Der Kaiserschnitt. Ein Schreckgespenst der Schwangeren und Mütter. Frauen fühlen sich immer wieder schlecht, weil sie „nur“ einen Kaiserschnitt hatten. Weil sie ihr Kind „nicht selbst geboren“ hätten. Ihnen wird sogar vorgeworfen, sie seien deshalb keine „richtigen Mütter“, weil sie den „leichten Weg“ gegangen wären. Ein Kaiserschnitt sei keine „richtige Geburt“ . 

Du hattest einen Kaiserschnitt? Oder dir steht ein Kaiserschnitt bevor? Sei dir bewusst: Du bist damit nicht allein! Mit diesem Beitrag möchte ich daher heute nicht nur selbst meine Sicht auf diese Thematik kundtun, sondern auch andere Bloggerinnen und Twitterinnen zu Wort kommen lassen: Denn du bist nicht allein!


‚Kaiserschnitte sind keine richtigen Geburten!‘ 


Keine richtigen Geburten? Wer entscheidet darüber? Du? Oder du? Oder du? Ich sage euch: Niemand außer euch selbst hat das Recht, über euren Geburtsweg zu urteilen – außer euch selbst.


Gesicht eines Neugeborenen in Großaufnahme




„Der“ Kaiserschnitt als ein Geburtsweg unter vielen

In Deutschland kommt etwa jedes dritte Kind mittels Kaiserschnitt auf die Welt. Doch Kaiserschnitt ist nicht gleich Kaiserschnitt. Ebenso wenig gleicht eine natürliche Geburt der anderen eins zu eins.

Ein Kaiserschnitt kann von der Mutter gewünscht oder unerwünscht sein. Er kann mit medizinischer Indikation erfolgen oder auch medizinisch betrachtet nicht notwendig sein. Er kann vorweg geplant oder unter der Geburt „ungeplant“ erfolgen. Ob Frau einen Kaiserschnitt hat, hängt sogar davon ab, in welchem Bundesland sie ihr Kind auf die Welt bringt. Oder in welchem Land.

 
Ein Kaiserschnitt kann eine wunderschöne Geburtserfahrung hervorbringen und ebenso ein Geburtstrauma bedingen. Andere können ihn als das nehmen, was er ist: eine Geburt. Oder aburteilen als „nicht richtig“, als Schmalspurvariante. Als etwas, für das man bemitleidet oder gar verurteilt werden kann.


Ich möchte den Kaiserschnitt nicht glorifizieren als diesen einen, optimalen Weg, als die richtige Geburtsoption für die moderne Frau von heute. Doch er ist EIN Weg, für den wir Frauen uns selbstbestimmt entscheiden können oder der als letzter Ausweg das Leben unseres Kindes rettet. Ein Kaiserschnitt ist nicht zweitklassig, ist nichts per se etwas Schlechteres. 


Keine Frau sollte sich für ihren Geburtsweg rechtfertigen müssen. Ob Krankenhaus, Geburtshaus, Hausgeburt. Ja sogar Alleingeburt. Ob „natürlich“ oder Schnittgeburt. Wie eine Frau ihr Kind auf die Welt bringen will, ist in erster Linie ihre persönliche Entscheidung.

„Ich habe mich beide Male gut aufgehoben gefühlt und wurde sehr lieb und vor allem auch respektvoll (!) behandelt. Für mich war es jedes Mal eine absolut vollwertige Geburt, die wir alle gut überstanden haben und ich fühle mich nicht weniger als Mama deswegen.“ (Twitterin Sailor Grumpy Mum)

Fremde, Verwandte, Bekannte, ja nicht einmal Freunde haben ein Recht darauf, für eine Frau zu entscheiden. Selbstbestimmt entscheiden zu dürfen, bedeutet auch, zu akzeptieren, dass andere anders entscheiden, als man es selbst tun würde. 


