebundenes Kind zu haben. Trotzdem zweifel ich nach solchen Texten auchbein wenig, ob ich nicht doch ein ambivalent gebundenes Kind habe. Denn mein Kind verhält sich in verschiedenen Situationen auch verschieden. Auf dem Spielplatz und unterwegs, egal ob Büro oder Geschäft verhält es sich wie ein sicher gebundenes Kind. In der Eingewöhnung in der Krippe allerdings nicht. Dort hängt er an mir. Er würde gerne aber traut sich nicht. Ich habe das Gefühl er mag die anderen Kinder nicht so nah. Zeitweise kommt er freudig beim abholen angelaufen, begrüßt mich und spielt weiter. Im Moment kommt er aber eher freudig angelaufen, kuschelt sich an mich und will nach Hause und nicht mehr spielen. Beim abgeben morgens wird auch immer noch (Eingewöhnung mit Unterbrechungen seit Juni) geweint. Ist er nun sicher gebunden oder doch eher ambivalent unsicher?
Ich danke dir für deine Rückmeldung!
Was würde es denn für dich ändern, wenn dein Kind das eine oder das andere wäre??
Vielleicht darf man mit sich selbst auch mal etwas milder sein.
Meine Tochter reagiert auch ab und an ambivalent. Es geht ja auch um ein Überwiegen eines bestimmten Bindungsstils. Ich mache nicht immer alles richtig und das darf auch sein. Vielleicht geht es auch viel mehr um das eigene Ringen und immer wieder Finden des Weges, der eine gute Beziehung ermöglicht.
Vielleicht kann solch ein Artikel helfen, sich einfach mal ein Stückchen zu verorten, auch zu hinterfragen, aber nicht sich zu geißeln.
Herzliche Grüße!
Hallo!
Erstmal vielen Dank für den Artikel. Ich finde ihn wirklich sehr gut, informativ und dabei wertfrei geschrieben!
Eine Sache bleibt mir aber noch unklar.
Die bei den verschiedenen Bindungstypen beschriebenen Trennungssituationen, handelt es sich dabei um solche, bei denen man das Kind in die Ophut einer weiteren gut bekannten, mit einer für das Kind positiv besetzten Beziehung/"guten" Bindung ausgestatteten (oft z. B. anderer Elternteil, Großeltern, Erzieher nach erfolgreicher Eingewöhnung) Personen gibt?
Oder sind Trennungssituationen gemeint die für das Kind (und vermutlich auch die Bindungsperson) mit mehr Unsicherheit einher gehen. Also z. B. bei der Eingewöhnung in der Kita oder bei weniger bekannten Verwandten/Freunden.
Ich beobachte da nämlich bei meiner Tochter (und auch anderen Kindern) durchaus unterschiedliches Trennungs- bzw. Wiedersehensverhalten.
Viel Grüße Kathi
Liebe Kathi,
danke für dein Lob, das freut mich sehr!
Ja, die Trennungssituation ist umso schwieriger, je weniger Bindung an "den Anderen" besteht.
Viele Grüße!
Danke für den Artikel und die Darstellung, die mir auch schon bekannt war. Ich bin mir ehrlich gesagt auch nicht sicher, ob wir in einer ambivalenten oder sicheren Bindung zueinander leben. Als Typ Mutter "herzlich, aber auch teilweise abwesend" würde ich mich auch bezeichnen und auch das Verhalten meines Kindes schwankt zwischen den beiden Typen. Ich gebe auch ehrlich zu, dass ich manchmal selbst das Gefühl habe nicht adäquat zu reagieren oder zur Überreaktion neige, die sich bei meinem Kind spiegelt. Was ich mich frage: was kann helfen die ambivalente Bindung in eine sichere zu lenken und ist das überhaupt noch möglich? Was hinterlässt die ambivalente Bindung beim Kind? Mein Kind ist gebunden, aber ich möchte, dass es auch sicher gebunden ist und da bin ich mir wirklich nicht sicher. Danke für eine Antwort
Ich finde es sehr schön, du dich da so reflektierst und nicht gleich das Ambivalente abwehrst. Damit ist schon so viel getan, wenn man sich das zugesteht. Ich glaube, dass es hilfreich ist, dass du dich reflektierst, wenn du das Gefühl hattest, dass irgendwas seltsam war. Fragen, die ich mir dann z.B. stelle: wie habe ich mich gerade gefühlt, dass ich mich abgewendet habe? Warum hat mich das eben so geärgert? Warum habe ich so reagiert, woran erinnert mich das? Meistens entdecke ich dann eine Verbindung zu meiner eigenen Geschichte und kann mir und meinen Gefühlen dann Raum geben und allein das verändert eine Menge. Ich hatte dazu diesen Artikel geschrieben, vielleicht entdeckst du da etwas für dich:
http://www.terrorpueppi.de/2017/08/als-mein-kind-mich-biss-und-mich-die.html
Wir alle sind, wie wir sind!
