Der Herbst ist da. Was habe ich diesen Satz von meiner Tochter in dieser und auch schon in der letzten Woche oft gehört. Sie liebt den Herbst. Ich ebenso. Die Gerüche, die Farben. Hach! Nur Sprühregen, Sprühregen mag ich wirklich nicht. Leider konnte ich den Herbst in diesen Tagen fast nur aus dem Fenster blickend genießen. Zuviel war schließlich zu tun, denn die erste Dienstreise stand an. Mit Baby! Ein Termin in Dortmund stand an. Mit Stillbaby oder gar nicht – und da man mich gerne dabei haben wollte dann eben mit Stillbaby.

Von einer Dienstreise mit Baby und open Milchbar 24/7 - Freitagslieblinge (12) | Bild einer stillenden Mutter in der Bahn | Terrorpüppi | Reflektiert, bedürfnisorientiert, gleichberechtigt

 

Mit meiner Püppi hätte ich mir sechs Stunden Zugfahrt und einen geschäftlichen Termin eher nicht zugetraut (und ihr auch nicht), aber beim Sohnemann war ich mutig und ich sollte auch Recht behalten. Er ist wirklich ein neugieriges und zufriedenes Kerlchen. Eventuell kommt ja bald die Deutsche Bahn auf uns zu und verflichtet ihn als Maskottchen. Schließlich waren die Menschen um uns herum von ihm sehr angetan, ja geradezu beseelt. Und alle legten sich für ihn ins Zeug. Er wurde viel angelacht und kaum ließ er ein Spielzeug oder etwas, das er zum Spielzeug gemacht hat, mal fallen, wurde es auch schon aufgehoben. Dass er nicht geweint oder laut geschrien hat, war vermutlich aber nicht ganz unwesentlich für die gute Stimmung. Stattdessem hat er gelacht, gespielt, das Abteil unsicher gemacht und jeden, ja wirklich jeden neugierig bestaunt.

So stellen sich vermutlich die wenigsten eine Dienstreise mit Baby vor. Vorteilhaft war allerdings auch, dass die Milchbar ja stets geöffnet war, wenn doch einmal zu viele Reize auf ihn einströmten… schon praktisch, so eine open Milchbar. Vor dem Diensttermin versuchte der Babysohn übrigens kurzzeitig mal auszubüchsen. Vermutlich hat ihn das wunderbare Herbstwetter draußen gelockt.

Von einer Dienstreise mit Baby und open Milchbar 24/7 - Freitagslieblinge (12) | Terrorpüppi | Reflektiert, bedürfnisorientiert, gleichberechtigt

Trotz allem war dieser Tag für mich sehr anstrengend, wenngleich auch intensiv und wunderschön. Mein Lieblingsmoment der Woche mit dem Kindern sind daher auch die beiden Zugfahrten mit dem Sohnemann, der mich ordentlich forderte. Ein kleiner Turner ist er  und ganz offensichtlich findet er wohl nicht mehr, dass er noch ein Baby ist. Während der Zugfahrt war ich auch gleich mehrfach froh, den Tipp einer Spielplatzmutter beherzigt und mir einen Fingerhalter für das Smartphone gekauft zu haben. Ohne dieses kleine Gadget* wäre mein Smartphone gestern definitiv unzählige Male zwischen die Sitze, unter den Tisch und in die endlosen Weiten der Bahn gefallen.

Von einer Dienstreise mit Baby und open Milchbar 24/7 - Freitagslieblinge (12) | Terrorpüppi | Reflektiert, bedürfnisorientiert, gleichberechtigt

Gefordert war auch Madame FREUDig. Das Herbstmädchen bekam nämlich ihre letzten Backenzähen. Nächtliches Dauerstillen inklusve (Yeah, die Milchbar ist 24/7 open!). Ertragen ließ sich dieser Umstand nur mit Tragen, sodass Madame FREUDig ihre Trage rauskramte und 15kg vor den Brüsten zusätzlich schleppte – mit ganz viel Liebe und Rückenschmerzen. Wie Madame freudig da noch Kraft für ihre neuen beruflichen Herausforderungen gefunden hat… keine Ahnung. Vielleicht durfte sie ja auch mal ins Tragetuch…

Ganz so schlimm hat es mich die Nächte nicht weggehauen wie Madame FREUDig, aber auch hier stand viel mehr Stillen an als sonst. Jetzt, wo er plötzlich krabbelt und steht, hat er ganz offenbar unglaublich viel zu verarbeiten. Gäääääähn.