Die Frage nach der Art der Geburt

Als ich selbst etwa zwei Wochen nach der Geburt meines Sohnes zur Kita meiner Tochter lief, da wurde auch ich mit diesem Geburtswahnsinn um die gute, die richtige Geburt konfrontiert. Ich traf eine andere Mutter. Wir kennen uns nur sehr flüchtig. Sie gratulierte mir. Ohne Umschweife übertrat sie jedoch die Grenzen meiner Intimsphäre und fragte: „Und hast du den Kleinen richtig geboren?“

Wie falsch diese Frage doch ist. Einfach nur falsch.


Die Frage ist schon falsch, weil sie viel zu privat ist. Ich kann mir kaum etwas Intimeres vorstellen, als eine Geburt. Leben wird geschenkt, manchmal auch sogleich wieder genommen. 


Geburten machen uns zu Müttern und Vätern, zu Geschwistern und zu Großeltern, zu Tanten und Onkeln. Eine Geburt ist immer einmalig. Keine gleicht einer anderen. Jede Geburt bringt einen einzigartigen kleinen Menschen hervor. Manchmal sogar zwei oder drei. 


Geburten sind überwältigend. Sie sind unglaublich persönlich. Ob wir über sie sprechen wollen oder nicht, das ist die Entscheidung von uns Müttern und Vätern – und später auch der Kinder selbst. 

 

Die Frage ist vor allem aber falsch, weil es keine richtigen oder falschen Geburten gibt. Es gibt nur Geburten. Eine Geburt ist eine Geburt. Sie kann als schön, schmerzhaft, dramatisch, ergreifend, wunderschön oder auch furchtbar erlebt werden. Aber es gibt dieses objektiv richtig oder falsch nicht.

Auch Bloggerin Dr.Mama.Arbeitstier hebt das hervor:

„Ein Kaiserschnitt ist keine „richtige“ Geburt? Wenn ich das schon höre! Das heißt dann doch wohl, dass man total vieeeeeel Schmerzen haben muss und auch keine PDA bekommen darf, oder wie? Oder dass man unbedingt ein Kind „rauspressen“ muss? Das ist ungefähr so, als wäre eine Wurzelbehandlung ohne Spritze keine richtige Wurzelbehandlung. Aber zurück zum Kaiserschnitt. Ich hab beide Geburtsarten „ausprobiert“ und ich kann euch sagen: Ein Kaiserschnitt ist eine richtige Geburt. Und zwar eine schöne. Mein Mann, der Gyn und der Narkosearzt waren voll entspannt und haben sich gut verstanden. Die PDA – vor der ich wie immer Angst hatte – war schnell gelegt und K2 bald da. Frisch geschlüpft und gar nicht grummelig, weil der Mietvertrag seiner warmen Höhle ohne Vorwarnung gekündigt wurde.

Was ich schön fand, war nicht nur die Sicherheit, die mir der Kaiserschnitt gab. Es war klar, was passiert und was passieren kann. Bei einer vaginalen (ich bin da sehr gegen den Begriff der „normalen“) Geburt, ist das nicht so. Da gibt es keine so gute Aufklärung, keine so genauen Abläufe, dafür aber jede Menge sozialen Druck. Ich mag das nicht – dieses: „Nur das ist die einzig seligmachende Lösung, diese Nur-So-und-nicht-anders-Mentalität. Und ich mag meine Narbe.“

Wenn man jemanden nicht nahe steht, sollte man aus meiner Sicht überhaupt nicht mal eben so nach einer Geburt fragen. Frau (und auch Mann) sollten selbst darüber entscheiden können, was sie wann wem über die Geburt erzählen. Sie haben ein Recht darauf, die Geburt zu verarbeiten. Ohne Bewertung von außen. Über eine Geburt (noch) nicht zu sprechen, bedeutet zudem keinesfalls automatisch, dass sie als ein furchtbares Ereignis wahrgenommen wurde. Es zeigt zunächst nur, wie persönlich eine Geburt eben ist.