Ja, die Erfahrungen mit anderen Menschen prägen uns ja zeitlebens, daher ist es immer möglich, neue Erfahrungen zu machen. Sei gnädig zu dir…
Viele Grüße!
Hmm, das ist gar nicht das Ding. Ich wende mich nicht ab und ärgern kann man mich in der Regel auch nicht so schnell. Ich reagiere nie aggressiv, bestrafe nicht, sondern suche meist eine Lösung und thematisiere die Gefühle, die in meinem Kind gerade vorgehen, aber genau das ist wahrscheinlich das zu viel. Ich spiegel vermutlich zu oft und zu viel. Die Frühlingskindermama hat da vermutlich den Punkt getroffen: jedes Kind bringt schon eine Menge mit. Ich scheitere oft daran ihm sinnvolle Strategien anzubieten und fokussiere mich zu sehr auf seine Gefühlwelt und oftmals schaffe ich es nicht die Situation für ein Kind verständlicher zu machen und bleibe zu sehr im "Erwachsenenmodus" hängen. Wir haben auch eine längere Krankheitsgeschichte im Gepäck, die das erste Ankommen in die Welt sehr erschwert hat.
Im Text hat mich folgende Passage beschäftigt: "das Kind ist ambivalent in seiner Kontaktaufnahme, meist wird es sich anklammern, aber auch gleichzeitig irgendwie abwenden. Mütter ambivalent gebundener Kinder reagieren eher unbeständig auf die Kinder. Mal reagieren sie prompt und angemessen auf das Weinen der Kinder, mal gar nicht. Diese Mütter werden als selber ängstlich und von ihren Gefühlen überwältigt beschrieben.“
Hierzu interessiert mich: Wie sieht dieses Abwenden nach der Trennung aus? Ist ein Zeigen auf bestimmte Sachen oder ein direktes nach Hause wollen schon ein Abwenden? Ich reagiere immer prompt, aber leider nicht immer angemessen – vor allem in der Vergangenheit nicht. Beispiel: In den ersten Monaten konnte ich mein Kind nicht bedürfnisorientiert füttern, er musste zunehmen und es musste nach Uhrzeit gefüttert werden und nicht nach Bedürfnis. Das hat sich nicht gut angefühlt und war schrecklich, aber wir hatten einen OP-Termin vor Augen, der uns auferlegte ein bestimmtes Gewicht erreicht zu haben, damit die OP möglich ist. Bislang hatte ich schon das Gefühl, dass ich eine sichere Bindung zu meinem Kind habe, aber nach dem Lesen bin ich mir nicht sicher. Zumal ich was das Thema Kind angeht durch die schwere Anfangszeit extrem verunsichert bin.
Ich danke dir für deine vertrauensvolle Offenbarung, muss dich aber insofern enttäuschen, als ich dir nichts Konkretes zu euch persönlich sagen kann. Ich verstehe, dass ihr einen schweren Start hattet und dass da Unsicherheit bei dir entstanden ist. Vielleicht hilft dir das Reden darüber in einem geschützten Rahmen?
Grundsätzlich: Bindung ist nicht alles. Menschen verinnerlichen unterschiedliche Beziehungserfahrungen und Bindung ist nur ein Teil davon (dazu erscheint demnächst dann ein Artikel).
