Die Blogosphäre – oder wie ich sie liebevoller nenne: Bloggerhausen – spukt seit einigen Wochen intensiv in meinem Kopf herum. Zeitweise als kleiner Poltergeist, weil ich doch recht stark zweifelte, mittlerweile aber wieder mehr wie Caspar, der freundliche Geist. Ich erblicke sie wieder, meine Neugier und Abenteuerlust – und ich fühle mich in Bloggerhausen ganz plötzlich ein klein wenig zu Hause.
Meinen Blog gibt es jetzt seit einem Jahr, aber eigentlich habe ich erst im Februar diesen Jahres ein Bewusstsein dafür entwickelt, dass ich eine Bloggerin bin oder zumindest eine sein könnte. Als solche möchte ich auch Blogleser und -leserinnen haben, die ich nicht allein aus meinem Verwandten-, Freundes- und Bekanntenkreis beziehe. Für letztere habe ich nämlich de facto recht lange geschrieben. Das war genau so auch richtig für mich und ich hoffe jetzt, dass mir meine Blogleser der ersten Stunde auch weiterhin erhalten bleiben, obwohl der Blog sich verändert hat. Mein Blog durchlebt eine Metamorphose und ich hoffe, dass er dabei nicht wie die Titanic auf einen Eisberg zustürmt, sondern stattdessen wie eine Frances ‚Baby‘ Houseman das leidenschaftliche Tanzen entdeckt.
Ich würde sowohl meinen Blog als auch mich mit den drei Worten „auf der Suche“ beschreiben. Wer meinen Blog liest, wird keine pass-genauen Antworten auf die drängenden Fragen des Elternseins finden. Ich habe Positionen, diese aber sind meine Positionen und diese modifiziere ich fortwährend auch noch und betrachte sie aus verschiedenen Blickwinkeln. Wie könnte ich sie da anderen als den heiligen Gral der Elternschaft präsentieren? Muttersein bedeutet für mich, auf Reisen zu sein: Auf diesen Reisen erobere ich mir unbekannte Erlebnis – und manchmal auch Leidenskontinente. Hierbei lerne ich eine ganz ungewöhnliche, ja manchmal durchaus befremdlich wirkende Spezies sukzessive kennen. Diese Spezies mit dem Namen Terrorpüppi macht mein Leben
unglaublich anstrengend, aber sie bereichert es vor allem auf eine Weise, die ich nie in Worte zu packen vermag. Die Terrorpüppi ist eine neue Welt, meine neue Welt. Von dieser muss ich zwangsläufig berichten, weil ich sonst zerspringe und meine Funken dann ungehört und ungelesen verlöschen.
Gewissermaßen ist jeder Blogger auf der Suche und wenn er es nicht mehr ist, wenn er zu jedem Aspekt alles geschrieben hat, wenn es nichts Neues mehr für ihn zu entdecken gilt, dann hört der Blogger auf ein Blogger zu sein. Ich weiß derzeit nur, dass ich noch einiges zu sagen haben, einfach weil es noch so viel gibt, dass ich noch nicht erforscht habe und weil meine Terrorpüppi mich jeden Tag aufs Neue auf die Probe stellt, mir alles abverlangt und mich permanent dazu anhält, mich mit mir selbst auseinanderzusetzen.
Ja was will ich aber für eine Bloggerin sein? Eine, die versucht herauszufinden, was für eine Mutter, nein, was für ein Mensch sie eigentlich ist, sein wird und eben auch sein will. Eine Bloggerin, die dabei aber nicht von Fachbuch und Experte lernt, sondern sich in ihrem Alltag entwickelt, sich vom Alltag der anderen inspirieren lässt und die nicht verlernt, sich auch mal in ihren Träumen für einige Momente zu verlieren.
Ich hoffe authentisch zu sein, in dem was ich tue, denn ich verspüre keinen Drang mich in den verschiedenen Sphären meines Lebens jeweils möglichst passend darzustellen. So erzähle ich auch außerhalb des Internets von meinem Blog, wenn es mich beschäftigt. Ich blogge unter meinem richtigen Namen, weil es sich richtig anfühlt. Ich stehe zu dem, was ich schreibe voll und ganz. Damit darf man mich identifizieren. Dazu gehört aber auch, dass es viele Dinge gibt, über die ich nicht bloggen würde, einfach weil es sich eben nicht richtig anfühlt, das mit der Welt zu teilen. Das würde ich im Übrigen auch Neulingen anraten: Schreibe so, wie es sich gut für dich anfühlt. Im zweiten Schritt, sollte man nicht nur für sich, sondern auch für andere schreiben wollen, würde ich auch empfehlen, sich die Frage nach dem Mehrwert des eigenen Blogs ernsthafter zu stellen. Wieso sollten überhaupt Leute meine Posts lesen?