Geburtserlebnis

Wenn etwa jedes dritte Kind in unserem Lande via Kaiserschnitt zur Welt kommt, dann wäre es wahrlich furchtbar, wenn er für all diese Frauen eine negative Geburtserfahrung bedeuten würde. Mitnichten ist das der Fall. Was jedoch vermutlich jede dieser Frauen kennt oder irgendwann erfahren wird, ist die äußere Zuschreibung des Kaiserschnitts als Geburt zweiter Klasse, als unnatürlich, als zwangsläufig negativ. 

„So lange habe ich immer gedrückt erzählt, das es ein Kaiserschnitt war. Für andere, weil’s so oder so den Stempel “schlimm“ bekam. Dabei war einfach alles toll. Ja genau. Schön wäre es zusätzlich wenn andere es wirklich glauben würden. Oft sehe ich Zweifel in deren Gesichtern.“ (Twitterin Taly Miau)

Also JA, ein Kaiserschnitt kann als eine wunderschöne Geburt erlebt werden. Er muss nicht zwangsläufig traumatisierend sein.

“Unser Sohn kam zwar in einem OP-Saal zur Welt, aber auch in einer unheimlich tollen Atmosphäre! Wir erlebten die Geburt zusammen, als Paar. Waren aufgeregt, ängstlich, vorfreudig und glücklich. Das Team war freundlich und liebevoll. Ein Kaiserschnitt ist also nicht immer hektisch, kalt oder lieblos“ (Twitterin Taly Miau)

Immer häufiger haben auch die Krankenhäuser verstanden, dass ein Kaiserschnitt nicht einfach nur eine Operation ist, sondern eine Geburt. Die Charité Berlin begann daher ein Umdenken vorzutreiben. Aus dem Kaiserschnitt wird immer häufiger die Kaisergeburt. Für mich war diese so wundervoll, dass ich ohne zu zögern sagen kann: Die Kaisergeburt war meine persönliche Traumgeburt.

Was eine derartige Veränderung wirklich bedeutet, kann euch aber auch Katja vom Wunschkind-Blog eindrücklich erzählen:

„Ich hatte schon beim ersten Kind einen ungewollten Kaiserschnitt, mit dem ich lange emotional und psychisch kämpfen musste. Ich kann mich erinnern, dass ich mich damals vor Schmerzen kaum bewegen konnte. Ich wollte eine Woche lang nicht aus dem Krankenhausbett aufstehen, weil ich die Schmerzen nicht ertragen konnte. Ich konnte mein Baby nicht selbst versorgen. Bis weit in die zweite Schwangerschaft musste ich immer wieder weinen, wenn ich an diese erste Geburt dachte. Dann las ich über die Kaisergeburt. Mein Krankenhaus bot diese nicht an und die Oberschwester, die ich bei Klinikanmeldung danach fragte, sagte auch rigoros, dass sie so einen Schmarrn nicht machen würden. Ich ließ trotzdem aufs Anmeldeblatt schreiben, dass ich mir eine Kaisergeburt wünsche. Da sie jedoch zum Zeitpunkt meines wegen medizinischer Gründe notwendigen zweiten Kaiserschnittes Dienst haben würde, machte ich mir keine großen Hoffnungen. Doch es kam anders. An einem Abend, zwei Wochen vor Geburtstermin, bekam ich Wehen, die ich nicht haben durfte, da die Gefahr bestand, das zwei zu dünne Stellen in meiner Gebärmutter durch die Kontraktionen reißen würden. Also rasten wir ins Krankenhaus. Eine noch sehr junge Stationsärztin hatte Dienst. Sie las mein Anmeldeblatt, legte ihre Hand auf meine und sagte. ‚Kaisergeburt? Das kriegen wir hin!‘ Das insgesamt super junge Team im Kreißsaal legte sich mächtig ins Zeug. Und was für ein Unterschied zu meinem ersten Kaiserschnitt! Als sie den Bauch aufgeschnitten hatten, sagten sie mir, ich dürfe nun mitpressen. Das grüne Tuch, das eigentlich die Sicht auf meinen Unterleib bedeckt, wurde tiefer gehalten, so dass ich sehen konnte, wie mein Baby aus mir herausgehoben wurde. Er brüllte aus Leibeskräften, und wurde gleich auf meine nackte Brust gelegt. Sofort hörte er auf mit dem Weinen, schmiegte sich glücklich an meine Haut und kuschelte beruhigt. Wir wurden gemeinsam mit einem warmen Handtuch zugedeckt, während mein Bauch wieder zugenäht wurde. Da ich schon wusste, wie es mit dem Stillen geht, bot ich ihm meine Brüste an, die er auch selig annahm. Diese kleinen Veränderungen in der Routine des Kaiserschnittes machten für mich eine Welt aus. Da ich ‚mitgepresst‘ hatte, wenn auch nur symbolisch, hatte ich viel stärker das Gefühl, ihn ‚geboren‘ zu haben, und nicht, wie beim ersten Mal, entbunden worden zu sein. Gleich am nächsten Morgen stand ich zum ersten Mal auf – ich hatte gut erträgliche Narbenschmerzen, und fühlte mich fit. Schon nach 12 Stunden hatte ich den Milcheinschuss. Alles lief reibungslos und entspannt. Ich konnte ihn von Anfang an selbst versorgen und lief fröhlich durch die Wochenbettstation. Ganz sicher lag das auch daran, dass ich keine Neumutter mehr war und dass ich schon zwei Jahre gestillt und drei Jahre Windeln gewechselt hatte. Aber ich denke doch, dass die Kaisergeburt mit psychologisch wahnsinnig geholfen hat und diese positive Wochenbettzeit stark beeinflusst hatte. Ich wünsche allen Gebärenden da draußen eine ebenso tatkräftige junge Ärztin wie ich sie hatte, die sich nicht vom ‚machen wir nicht!‘ ihrer Vorgesetzten abhalten lässt.“