Es geht, wie immer um die Dosis, wie du es selber ansprichst: man muss nicht alle spiegeln, sondern es darf auch der Freiraum entstehen, sich mit den eigenen Gefühlen zu erforschen.
Alles Gute!
Ein sehr interessanter Artikel, vielen Dank dafür!
Wir stecken gerade in der Kita Eingewöhnung unseres dritten Kindes und im Gegensatz zu seinen Geschwistern ist es sehr schwierig. Nach ein paar Wochen meinte der Erzieher zu mir, dass wir eine sehr starke Bindung zueinander haben und es sich deshalb mit der Eingewöhnung so schwer gestaltet. Erst hat mich das Verunsichert, ob es eine zu starke Bindung geben könnte (Mama kann nicht loslassen o.ä.), aber dann dachte Ich, nein so ein Quatsch, es ist doch schön, dass wir so ein enges vertrauensvolles Verhältnis haben!
Nun beobachte Ich, wie der Kleine seinem Erzieher komplett vertraut und sich direkt von ihm trösten lässt, wenn ich ihn bringe, denn nach nun 6 Wochen weint er immer noch beim Abgeben. Das ist für mich sehr beruhigend, denn ich weiß, er hat schon eine tolle Bindung zu seinem Erzieher aufgebaut! Die anderen Erzieherinnen der Kita ignoriert er übrigens völlig. Beim Abholen fällt er mir glücklich in die Arme und zeigt mir noch, was die Gruppe den Vormittag über gemacht hat.
Durch Deinen Text (Ich hatte zwar schon vorher von Bindungstherorien gehört, aber nur sehr fachlich) kann ich sein Verhalten sehr gut einordnen und weiß, das es sich „nur“ um ein sicher gebundenes Kind handelt ?.
Liebe Grüße,
Stephie
Hallo,
Es wird erwähnt, dass die drei Bindungsstile nicht pathologisch sind. Und doch lesen sich die unsicheren Bindungstypen für mich so. Das verwirrt mich etwas.
Mein Kind ist fast zwei und exploriert sehr wenig ohne mich. (bleibt in Spielgruppen eher bei mir, mag von anderen Kindern nicht gern angefasst werden, beobachtet sie aber gerne, …)
Er ist kein Fan von Kindern, Erwachsenen gegenüber ist er sehr offen, bleibt bei den Omas, spielt fröhlich mit Bekannten. Die Pädagogen in den Gruppen sagten, ich mache alles richtig (ermuntern, alleine loszuziehen, mitzumachen, gleichtzeitig da sein, Körperkontakt zulassen, ohne ihn festzuhalten..)
Ich hatte immer gedacht, sehr einfühlsam zu reagieren (wor erziehen bedürfnisorentiert) und das auf sein Temperament geschoben.
Nach dieser Lektüre denke ich, dass mein Kind ambivalent gebunden sein könnte und zweifle an mir. Muss ich etwas anders machen? Geht das überhaupt noch?
Liebe Sabrina,
danke für deine Gedanken!
Erstens: es geht immer! Sonst würden ja Therapien im Erwachsenenalter nichts bringen. Also keine Sorge, man kann immer Veränderungen angehen.
Darüber hinaus: ja, diese drei Arten der Bindung sind normal, sie sind nicht krankhaft. Sie können aber eventuell eine Vulnerabilität bedeuten.
Alles Andere lässt sich aus der Ferne natürlich nicht sagen. Kidzchaos hat sehr schön und persönlich über ihr ambivalent gebundenes Kind geschrieben. Das kann ich dir ans Herz legen: https://kidzchaos.com/2017/10/08/unsere-familienreise-geht-weiter-teil-3/
Es ist aber eben nicht so einfach. Bindung nicht alles! Die Psyche braucht weit mehr als Bindung und drückt auch mehr aus als nur den Bindungstypus. Die Bindung ist vielleicht sozusagen „nur“ die Basis, auf der das alles stattfindet.
Lass dich nicht verunsichern, aber lass dich auch hinreichend berühren, um hinzugucken.
Alles Liebe für euch!