Den ersten Blog, den ich bewusst als Blog gelesen habe, war übrigens „Erst war ich… und dann kam sie“ von Mutter Rabe. Sie hat so geschrieben, wie es sich gut für sie angefühlt hat. Vom ersten Blogpost an, hat es einfach gepasst. Sie ist authentisch. Beim Lesen ihres Blogs kam ich überhaupt erst auf die Idee, selbst zu bloggen und kaum war die Idee geboren, habe ich auch schon, ganz unbedarft, ohne große Ziele, damit begonnen. Noch heute lese ich Mutter Rabe, doch mein Bloggerhausen ist gewachsen.
Irgendwann stellte ich fest, dass ich, ohne dass es mir bewusst war, in der Hilflosigkeit der ersten Wochen als Mutter noch einen anderen Blog immer wieder las, nur dass ich ihn gar nicht als Blog las, sondern vielmehr als kleines Rettungsboot. Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn hat mich immer wieder durch schwierige Phasen begleitet und Neu-Eltern würde ich heute wohl dieses Blog als erstes empfehlen, auch wenn ich selbst andere Blogs mittlerweile sehr viel intensiver verfolge. Das hat aber nichts mit dem Wunschkind-Blog zu tun – der immer noch toll ist – sondern mit mir. Ich habe die Unsicherheit der ersten Wochen und Monate der Neu-Elternschaft abgelegt und meine Interessen haben sich einfach verschoben.
Welche Blogposts ich gerne lese, kann ich allerdings nur sehr schwer in Worte fassen. Mich sprechen so viele Themen an und so viele eben auch nicht. Häufig ist es auch gar nicht das Thema selbst, sondern die Art und Weise, wie die Blogger das Thema aufgreifen, wie sie versuchen, es mit Worten zu greifen und ihm neues Leben einhauchen. Ich mag dazu verführt werden, einen Blogpost zu lesen. Irgendwie muss ich mich persönlich betroffen fühlen, sonst klicke ich wieder weg. Das trifft auf waschechtes Tagebuchblogging beispielsweise zu. Mich interessieren die konkreten Tagesabläufe anderer Menschen in der Regel einfach nicht. Auch Koch- oder Bastelrezepte sind selten spannend für mich. Dennoch gibt es immer wieder einzelne Posts, die mich auch hier in den Bann ziehen. Dann, wenn sie mich in irgendeiner Weise betroffen machen oder mich just in diesem Augenblick aufgrund meines Alltags ansprechen, ja dann lese ich auch mal sowas. Vielleicht bin ich ja genau in diesem Augenblick auf der Suche nach einem Kuchenrezept. Wer weiß.
Die Vielfalt der Blogposts, ich liebe sie. Für jeden ist was dabei und zugleich ist für jeden ganz viel gar nicht interessant. Wer ersteres will, muss mit letzterem eben leben. Nur eines weiß ich: Wenn ich Blogposts ohne jegliche Seele lese, wenn ihnen jegliche Authentizität verloren gegangen ist, dann werde ich immer wegklicken.
Für Bloggerhausen wünsche ich mir, dass das Miteinander und Füreinander noch stärker wächst. Von den größeren Blogs würde ich mi wünschen, dass sie Beiträge, die sie von den kleinen Blogs lesen, auch mal etwas großzügiger kommentieren oder gar teilen würden.. Von den kleineren Blogs wiederum würde ich mir etwas mehr Nachsicht und Verständnis für die größeren Blogs erhoffen. Uns allen steht nur eingeschränkt Zeit zur Verfügung. Nicht gelesen zu werden, hat selten mit böser Absicht zu tun, sondern einfach auch damit, dass man gar nicht erst ins Blickfeld geraten ist im normalen Alltag.
Im Mai werde ich nun bald einige meiner Bloggerkollegen und -kolleginnen zum ersten Mal persönlich kennenlernen. Darauf freue ich mich, aber es bereitet mir auch ein wenig Sorge, denn Blog und Blogger/in müssen für mich einfach zusammenpassen und da spukt es wieder in mir: Was wenn ich Menschen kennenlerne, mit denen ich so gar nicht ihre Blogs assoziiere? Oder noch schlimmer: Was, wenn die anderen Blogger finden, dass mein Blog und ich so gar nicht zusammengehören? Lieber schnell die Zweifel wieder beiseite schieben, denn schließlich möchte ich neugierig und ohne großes Gepäck anreisen.