Ja, eine Kaiserschnittgeburt kann eine wunderbare Geburtserfahrung sein!

„Auch wenn das Drumherum mehr als turbulent war, schaue ich immer wieder gerne und mit einem sonnig-warmen Gefühl im Bauch auf meinen Kaiserschnitt zurück. Dank der lieben Hebamme fühlte ich mich behütet und geborgen, ich war erleichtert über den Kaiserschnitt, für den ich lange kämpfen musste und vollkommen überwältigt von dem ersten, unglaublich kräftigen Schrei meines Sohnes – also eigentlich eine wirklich großartige und bestärkende Geburtserfahrung!“ (Bloggerin wenndanndashier)


…und die Kaisergeburt kann auch damit versöhnen, wenn man sich selbst eigentlich einen anderen Geburtsweg gewünscht hat.

„Ich hatte einen geplanten Kaiserschnitt, also auch keine Wehen und kam zum Termin ins Krankenhaus. Da der KS geplant war und kein Zeitdruck bestand, konnte ich allerdings eine „Kaisergeburt“ bekommen – da wird das Tuch kurz gesenkt, sodass man das Baby sofort sehen kann, ich bekam meine Tochter direkt auf die Brust gelegt und konnte sie während der restlichen OP und im Aufwachraum im Arm halten und bewundern. Die Tatsache, dass ich diese erste Stunde bei ihr sein konnte, hat mich mit dieser sehr „geplanten“ Geburt ein wenig versöhnt.“ (Twitterin Frau Wunnibar)

Doch nicht immer ist „schön“ die Zuschreibung, die frau wählen würde, um ihren Kaiserschnitt zu charakterisieren. Manch Frau berichtet vor allem von einer tief empfundenen Dankbarkeit. Dankbarkeit dafür, dass der Kaiserschnitt das Leben ihres Kindes, ja womöglich auch das eigene gerettet habe. 

Auch wenn ich das nie gewollt hätte, bin ich froh darüber, dass mein Kind gesund auf die Welt gekommen ist. Ohne Kaiserschnitt…wer weiß?