Lieben Dank für diesen sehr informativen Artikel, der auch mich ins Grübeln gebracht hat was die Bindung zu meinem 4.5 jährigen Sohn betrifft. Der Fremde Situationen Test den du beschreibst ist in dem Alter ja nicht mehr anwendbar. Daher meine Frage: an welchen Verhaltensweisen würde man eine unsicher ambivalente Bindung an einem älteren Kind erkennen?
Mein Sohn ist in der Kita gut integriert und autonom. Er hat bei der Trennung in der Kita (sowohl bei mir als auch bei seinem Vater) phasenweise Probleme mit der Trennung, was manchmal so weit geht, dass er völlig verzweifelt weint und mich festhält. (Da es in seltenen Fällen nur möglich gewesen wäre ihn dort zu lassen, indem er von Betreuern festgehalten wird, habe ich ihn dann wieder mitgenommen.) Beim Abholen freut er sich sichtlich, dass ich komme um ihn zu holen.
Andere Verhaltensweisen, die mich vermuten lassen, dass er eine unsicher ambivalente Bindung zu mir haben könnte:
Er respektiert nur schlecht wenn ich Zeit für mich brauche. ZB wenn ich telefoniere (egal mit wem) hält er das gar nicht oder nur kurz aus. Er möchte dann das Telefonat unterbrechen, indem er versucht aufzulegen oder einen riesigen Krach macht.
Er spielt aber grundsätzlich nicht gerne alleine. Wenn er merkt, dass ich keinen Kopf habe oder mich um seine kleine Schwester kümmern muss, verlangt er schnell nach digitalen Medien.
Er reagiert aus meiner Sicht manchmal über wenn wir als Familie unterwegs sind und sein Vater nur kurz (2 Minuten) etwas alleine erledigt (zB zurück zum Auto weil er etwas vergessen hat). Er ist dann manchmal sehr verzweifelt, weint und will ihm hinterher. Als wenn sein sicherer Hafen (Papi) ihn bei seinem unsicheren Hafen (Mami mit Schwester) zurücklässt?
In fremden Situationen (zB neuer Schwimmkurs wo er mit fremden Schwimmlehrern interagieren müsste oder Schnuppertag im Kindergarten) ist er in der Tendenz sehr schüchtern, versteckt sich manchmal oder will weg.
Er ist insgesamt ein aufgeschlossenes, fröhliches, unternehmenslustiges Kind – aber eigentlich nur wenn ihm vertraute Personen in unmittelbarer Nähe sind.
Ich weiß, du kannst und willst keine Ferndiagnose stellen… Mich würde jedoch interessieren ob es irgendwelche empfohlenen Übungen gibt oder Verhaltensweisen meinerseits die darauf abzielen einem ambivalent unsicher gebundenen Kind Sicherheit zu vermitteln?
Danke fürs Lesen und ganz liebe Grüße
Simone
Liebe Simone,
ja, du hast Recht. Eine konkrete Beratung oder Stellungnahme, ohne euch zu kennen, geht nicht. Ich finde deine Gedankengänge aber sehr nachvollziehbar und du gibst dir selber gute Antworten, denke ich. Dass ein Kind schüchtern ist und sich womöglich auch erstmal in fremden Situationen versteckt, heißt ja erstmal nur, dass es verunsichert ist und Begleitung und Rückversicherung braucht. Wenn es dann „den Absprung“ hinbekommt und sich doch auf etwas Neues einlassen kann und sich selber in die Situation wagt, dann ist das doch schön.
Zunächst ist es so, dass ambivalent unsicher gebundene Menschen ihre Bindungsperson gut im Blick haben möchten und durchaus angstvoll reagieren, wenn die Person weggeht und nicht mehr Schutz bietet. In Abwesenheit ist für die Betroffenen scheinbar kein Schutz mehr vorhanden, der vor (inneren) Gefahren schützt. Es könnte (!) also der Fall sein, muss aber nicht.
Das, was du mit deinem Sohn schilderst, ist mit Hilfe der Bindungstheorie meiner Meinung nach auch nicht hinreichend befriedigend zu beleuchten. Es geht scheinbar auch um eine Geschwisterrivalität, vielleicht auch um Neid und Gier, aber das lässt so aus der Ferne nicht beurteilen.