Wen ich sonst noch gern kennenlernen würde? Mittlerweile sind mir einige Blogger/-innen über Twitter sehr ans Herz gewachsen. Von diesen können einige leider nicht im Mai auf die Bloggerevents in Berlin kommen und das, obwohl ich sie doch so gerne kennengelernt hätte!
Das ist mein Bloggerhausen – und wie sieht dein Bloggerhausen aus? Mache mit bei meiner Blogparade „Mein Blog, Dein Blog, Unsere Blogosphäre„!
Oh schön, dann werden wir uns ja bald kennenlernen- ich hoffe, dass ich dann zu meinem Blog passe 😉 viele liebe
Grüße, JuSu alias Mama Schulze
So toll geschrieben und ich finds so gut auf deiner Reise als Leserin und Kollegin dabei zu sein.
Liebe Grüße
Dani
Wunderbar! Bin ich ganz deiner Meinung mit der Reise und so. Ich bin ja sehr gespannt, wie sich das mit Bloggerhausen noch entwickeln wird, bin ja auch noch ganz frisch dabei, und ein großer Fan von Terrorpüppi 😉 Liebe Grüße von Susanne aka AndalusienMutti
Dann sehen wir uns ja bald, toll. Du hast meinen Blog schließlich mit als erstes gefunden, da war ich kaum online. Ich hoffe, ich und familieberlin passen zusammen. LG Bella
Ich freue mich auf dich. Hab keine Angst.lg
Ich finde auch, dass Blogs sich verändern dürfen. Das macht es doch spannend! Ich habe meinen Blog erst kürzlich freigeschaltet. Viele Texte und sogar die Seite existierten schon ein halbes Jahr, aber ich hatte Angst. Vor Feedback. Davor, mich zu öffnen. Und davor, von den erfahrenen Bloggern zum Frühstück verspeist zu werden�� Aber es macht Spaß und ich freue mich auf den Austausch mit Anderen! Also: Ich werde weiterlesen! Danke fürs Posten!
PS: Mutter Rabe ist übrigens eine Kollegin von mir…auch die Bloggerwelt ist klein…
Wow. Ich bin ein bisserl gerührt:) dabei komme ich kaum noch zum Bloggen, der Journalismus hat mich wiedet:)
Hallo Jessi,
für mich sehr spannend zu Lesen weil Du Themen behandelst die mich aktuell auch bewegen oder vielleicht lese ich es raus, weil es mich beschäftigt?
ch meine das Thema: wer bin ich als Blog/gerin? Wer will ich sein? Wo will ich hin?
Ich habe erst dieses Jahr mit dem Bloggen begonnen. Dennoch stellen sich diese Fragen. Danke für Deinen Post, denn es zeigt mir dass ich nicht allein mir nur solche Gedanken mache!
Bei der Blogfamilia bin ich auch dabei und freue mich wenn wir uns kennen lernen! Wird schon schief gehen 😉
Liebste Grüße,
Gordana
Du machst mich ganz verlegen, aber schön, dass du mich auf meiner Reise begleitest!
Stimmt, aber jetzt bist du ja quasi schon ein alter Blogger-Hase 😉 bin gespannt auf dich!
Hihi, keine Sorge, ich habe keine Angst vor euch. Gehöre nicht unbedingt zur schüchternen Sorte. Meine Angst bezieht sich mehr darauf, dass Real Life und Bloggen nicht zusammenpassen, aber das wird sich ja bald zeigen!
Bei dir hab ich da keine Bedenken bisher. Wirkst authentisch in deinem Blog. Müsstest mich schon arg negativ überraschen und daran mag ich nicht glauben!
Lieben Dank für das schöne Kompliment. Das ist es ja, was wir Blogger hören wollen, oder? Dass man etwas toll geschrieben hat!
Sei weiter mein Gast auf meiner Bloggerreise 🙂
Hihi, ja die Welt ist klein. Mutter Rabe kennst du also persönlich. Da bin ich jetzt aber doch was neidisch!
Interessant, dass du Blog und Texte schon so lange hattest, ehe du den Sprung in die Öffentlichkeit gewagt hast. Ich bin da einfach ganz unbedarft losmarschiert und mache mir dafür eben jetzt die Gedanken… so unterschiedlich kann man sein!