Die erste Zeit durfte sie bei Papa kuscheln. Als ich wieder »bei Sinnen war« hab ich das Kuscheln nachgeholt. Kind lag auch im Krankenhaus immer neben mir. Ich war dankbar, dass es uns beiden gut ging. Die Narbe ist sehr gut verheilt.“ (MrsCaffein, ungeplanter Kaiserschnitt)

„Als meine Zwillinge geboren wurden, war ich dankbar. Dankbar, dass mein Mann meine Hand hielt und mich ablenkte von dem unangenehmen Ruckeln in meiner Bauchgegend. Dankbar dafür, dass der Anästhesist und die Kinderärztin mich auf Augenhöhe darüber aufgeklärt hatten, was uns erwartete. Und dankbar dafür, dass die Medizin relativ risikolos zwei kleine Frühgeborene sanft auf die Welt und direkt in zwei vorgewärmte Brutkästen holen konnte. Als ich sie sah, war ich sehr froh um den Kaiserschnitt. Ich weiß nicht, wie die Minis eine vaginale Geburt überstanden hätten.“ (Mara vom Blog Das zweite Kind sind Zwillinge) 

Manchmal beendet ein Kaiserschnitt auch einen Geburtsprozess, der nur noch als Martyrium wahrgenommen wurde. 

„Die Geburt wurde nach 12 Tagen über Errechnetem Termin eingeleitet, es lief gut. Nach zweiter Legung des Gels platzte die Fruchtblase, Wehen wurden immer stärker und Muttermund war gegen 21 Uhr 10cm. Ich durfte pressen. Nach 1 Uhr, meine Kraft versiegte, wünschte ich mir nur noch Erlösung. Die Oberärztin ordnete den Kaiserschnitt ein. Im Nachhinein stellte sich fest, dass Kind ein Sternengucker war. Fazit: Ein Kaiserschnitt kann auch eine Erlösung sein, wenn man selbst merkt, dass nichts mehr geht, man keine Kraft hat um weiter zu pressen. Und das schönste ist danach eh nur das Kind in den Armen zu halten.“ (Twitterin Linchen@hmmm_Brezel)

Mit diesem Beitrag soll keinesfalls jeder Frau nun nahe gelegt werden, dass sie ihren Kaiserschnitt plötzlich als etwas Großartiges zu empfinden habe oder dass sie mit ihren negativen Erinnerungen gar „falsch“ liege. Jede Erinnerung, jedes Empfinden hat ihre Berechtigung. Für was jedoch dieser Beitrag hier steht, ist: Andere haben kein Recht, Kaiserschnittgeburten abschätzig zu verurteilen und jede Frau hat ein Recht darauf, dass Kaiserschnitte nach Möglichkeit so vollzogen werden, dass Frauen überhaupt eine Chance auf ein schönes Geburtserlebnis haben.

„Ich hatte zwei sekundäre, das heißt ungeplante (und ungewünschte) Kaiserschnitte. Obwohl ich bei der zweiten Geburt alles vermeiden wollte, was einen Kaiserschnitt begünstigen könnte ließ er sich nicht verhindern. Und: Ich habe ihn trotzdem besser verarbeitet und mich quasi mit dem ersten versöhnt. Was beim zweiten Kaiserschnitt anders war? Es war eine KaiserGEBURT, bei der das Kind der Mutter direkt im Anschluss auf den Bauch/an die Brust gelegt wird. Es gab eine Diagnose, d.h. ich wusste genau, dass der Kaiserschnitt in dem Moment die einzige Option war (außer vielleicht noch weitere Stunden Quälerei, die mich und das Kind noch mehr traumatisiert hätten) PLUS mir hat niemand das Gefühl gegeben, nicht alles getan zu haben, nicht alles gegeben zu haben.“ (Melanie vom Blog Glücklich scheitern)

Leider lässt so manch Kaiserschnitt Frauen traumatisiert zurück. Sie fanden sich plötzlich in einer Geburtssituation wieder, mit der sie nicht gerechnet haben, die sie nicht gewollt haben, die sie nicht erleiden wollten. 