Wenn du vielleicht in meinen anderen Texten stöberst, findest du ein paar Antworten zur prinzipiell förderlichen Haltung.
Es stehen jetzt einige Texte an, aber ich würde vielleicht etwas später auf deinen Kommentar als Blopgpost nochmal genauer eingehen, wenn das ok wäre.
Ich wünsche euch alles Gute!
Hallo! Ich beschäftige mich die letzten Tage intensiv mit der „unsicher-ambivalenten“ Bindung und bin so auch über deinen Artikel, auch den separaten über die „unsicher-ambivalente“ Bindung, gestolpert.
Mein Problem ist, dass mein Sohn, fast 11 Monate, seit einigen Monaten sehr fremdelt. Ich weiss natürlich, dass fremdeln dazu gehört aber wir können ihn niemandem nur auf den Arm geben….auch wenn ich direkt vor ihm stehen. Er schreit direkt fast hysterisch los…generell empfinde ich ihn im Vergleich zu anderen Kindern in seinem Alter als sehr fordernd aber auch sehr, sehr sensibel. Bei Treffen mit anderen Müttern und ihren gleichaltrigen Kindern ist er meistens nur bei mir und ist ziemlich überfordert und die anderen ihm zu wild. Generell lacht er eigentlich alle fremden und bekannten Menschen an…so lange ihn keiner hochnehmen will. Ich gebe mir wirklich Mühe und reagiere auch immer wenn er weint…allerdings ertappe ich mich dabei wie ich oft auch mal ungeduldig und nicht sehr feinfühlig reagiere…aus Überforderung. Jetzt mache ich mir solche Gedanken, dass er eine unsicher-ambivalente Bindung hat und er deshalb so extrem fremdelt. Hast du einen Tipp wie ich es hinbekomme, dass er auch mal bei seinen Großeltern bleibt und was ich besser machen kann?
Liebe Sandra,
für wen ist es denn wichtig, dass er jetzt schon bei den Großeltern bleibt?
Dieses Alter, in dem dein Sohn ist, ist einfach ein Schwieriges, was die Ablösung angeht. Mir ist das ja ganz symapathisch, dass er zwar freundlich ist, aber dann auch deutlich macht, dass ihn keiner angrabbeln soll. Ist das denn auch bei Leuten so, die er mag? Oder darfst nur du ihn hochheben?
Ich würde ihn nicht „zwingen“ mit anderen in Kontakt treten zu müssen. Miteinander unbekannte Situationen und Menschen mit Neugier und Freude zu erkunden, ist vielleicht ganz sinnvoll. Die Erfahrung, wie es ist, sich anderen anzunähern, kann er mit dir zusammen geschützt machen. Hat er oft genug erlebt, dass das eigentlich ganz spannend ist und du ihm nicht abhanden kommst, dann wird er sehr wahrscheinlich auch mit der Zeit „offener“.
Mich erinnert das an einen kleinen, eher scheuen Jungen aus dem Freundeskreis. Wir treffen uns ab und an zum Spielen und irgendwann setzte er sich auf meinen Schoß und kuschelte. Ich habe vorher nie Anstalten gemacht, ihn anzufassen oder anstelle seiner Mutter zu trösten oder sonstwas. Das können Kinder ganz gut selber steuern und oftmals sind sie überfordert von den breit grinsenden und lautierenden Menschen, die sich ihnen schon mit ausgebreiteten Armen nähern, ohne wahrzunehmen, dass das Kind diverse Anzeichen von Ablehnung zeigt.
Du kannst ja mal beobachten, wen er vorzieht und das wohlwollend kommentieren, so dass er merkt: hier droht keine Gefahr!
Alles Gute euch!
Liebe Madame FREUDig. Ich bzw. wir befinden uns gerade in der Krippen-Eingewöhnung. Die Kita meines 19 Monate alten Sohnes sagt, das Weinen beim Abschied ist positiv (weil gute Bindung an mich etc.) und muss so sein; ICH müsse lernen loszulassen, ich solle trotzdem gehen und mein weinendes Kleinkind zurück lassen. Ich bin jedoch der Auffassung dass das so nicht sein kann, weil sich das vollkommen falsch anfühlt. Mein Mutterherz blutet wenn ich ihn so „im Stich“ zurück lasse und er nach mir verlangt, mir die Arme entgegen streckt und weint. Haben die Erzieherinnen nun Recht und stimmen einfach nur meine Gefühle nicht? Verzweifelte Grüße, Mo.