Herbstmädchen erobert den goldenen Herbst im Garten | Von einer Dienstreise mit Baby und open Milchbar 24/7 - Freitagslieblinge (12) | Terrorpüppi | Reflektiert, bedürfnisorientiert, gleichberechtigt

Meinen liebsten Moment nur für mich hatte ich dann, als der Sohnemann doch noch während der Zugfahrten zum Schlafen bewogen werden konnte. Einfach nur aus dem Fenster blicken, die vorbeiziehenden Landschaften betrachten und den Herbst genießen. So eine Dienstreise mag anstrengend sein, aber es gibt auch Momente, die sind einfach nur schön.

Goldener Herbst | Von einer Dienstreise mit Baby und open Milchbar 24/7 - Freitagslieblinge (12) | Terrorpüppi | Reflektiert, bedürfnisorientiert, gleichberechtigt

Für Madame FREUdig war auch ein Verkehrsmittel und die damit einhergehenden Zwänge ursächlich für ihren Moment der Woche. Sie stand nämlich im Stau und statt sich aufzuregen, drehte sie einfach mal das Klassikradio voll auf und genoss die kurze Zwangsentschleunigung.

Dank Backenzähnen und neuen beruflichen Pfaden, die ersteinmal entlang gewandert werden müssen, kam bei Madame FREUDig das Lieblingsbuch der Woche zu kurz. Ich hingegen habe ein neues Hörbuch für das Auto käuflich erworben und heute morgen auch sofort in den Player geworfen. Wie so oft ist es auch diesmal wieder ein historischer Roman geworden: Das Lächeln der Fortuna* von Rebecca Gablé. Scheinbar verspüre ich recht oft den Wunsch, unserer Zeit zu entfliehen.

Hörbuch Das Lächeln der Fortuna

Inspiration der Woche gab es wiederum für uns beide. So hat mich insbesondere der aktuelle Artikel von kidzchaos nicht losgelassen. Selten habe ich so offen, selbstkritisch und reflektiert eine Bloggerin über die Bindung zum eigenen Kind schreiben sehen. Gerade wie beziehungs- und bindungsorientierten Bloggerinnen neigen ja dazu, die Beziehung zum eigenen Kind eher idealisiert wahrzunehmen, umso erfrischender, dass hier so offen festgestellt wurde: Trotz aller Beziehungs- und Bindungsorientiertheit hat mein Kind eine ambivalente Bindung zu mir! Während meiner Dienstreise hatte ich immer wieder an diesen Text denken müssen und auch jetzt lässt er mich noch nicht ganz los.

Auch Madame FREUDig fühlte sich inspiriert, allerdings eher unerwartet. Ihr Artikel über die Lust am Stillen ist ein echter Herzensartikel von ihr und die Wendung zur Transsexualität kam einigermaßen überraschen für sie. Sie wäre jedoch nicht Madame FREUDig, wenn sie sich nicht ein Buch sogleich schnappen würde und in die Thematik einsteigt. In diesem Fall handelt es sich um das Buch Sexualitäten von Anne Springer*.

Lieblingsessen der Woche gab es auch. In meinem Falle selbstgebackene Kekse meiner Tochter. Die waren so gelungen, dass sie schon alle verputzt waren, ehe ich überhaupt auf die Isdee kommen konnte, sie zu fotografieren. Das Lieblingsessen von Madame FREUDig kenne ich nicht, aber es war ganz bestimmt Kuchen. Süßer, schmackhafter Kuchen zum Verlieben. Wie sollte es jedenfalls anders sein.

Bevor ich mich nun ins Wochenende verabschiede, komme ich nicht umhin, euch wenigstens kurz von einem sehr seltsamen Fahrgast zu berichten. Ein Mann, selbst Vater, aber ohne Kinder unterwegs, saß mit mir im Kleinkindabteil. Vordergründig sehr freundlich, vor allem zu meinem Sohn. Viele kleine Bemerkungen jedoch haben deutlich gezeigt, dass hinter dem freundlichen Gesicht jemand steckte, der nicht nur Impfen grundlegend ablehnte, sondern auch Kindergärten im Allgemeinen, dem System Schule im Besonderen und das in Kombination mit allerlei Verschwörungstheorien. Ich hätte so gerne mit ihm diskutiert, aber immer wieder deutete er sich verschwörende Kreise im Hintergrund an, dass ich eher befürchtete, Stimmung könnte kippen. Sollte er aber Recht behalten, dann ist die Welt in spätestens fünf Jahren eine viel bessere. Fragt sich nur noch für wen…

Das wäre es nun auch schon. Genießt den Herbst so gut es geht, übersteht jeden Sturm wohlbehalten und möge eure nächste Dienstreise auch so voller schöner Erinnerungen sein, wie die meinige.

 

mit herbstlichen Grüßen

Eure Jessi

Sturm im Herbst | Von einer Dienstreise mit Baby und open Milchbar 24/7 - Freitagslieblinge (12) | Terrorpüppi | Reflektiert, bedürfnisorientiert, gleichberechtigt

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