Aber toll, dass es dir jetzt so gut gefällt in Bloggerhausen und auch, dass du weiterhin hier auf meinem Blog vorbeischaust, um mitzulesen!
Ja, dass du so wenig schreibst seit Jahresbeginn, macht mich schon was betrübt… hoffe, du wirst bald wieder mehr Zeit dafür finden. Zumal ich ja eigentlich am liebsten auch noch nen Gastblogpost von dir hätte!
Es ist auch für mich gut zu wissen, dass ich nicht allein mit solchen Gedanken bin! Wie hast du denn bisher diese Fragen für dich beantwortet?
Und schön, dass wir uns auf der Blogfamilia kennenlernen! Ich bin gespannt 🙂
Du stellst gute Fragen! 🙂
Eine wirkliche Antwort auf die Fragen habe ich noch nicht gefunden. Mein Domainname hat mich so festgelegt und da habe ich gemerkt, dass es mir nicht reicht! So begann es mit den Fragen. Ich weiss also, ich will nicht nur Kroatienbloggerin sein. Du beschreibst es gut mit "auf der Suche" sein.
Im Moment mache ich einfach und schaue was passiert…
Tut mir leid Dir noch keine konkretere Antwort geben zu können!
Wenn du das Gefühl hast, dass dich dein Domainname vielleicht zu sehr festgelegt hat, dann ändere ihn doch lieber früher als später… schränk dich selbst nicht zu sehr ein – außer du hängst eigentlich schon zu sehr dran…
Ich hatte mir bei meinem Blognamen auch keine tiefen Gedanken gemacht… er hat einfach sofort gepasst und er passt immer noch! Puh!
Guten Morgen Jessi :-),
danke für den Rat!
Ich habe auch Dein Interview bei Glucke und so gelesen. Das man gute und schlechte Tage hat ist mir sehr sehr bekannt! Ich mag Deine Offenheit.
Sonnige Grüße
Liebe Jessi,
wir freuen uns wirklich sehr über Deine Worte zu uns :-). Genau das ist es, was uns motiviert und es ist immer toll zu lesen, dass wir das erreichen.
Ganz liebe Grüße und vielleicht sehen wir uns im Mai.
Danielle
…und ich freue mich gerade, dass ihr meinen Blogpost überhaupt gelesen habt 🙂
Macht weiter so!
…und wenn die Püppi mir mit ihren Kita-Killerviren keinen Strich durch die Rechnung macht, sehen wir uns im Mai =)
LG Jessi
Lieben Dank für dein Feedback!
Alles Gute auf deinem Weg 🙂
Hallo Jessi!
Ich kann dein Gefühl nachvollziehen, wie schön es ist wenn ein anderer Blogger die eigenen Dinge auch mal teilt. Denn so geht es mir auch. Ich höre auch von vielen Stellen das was Mama on the rocks in ihrem Beitrag beschrieben hat: Das es einfach Grüppchen sind die sich treffen. Anfangs wollte ich auch immer gerne in einer der "In Gruppen" (so wie halt in der Schule damals) sein. Inzwischen würde ich aber eher sagen: Such dir deine eigene Gruppe von Bloggern. Werdet zusammen größer und "groß" und unterstützt euch gegenseitig. Statt "die anderen müssten mal" selber einfach machen und mal abwarten was passiert.
Ich habe übrigens auch ein Ebook "Mom Blog Pro" geschrieben, vielleicht ist das ja was für dich?
Hallo Katarina,
Ich möchte nur geteilt werden, wenn man meinen Beitrag auch toll gefunden hat und ihn als Leseempfehlung weiterreichen möchte. Einfache Likes betrachte ich als angenehmes Feedback ebenso die Kommentare. Das zeigt mir, dass mein Blogpost gefallen hat, zum Nachdenken angeregt hat oder man sich einfach identifizieren konnte.
Wenn etwas davon zutrifft, dann rege ich lediglich dazu an, das auch zu teilen, zu liken oder zu kommentieren. Ich brauche eine Cliquen um glücklich zu sein. Ich hatte lediglich mir etwas mehr Reflexion gewünscht und noch nicht mal kritisieren wollen – denn ich unterstelle vom Prinzip her keine böse Absicht.
Mein gesamter Beitrag hier bezieht sich überwiegend auf meine Rolle in #Bloggerhausen und die Twitterdiskussion kann dieser Beitrag hier kaum angetriggert haben.
Hallo Jessi,
Ich war gestern wohl definitiv zu früh im Bett. Was für eine Twitterdiskussion gabs denn dazu?