„Mein erster Kaiserschnitt war ein Notkaiserschnitt und ich fühlte mich wie geschlachtet.“ (Tinka)

Doch muss so eine Traumatisierung durch einen Kaiserschnitt sein? Insbesondere bei Notkaiserschnitten lässt sich dies nicht vollkommen vermeiden, aber durch die Gestaltung der (Rahmen-)bedingungen lässt sich auch hier einiges abwenden. Eine angemessene Kommunikation vor und nach der Geburt ist für nicht wenige Frauen bereits ein wichtiger Baustein, um mit einem (Not)kaiserschnitt (gut) leben zu können.

„Beim zweiten und dritten Kaiserschnitt war ich gut vorbereitet, wusste was mich erwartet. Mir sind die Babys noch im OP auf die Brust gelegt worden. Mein Mann und ich waren immer zusammen. Durften im Kreißsaal unser Baby kennenlernen. Alle sind sehr respektvoll mit uns umgegangen. Schmerzen hatte ich kaum…“ (Tinka)

„Mein Kind hatte schlechte Herztöne. Nach einigen Stunden Wehen wurden die Herztöne schlechter. Die Situation war echt schräg. So hatte man das ja nicht geplant, aber Hebammen und Ärzte sind ruhig geblieben.
Ich hatte das Glück, 
den Kaiserschnitt wenigstens wach zu erleben.

Also im Großen und Ganzen sind die Erinnerungen positiv.“   (MrsCaffein, ungeplanter Kaiserschnitt)

Wie bei jeder Geburt zählt eben auch bei Kaiserschnitten jedes Wort. Selbst wenn es schnell gehen muss, sollte die Kommunikation mit der Mutter nicht abreißen und gerade Ärzte, Schwestern und Hebammen sollten niemals vergessen: Jedes Wort kann untrennbar mit der Geburt verbunden bleiben.

„Bei mir war es ein Notkaiserschnitt. Der Muttermund war bereits drei Stunden auf 10 cm und die Kleine wollte und wollte nicht raus. Die Entscheidung FÜR den Notkaiserschnitt mitten in der Nacht war für mich dann zuerst nur eins: pure Erleichterung. Die Angst kam aber auf dem Weg in den OP. Mein OP-Team war aber der Hammer. Der Narkosearzt hat mich beruhigt, meinen „Heizstrahl“ höher gestellt und der Oberarzt hat mit mir über jeden Schritt gesprochen. Das ist vielleicht nicht für jeden das Richtige, aber ich fand es gut – und die Assistenzärztin auch. Der Oberarzt hat auch dafür gesorgt das meine frisch geschlüpfte Tochter direkt zu mir kam. Ich habe sie im OP gestillt, während ich genäht wurde. Das war unfassbar schön und ich bin ihm dankbar, das er uns das ermöglicht hat.“ (Tanja, die OstfriesenMutti)

Überhaupt finde ich es erschreckend, wie sehr sich die negative Kommunikation über Kaiserschnitte auf werdende Mütter, insbesondere auch auf solche, die gerade in den Wehen liegen, auswirken. Frauen haben Ängste vor dem Kaiserschnitt und entwickeln Versagensängste. Wäre der Kaiserschnitt als ein Geburtsweg neben anderen hingegen wertneutral akzeptiert, dann würde es so manch Frau sicher leichter fallen, sich in bestimmten Situationen für ihn zu entscheiden oder eben auch im Vorfeld nicht vollkommen auszuschließen.

„Also: Bei der Großen wollte ich auf gar keinen Fall einen Kaiserschnitt, nur natürlich und am besten ohne Schmerzmittel und hab dem Mann das auch so eingetrichtert. Nach Einleitung, Wehensturm und PDA gingen die Herztöne runter, der Mann schlief noch und man sagte, es gibt nen Kaiserschnitt (nach 12 std. nur 3cm). Als dann der Satz fiel, in ner halben Stunde ist sie da, fühlte ich eine wahnsinnige Erleichterung und Leichtigkeit. Zwar hatte ich 3-4 Wochen Wahnsinnsschmerzen, aber ich erinnere mich gerne an den Kaiserschnitt zurück. Bei der Kleinen stand es direkt fest, ich ließ mich da auch nicht von abbringen. Dann war dieser schreckliche Unfall und der Termin der Beerdigung am Tag des Kaiserschnitts… die erste Sekunde war daher schwierig für uns, aber da ich direkt kuscheln konnte, verging das schnell. Auch hier war es toll. Vielleicht wäre ne „normale“ Geburt auch schön gewesen, da ich aber diesbezüglich ne Memme bin, war das die beste Entscheidung für mich“ (Nicola vom Blog Görls Queen). 