Liebe Mo,
Das tut mir leid, dass es so belastend für dich ist.
Trennungen dürfen weh tun! Dass dein Kind die Trauer darüber Ausdrücken kann, ist ein gutes Zeichen, ja. Die Frage, die sich mir stellt, ist, wie es ihm dann geht und wie er in seiner Trauer von wem begleitet wird.
Das Alter um 1,5Jahre ist für Eingewöhnungen auch besonders schwierig, da es zu der Zeit in etwa um die Wiederannäherung geht. „Ich will auf eigenen Beinen stehen, aber ich brauche Mama auch. Kann ich mich ihr annähern, ohne verschlungen zu werden?“ Eine Zeit höchster Ambivalenz, die manchmal schwer auszuhalten ist und Eltern verunsichert.
Trennungen in dieser Zeit sind dann besonders herausfordernd, weil der Spagat zwischen Freiheit und Verfügbarkeit heikel ist. Ich wünsche euch,dass die Bezugsbetreuer*in das gut und haltend begleitet.
Liebe Grüße!
Liebe Madame FREUDig,
ich danke Ihnen sehr für Ihre einfühlsamen und verständnisvollen Worte, die mich immer wieder abholen.
Da ich selbst eine schwierige Kindheit hatte und oft verunsichert bin, lese ich viele solcher Artikel. Nicht nur für mich, sondern um adäquat auf meine Tochter eingehen zu können. Ich bin zudem sehr sehr sensibel und einfühlsam. Für viele zu viel davon.
Bei meinem Kind (30 Monate) erlebe ich aber, dass gerade das oft zu helfen scheint bzw. es abholt. Ich gebe ihm Zeit, lasse es sein und experimentieren, schaffe Rahmen und spreche viel mit ihr (darf ich dich trösten, kann ich dir helfen, brauchst du etwas, etc.).
Bisher funktionierte das super. Es gab nur selten Momente, in denen wir keinen „ruhigen“ Lösungsansatz gefunden haben.
Seit den Sommerferien ist es nun aber so, dass mein Kind morgens nicht mehr in die Kita will (sie geht seit knapp einem Jahr in die Krippe) und beginnt schon zu Hause mit weinen). Die Erzieher sind da leider relativ ungeduldig und nehmen mir mein Kind quasi ab (ich darf sie nicht in den Raum begleiten bzw. wird das nicht gerne gesehen). Zudem erzählt mir meine Tochter teils seltsame „Geschichten“ und ist seither wirklich grob zu ihrer Puppe (ich weiß, dass es die Puppe als Abgrenzung und zur Verarbeitung der Realität braucht und das darf sie auch leben). Das hervorstechendste ist aber, dass sie sich gar nicht mehr freut wenn ich sie abhole und einen gewaltigen Gefühlsausbruch erlebt (weinen, schreien, weglaufen, auf den Boden werfen, etc. – teils bis zu 30 Minuten) und ich nur sehr schwer, nach etlichen Minuten, wieder einen Zugang zu ihr finde. Dann bricht sie förmlich weinend zusammen und will schnell raus. Sobald wir im Auto sind (sie möchte sich dann immer mit mir auf der Rückbank, auf meinen Schoß, setzen), essen wir etwas, albern rum und erzählen vom Tag. Ab da ist dann wieder alles wie gewohnt.
I.d.R. der Papa sie Freitags von der Kita ab. Interessanterweise hat er diese Schwierigkeit nicht. Sie freut sich, zeigt ihm alles und verabschiedet sich kaum noch.
Woran kann das liegen? Ich mache mir wirklich Sorgen, dass es ihr an etwas fehlt!
Wie schätzen Sie das ein?
Herzlichen Dank vorweg und herbstliche Grüße von einer Mädchenmama