„Für mich war der Kaiserschnitt bei meinem ersten Sohn eine echte Erlösung. Nach fast 42 Stunden im Kreißsaal konnte ich einfach nicht mehr. Warum hatte ich nur so lange damit gewartet? Am Ende war alles halb so schlimm. Bei meinem zweiten Sohn habe ich nicht mehr so lange gewartet: Grünes Fruchtwasser und ein verkeilter Kopf im Becken alarmierten mich. Ich bestand auf den zweiten Kaiserschnitt und bin froh, dass ich beim zweiten Mal keine Angst mehr davor hatte.“ (Marsha, Blog Mutter & Söhnchen)

„Mir wurde bei der Einleitung jeden Tag gesagt, dass es sehr gut aussieht und heute sehr wahrscheinlich die Geburt stattfindet. Nach fünf Tagen war ich unendlich erleichtert, nicht noch einmal ohne Baby zurück in mein Zimmer zu müssen.“ (Bloggerin Narkoleptikerin)

„Mein Kaiserschnitt war geplant, wir haben unsere erste Tochter am Vorabend zu den Großeltern gebracht und sind dann in die Klinik. Mein Mann hat zu Hause geschlafen, die Hebamme hat und morgens gemeinsam geholt und in den OP gebracht. Dort hat mein Frauenarzt schon gewartet, die Geburt dauert ja nur ganz kurz, nach 5 Minuten war das Baby auf der Welt. Unglaublich, meine erste Geburt war spontan und hat 23 h gedauert! Das Baby kam direkt danach kurz zu mir, wurde dann ‚erstversorgt‘ und nach 30 Minuten wieder zu mir gebracht. Die Zeit im Überwachungszimmer und danach war sehr schön, Intim. Glücklich. Ich habe gestillt, hatte überhaupt keinen Blues. Die Schmerzen sind gut aushaltbar, es wurde jeden Tag besser, am Tag 4 bin ich nach Hause, 2 Wochen später hatte ich das Gefühl nie schwanger gewesen zu sein. Alles war wie vorher. Alles. Meine Kleine wurde aufgrund von insulinpflichtiger Schwangerschaftsdiabetes geholt, und ich kann alle Mütter nur bestärken: es kann wunderschön sein. Nehmt das an, wenn es empfohlen wird. Für uns war es ein wunderschönes Erlebnis, und das kann ich über die spontane Geburt vorher einfach nicht sagen.“ (Twitterin Mrs.Olafsson)


Zum Schluss möchte ich noch einmal betonen, dass der Kaiserschnitt gerade nicht glorifiziert werden darf. Wenn er ein gesellschaftlich anerkannter Geburtsweg neben anderen sein soll, eine Option ganz ohne schlechtes Gewissen, dann müssen auch die anderen Möglichkeiten, ein Kind auf die Welt zu bringen, bestehen bleiben. Der Kaiserschnitt darf nicht zur einzigen Option werden. Deswegen müssen wir angesichts der Situation überfüllter Kreissäle, des Schließens von Geburtsstationen, überhöhter Haftpflichtbeiträge sowie unangemessener Vergütung von Hebammen und eines zunehmenden Hebammenmangels gemeinsam aufstehen. Gemeinsam beieinander stehen. Füreinander einstehen.


Was wünsche ich mir für die Zukunft? Dass Frauen genau den Geburtsweg selbstbestimmt gehen können, den sie sich für sich selbst wollen. Damit Frauen ihren Weg aber selbstbestimmt gehen können, müssen die verschiedenen Optionen nebeneinander als gleichwertig kommuniziert werden und alle Geburtswege müssen auch tatsächlich gewählt werden können.





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